EL-Präsident Friedrich Stickler: Mittel für guten Zweck gehen verloren
Das illegale Glücksspiel boomt. Friedrich Stickler, Präsident der European Lotteries (EL), schlägt Alarm: Werde nicht dringend gehandelt, stünden die gemeinwohlorientierten Lotterie- und Sportwettenanbieter vor dem Aus.
„Die legalen Anbieter sind überreguliert – und gegen die Illegalen wird völlig ineffizient vorgegangen“, betonte Stickler bei einem von Lotto Baden-Württemberg in Stuttgart veranstalteten Expertengespräch. So seien illegale Lotterien und Sportwetten in den vergangenen Jahren rasant gewachsen, gerade im Internet. „Allein in Europa gibt es inzwischen 15.000 Online-Glücksspielseiten. 12.500 davon sind nicht lizenziert, zahlen keine oder nur marginale Abgaben und vernachlässigen den Spielerschutz“, erläuterte der österreichische Glücksspiel-Experte. Die autorisierten Anbieter seien mit gravierenden Wettbewerbsnachteilen konfrontiert. „Mit Niedrigsteuersätzen zwischen 1 und 2%, wie sie bei Offshore-Anbietern üblich sind, können und wollen wir nicht konkurrieren.“ Stickler forderte, das klassische, am Gemeinwohl orientierte Lotterienmodell zu verteidigen. „Notwendig ist ein ganzes Maßnahmenbündel: Strenge rechtliche Rahmenbedingungen und Strafen, die Blockade von Zahlungsströmen, das Verbot illegaler Werbung und die Veröffentlichung von Blacklists mit den nicht-lizenzierten Anbietern, um Medien und Öffentlichkeit zu sensibilisieren.“ Der EL-Präsident warnte: „Uns läuft die Zeit davon. Geht es so weiter wie in den vergangenen Jahren, sind wir als gemeinwohlorientierte Anbieter in absehbarer Zeit ökonomisch marginalisiert.“ Dem guten Zweck gingen so Reinerträge in Milliardenhöhe verloren.
Lotto-Geschäftsführerin Marion Caspers-Merk hob hervor: „Teile des Glücksspielsektors sind völlig aus den Fugen geraten. Manipulationen im Sport, erhöhte Spielsuchtgefahren für den Verbraucher und verringerte Erträge für das Gemeinwohl sind die traurigen Begleiterscheinungen. Wir dürfen diesen sensiblen Bereich nicht den freien Marktkräften überlassen.“ Sie erläuterte: „Der Europäische Gerichtshof hat vor kurzem entschieden, dass die Nationalstaaten ihren Glücksspielsektor eigenständig gestalten dürfen. Dies werte ich als eindeutige Bestätigung für den geänderten Glücksspielstaatsvertrag. Jetzt müssen dessen Vorgaben umgesetzt und der Wildwuchs der vergangenen Jahre konsequent eingegrenzt werden.“
Quelle: Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg