Interview mit Marion Caspers-Merk, Geschäftsführerin von Lotto Baden-Württemberg

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


„Der Kuchen wird insgesamt nicht größer, nur anders verteilt“

Marion Caspers-Merk, Geschäftsführerin der staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg
Marion Caspers-Merk, Geschäftsführerin der staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg
ISA-GUIDE-Chefredakteur Reinhold Schmitt unterhielt sich mit Marion Caspers-Merk, der Chefin von Lotto Baden-Württemberg, zur Bilanz des Geschäftsjahres 2013, der Online-Offensive der staatlichen Lotteriegesellschaften und zur geplanten „Deutschen Sportlotterie“.

Chefredakteur Reinhold Schmitt ISA-GUIDE: Frau Caspers-Merk, seit knapp einem Jahr sind Sie Geschäftsführerin von Lotto Baden-Württemberg. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?

Marion Caspers-Merk: Im Rückblick waren die zwölf Monate eine schöne, erfolgreiche Zeit trotz des einen oder anderen Rückschlags. Entscheidend für mich ist immer, nach vorne zu blicken und nie den Optimismus zu verlieren.

Schmitt ISA-GUIDE: Die Spieleinsätze bei den staatlichen Lotteriegesellschaften sind seit Jahren im Sinkflug. Wie lief das Jahr 2013 in dieser Hinsicht?

Marion Caspers-Merk: Der Abwärtstrend ist gestoppt. In Baden-Württemberg sind die Einsätze etwa neun Prozent höher als im Vorjahr. Dieser Anstieg hat mehrere Ursachen: Die Veränderungen beim Hauptprodukt Lotto 6aus49 im Mai, eine zunehmend bessere Akzeptanz unserer europäischen Lotterie Eurojackpot und auch die Neuerungen bei der Sportwette Oddset.

Schmitt ISA-GUIDE: Im November haben Sie Ihre Website www.lotto-bw.de neu aufgelegt. Welche Motive stehen dahinter?

Marion Caspers-Merk: Unser Ziel war es, den baden-württembergischen Spielteilnehmern im Netz einen modernen und kundenfreundlichen Auftritt zu bieten. Das ist mit der neuen Seite sehr gut gelungen. Wegen des zwischenzeitlichen Spielverbots im Internet haben wir viele jüngere Lottospieler an kommerzielle oder nicht-lizenzierte Anbieter verloren. Diese Kunden möchten wir zurückgewinnen.

Schmitt ISA-GUIDE: Wie viele Online-Kunden haben Sie in Baden-Württemberg? Ist das Internet der Vertriebsweg der Zukunft?

Marion Caspers-Merk: Wir haben bis jetzt etwa 70.000 Online-Kunden gewonnen. Gemessen an den Gesamteinsätzen macht das Internet einen Anteil von etwa 2,5 Prozent aus. Mittelfristig streben wir einen Anteil von etwa fünf Prozent an. Die Lotto-Annahmestellen sind und bleiben der wichtigste Vertriebsweg für uns.

Schmitt ISA-GUIDE: Im Oktober wurden Pläne einer neuen Lotterie bekannt. Die „Deutsche Sportlotterie“ soll Spitzenathleten in Deutschland besser fördern. Prominentes Zugpferd ist der Diskuswerfer Robert Harting. Was halten Sie von dieser Initiative?

Marion Caspers-Merk: Die neue Lotterie würde die Glücksspirale schwächen. Bereits vorhandene Spieleinsätze würden sich innerhalb des Sektors der Soziallotterien verschieben, vor allem weg von der Glücksspirale. Der Kuchen wird insgesamt nicht größer, nur anders verteilt. Dies hätte negative finanzielle Folgen für die vorhandenen Mittelempfänger im Sport, der Denkmalpflege und im Sozialbereich. Dass der Sektor der Soziallotterien insgesamt wächst, ist sehr unwahrscheinlich.

Schmitt ISA-GUIDE: Sie stehen dieser Lotterie also ablehnend gegenüber?

Marion Caspers-Merk: Nicht nur ich habe Bedenken, auch innerhalb des Sports rumort es. Weil das Geld nur für den Spitzensport eingesetzt würde, ginge der Breitensport leer aus. Ein Ausscheren macht wenig Sinn, denn der Breitensport profitiert vom Spitzensport und umgekehrt. Wir müssen auch das Signal sehen, das damit ausgesendet wird: Die Einführung einer neuen Soziallotterie würde einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen.

Schmitt ISA-GUIDE: Stichwort Sportwetten-Lizenzen: Gibt es hier Neuigkeiten?

Marion Caspers-Merk: Die Lizenzvergabe verzögert sich immer weiter. So wird die Umsetzung des Glücksspieländerungsstaatsvertrags verschleppt. Darüber sind wir verärgert. Es muss endlich gehandelt werden.

Schmitt ISA-GUIDE: Im September gab es die Meldung eines gemeinsamen Positionspapiers der Südwest-Lotteriegesellschaften und der Landessportverbände. Was steckt dahinter?

Marion Caspers-Merk: Zunächst einmal das wichtige Signal, dass die Lotteriegesellschaften und Landessportverbände ihre Zusammenarbeit intensivieren. Die Förderung des Sports aus den Reinerträgen der staatlichen Lotterien und Wetten ist seit Jahrzehnten bewährt. Dieses einmalige Erfolgsmodell ist in der breiten Öffentlichkeit noch zu wenig bekannt. Wir brauchen deshalb mehr Fürsprecher für die gemeinwohlorientierte Regelung. Die Südwest-Initiative wird übrigens gerade auf ganz Deutschland ausgedehnt. Das freut uns natürlich.

Schmitt ISA-GUIDE: Herzlichen Dank für das Gespräch.