Interview mit Siegfried Hampel: Ein Leben für die Spielbank

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


Siegfried Hampel, Leiter der Spielbank Hannover
Siegfried Hampel, Leiter der Spielbank Hannover
Die Spielbank ist sein Leben: Siegfried Hampel ist seit fast vier Jahrzehnten in der Welt der Kugeln, Karten und Slotmaschines zu Hause wie kein zweiter „Spielbanker“ in Deutschland.

Der gebürtige Hannoveraner hat seinen Beruf sprichwörtlich von der Pike auf gelernt. Sein beruflicher Weg in der deutschen Spielbankenlandschaft begann 1975 in der Spielbank Bad Pyrmont mit der Ausbildung zum Croupier. Drei Jahre später wechselte er an den „grünen Filz“ der Spielbank in der Elbmetropole Hamburg, wo er nicht nur am Roulette und Black Jack tätig war. Bei international besetzten Baccara-Turnieren in den 1980er Jahren war Hampel in leitender Position für den reibungslosen Ablauf dieser exklusiven Veranstaltungen verantwortlich.

Die Karriereleiter kletterte er an der Elbe schnell hinauf, so dass er nach kurzer Zeit die Position des Tischchefs und später die des Saalchefs erreichte. Im Januar 2002 wechselte Hampel in die Leitungsebene der Spielbank Hamburg und war als Technischer Leiter verantwortlich für den spieltechnischen Bereich der Spielbank.

Nach einem kurzen Zwischenspiel in der niedersächsischen Spielbank Osnabrück übernahm Hampel dann im Jahre 2010 die Position des Spielbankleiters in der Spielbank Hannover, die er bis zum heutigen Tage ausübt.

ISA-GUIDE sprach mit Siegfried Hampel:

Chefredakteur Reinhold Schmitt ISA-GUIDE: Herr Hampel, haben Sie noch einen Smoking im Kleiderschrank?

Siegfried Hampel: Selbstverständlich!

Schmitt ISA-GUIDE: Sie wissen worauf wir hinauswollen: der Smoking als typische Arbeitskleidung eines Croupiers. Aber was macht denn eigentlich einen Croupier Ihrer Meinung nach aus?

S. Hampel: Das ist nicht so einfach in einem Satz zu sagen. Generell ist die Arbeit an den Spieltischen anspruchsvoll und auch nicht immer leicht. Spielende Gäste sind oft sehr emotional. Daraus resultiert auch das oberste Gebot der Croupiers: ‚An den Tischen auch in schwierigen Situationen immer gelassen und souverän reagieren‘. Diese Fähigkeit wird einem kaum geschenkt, sondern man erlernt sie im Laufe der Berufsjahre im Spielbetrieb. Eine gute Merkfähigkeit, schnelle Auffassungsgabe, blitzschnelles Kopfrechnen und ein fotografisches Gedächtnis sind absolute Grundvoraussetzungen. Auch ein Gefühl für modernes Entertainment-, professionellem Service am Gast sowie ein gepflegtes Erscheinungsbild sind unverzichtbarer Bestandteil dieses Berufes.

Schmitt ISA-GUIDE: Wie sieht es in Deutschland mit der Ausbildung zum Croupier aus?

S. Hampel: Die Spielbanken in Deutschland bilden ausschließlich für den unternehmensinternen Bedarf aus. In Hamburg habe ich allerdings im Jahr 2004 in Zusammenarbeit mit der IHK an einem Konzept für eine zertifizierte Ausbildung gearbeitet und diese später dann auch umgesetzt.

Schmitt ISA-GUIDE: Braucht ein Croupier eigentlich das gewisse „Fingerspitzengefühl“?

S. Hampel: Das ist von Vorteil, ja. Je nach Situation ist ein guter Croupier natürlich auch als eine Art Seelentröster gefragt, beispielsweise wenn einem Gast das Glück einmal nicht hold gewesen ist. Seit geraumer Zeit werden Spielbank-MitarbeiterInnen außerdem zur Erkennung eines auffälligen Spielverhaltens geschult.

Schmitt ISA-GUIDE: Früher waren die Zeiten besser heißt es. Wird in der Krise weniger gespielt und gaben die Gäste früher mehr Trinkgeld?

RP1S. Hampel: Das Spielverhalten der Gäste hat sich über die Jahrzehnte gesehen tatsächlich stark gewandelt. Die großen Spieler mit ihren teilweise sehr hohen Einsätzen am Spieltisch sind rar geworden. Heutzutage bewegen sich die Einsätze in deutlich kleineren Größenordnungen, was sich auch in den entsprechenden Einspielergebnissen der deutschen Spielbanken niederschlägt. Die Jetons sitzen lange nicht mehr so locker in der Tasche, was sicherlich gerade auch der schwieriger gewordenen wirtschaftlichen Gesamtentwicklung geschuldet ist. Das hat letztendlich auch negative Auswirkungen auf das Trinkgeld, das am Spieltisch für die Angestellten gegeben wird.

Schmitt ISA-GUIDE: Gibt es einen typischen Spieler, einer der zum Beispiel nur Roulette spielt?

S. Hampel: Sicherlich gibt es Gäste, die nur Roulette spielen und andere, die sich bei Black Jack oder Poker wohler fühlen. Black Jack war etwa in der Spielbank Hamburg bei den weiblichen Gästen immer sehr beliebt. Den typischen Spieler zu beschreiben ist jedoch unmöglich. Die Affinität zum Spiel findet man übrigens in allen Altersgruppen, Berufen und Nationalitäten.

Schmitt ISA-GUIDE: Alle hoffen auf das große Glück. An welche großen Gewinne erinnern Sie sich?

S. Hampel: Legendär ist der Gewinn von 1,3 Millionen Mark in einer Nacht, den ein italienischer Textilkaufmann in der Spielbank Hamburg erzielte. Viermal eine Million Mark nahm ein Hamburger Bauunternehmer an vier Besuchstagen innerhalb einer Woche mit nach Hause. Das sind Highlights, die ein Spielbanker auch nach 39 Jahren im Beruf nicht vergisst.

Schmitt ISA-GUIDE: Was gab es noch außer dem Spiel an Roulette und Black Jack zu Ihrer Zeit in der Spielbank Hamburg zu entdecken?

S. Hampel: Eine Menge hochklassiges Entertainment. Es gab zum Beispiel Lesungen mit Hans Joachim Kulenkampff, Nicole Heesters oder Ulrich Tukur, um nur einige wenige zu nennen. Auch Kunstausstellungen und Literaturwettbewerbe haben immer wieder neue Gäste angelockt. Nebenbei bemerkt: Insgesamt haben sich in meiner Hamburger Zeit sieben Paare im Spielsaal das „Ja-Wort“ gegeben.

Schmitt ISA-GUIDE: Im Jahr 2010 wechselten Sie in die Leinestadt Hannover. Welche gesetzten Ziele haben Sie in Ihrer Zeit als Spielbankleiter in der Spielbank Hannover bisher erfolgreich umsetzen können?

S. Hampel: Als Beispiel fällt mir da die Wiederbelebung des Pokerspiels in der Spielbank Hannover ein. Insbesondere das Turnierangebot, das ich zu Beginn meiner Tätigkeit in Hannover vorfand, entsprach nicht den Möglichkeiten, die ein Gast in der heutigen Zeit von professionellen Pokerturnieren im Spielbankenbereich erwarten kann.

Schmitt ISA-GUIDE: Was war zu tun?

S. Hampel: Es musste zuerst einmal eine genaue Bestandsaufnahme des Pokerspielangebotes erfolgen. Ich habe daher seit November 2010 mit erheblichem Aufwand die entsprechenden Strukturen geändert und erfolgreich modernen Erfordernissen angepasst. Ein schöner Erfolg war für mich die Einführung und Etablierung einer überregional anerkannten Turnierreihe namens „Born to Poker“, die im Jahr 2013 überaus erfolgreich war und im neuen Jahr fortgesetzt wird. Auch unsere regelmäßigen Sonntags- und Montagsturniere erfreuen sich hoher Teilnehmerzahlen und sind mittlerweile zu einer Art Institution in der Pokerszene in Niedersachsen geworden.

Schmitt ISA-GUIDE: Hatten Sie rückblickend auch ein persönliches Highlight in Sachen Poker in Hannover?

S. Hampel: Ja. Mein persönliches Highlight war die Austragung der 20. Deutschen Pokermeisterschaft 2012 hier in der Spielbank Hannover. Wir konnten nicht nur mit dem exklusiven Ambiente einer internationalen Spielbank aufwarten, sondern hatten mit unserem großzügig geschnittenen Eventsaal im 1. Stock auch genug Platz für ein Turnier dieser Größenordnung. Daran denke ich gern zurück.

Schmitt ISA-GUIDE: Welche weiteren Herausforderungen stellten sich Ihnen in Hannover?

S. Hampel: Poker ist zwar mein ganz persönliches Steckenpferd, allerdings gibt es auch andere sehr wichtige Herausforderungen in einer internationalen Spielbank dieser Größenordnung zu bewältigen. So ist es mir gelungen, in einer für alle deutschen Spielbanken sehr schwierigen Zeit, die Besucherzahlen signifikant zu erhöhen und insbesondere das Tischspiel mit Roulette, Black Jack und Poker zu stabilisieren.

Schmitt ISA-GUIDE: Noch eine allgemeine Frage zum Thema Spielbanken: Warum benötigen wir überhaupt staatlich konzessionierte Spielbanken?

S. Hampel: Wissen Sie, Spielen gehört einfach zum Wesen des Menschen. Staatlich konzessioniertes Glückspiel verhindert, dass Spielfreudige in die Illegalität gedrängt werden. Der Gast hat bei uns die Sicherheit, dass an Spieltischen und Glücksspielautomaten alles streng kontrolliert und manipulationsfrei abläuft. Bei uns wird niemand „über den Tisch“ gezogen.

Schmitt ISA-GUIDE: Herr Hampel, erlauben Sie noch eine abschließende persönliche Frage?

S. Hampel: Schießen sie los.

Schmitt ISA-GUIDE: Welche persönlichen Pläne haben Sie für Ihre Zukunft?

S. Hampel: Eigentlich müsste ich jetzt, kurz nach meinem 65 Geburtstag sagen, ich kümmere mich um meinen Enkelsohn und geh‘ Segeln. In Wahrheit verhält es sich allerdings ein wenig anders: Mein Job als Spielbankleiter erfüllt und erfreut mich jeden Tag von neuem. Sehr gern würde ich auch weiterhin mein jahrzehntelang gesammeltes und immer wieder erweitertes Wissen und meinen Erfahrungsschatz weiter geben. Halte ich mich in der Nähe einer Spielbank auf, dann spüre ich innerlich dieses Kribbeln und die Ideen sprudeln nur so aus mir heraus. Es ist so als hätte jemand auf den Knopf „POWER ON“ gedrückt.

Schmitt ISA-GUIDE: Herr Hampel, wir danken Ihnen für das Gespräch.

*Der „9.Stock“ war unter Spielbankern der Slang-Begriff für die Spielbank Hamburg, die zu jener Zeit im 9. Stock des InterConti-Hotels in Hamburg ansässig war.