WSOP 2008: Vanessa Selbst ist nicht zu stoppen

Event #25: USD 10.000 Heads-up No-Limit World Championship, Tag zwei

32 Spieler (von 256 gemeldeten) hatten den ersten Tag in diesem prestigeträchtigen Event schadlos überstanden und durfte sich nach jeweils zwei gewonnenen Heads-ups samt und sonders darüber freuen, sicher im Geld gelandet (mindestens USD 21.657) zu sein. Mit diesen Partien wurde das Turnier am Samstag wieder aufgenommen:

Jason Rosenkrantz vs. Brandon Adams

Emil Patel vs. Michael Banducci

Roman Paradiso vs. Sam Farha

Kenny Tran vs. Erick Lindgren

Thomas Lutz vs. John Patgorski

Gavin Griffin vs. Alexander Kostritsyn

Andy Black vs. Michael McNeil

Alex Jacob vs. Jonathan Jaffe

Brian Roberts vs. Alec Torelli

Scott Montgomery vs. Isaac Haxton

Daniel Stern vs. David Williams

Lyle Berman vs. David Podgurski

Jean-Claude Moussa vs. Robert Mizrachi

Jonas Entin vs. Evan Sofer

Cliff Cantor vs. Vanessa Selbst

Matt Giannetti vs. Michael Mizrachi

Die Matches wurden in Level 39 (Blinds: 800/1.600) gestartet, alle Spieler hatten 160.000 in Chips zur Verfügung.

Selbst, vor zwei Tagen überlegene Siegerin im USD 1.500 Pot-Limit Omaha, schien es besonders eilig zu haben: Nach nur 14 Minuten hatte sie sämtliche 100 Big Blinds ihres Gegners Cliff Cantor einkassiert und konnte sich gemütlich und in aller Ruhe auf das nächste Match vorbereiten. Nachdem sie Cantor von Beginn an im Stile eines Bulldozers überrollt hatte, callte sie in der finalen Hand Cantors All-in mit A 5 ohne zu zögern; kein Wunder, die New Yorkerin hatte A A gefunden. Das Board mit2 4 5 9 K war keine Gefahr und Vanessa erreichte in Rekordzeit die Runde der letzten 16.

Nur unwesentlich länger brauchte David Williams gegen David Stern. Nach einem Flop von Q 7 6 feuerte er einen fetten Bet ab, wurde von Stern geraist und setzte ihn schließlich all-in. Williams drehte Q 7 um und komplettierte auf dem Turn mit einer weiteren 7 sogar ein Full House. Stern muckte seine Karten, stand auf und holte sich USD 21.657 beim Cashier ab.

PokerStars-Pro Gavin Griffin fertigte derweil Alexander Kostritsyn nur wenig später ab, als er mit A [key:card_spades] J [key:card_spades] im Pocket auf dem River einen netten Nutfflush komplettierte. Die Hand des Russen ist nicht überliefert, weil er sie lieber erst gar nicht zeigte.

Sammy Farha scheiterte an Roman Paradiso, weil dieser Pocketkings slow spielte und Farha ein geflopptes Vierenpärchen für all-in-würdig erachtete.

Isaac Haxton hielt in der entscheidenden Hand gegen Scott Montgomery K J, was aber gar nichts nützte, weil Scott mit A K aufwarten konnte.

Ein weiterer Pokerpromi, Andy Black, ging shortstacked mit J 10 all-in und wurde von Michael McNeils geflopptem Nutflush in Herz überrollt.

Am Ende wurden aus den letzten 16 Spielern die folgenden Paarungen gelost:

Vanessa Selbst vs. Michael Mizrachi

Robert Mizrachi vs. Jonas Entin

John Patgorski vs. Gavin Griffin

Michael McNeil vs. Jonathan Jaffe

Alec Torelli vs. Scott Montgomery

David Williams vs. Lyle Berman

Brandon Adams vs. Emil Patel

Roman Paradiso vs. Kenny Tran

Nach einer Verschnaufpause ging der gnadenlose Verdrängungswettbewerb weiter. Diesmal dauerte es immerhin 30 Minuten, bis der erste Spieler gehen musste. Es handelte sich um Scott Montgomery, der mit einem gefloppten Neunenpärchen in den Nutflush seines Gegenspielers Alec Torelli rauschte. Jeder Eliminierte in dieser Runde durfte sich immerhin USD 36.096 an der Kasse abholen.

Gavin Griffin fand in einer signifikanten letzten Hand gegen John Patgorski ein Full House (Damen und Zehnen), Patgorskis Hand wanderte brav in den Muck.

Und auch Vanessa Selbst stellte ihre legendären Heads-up-Skills einmal mehr unter Beweis, als sie Michael Mizrachi eliminierte, nachdem sie sich zwischenzeitlich bereits in einer bedrohlichen Situation befunden hatte. Ihr geflopptes Damenpaar war zuviel für den „Grinder“, der lediglich ein ebenfalls geflopptes Paar Sechsen vorzuweisen hatte.

Geschlagene fünf Stunden brauchte schließlich Lyle Berman, um David Williams zu eliminieren. In der finalen Hand fand er mit A [key:card_clubs] 2 [key:card_clubs] einen Nutflush, während Williams seine letzten paar Chips mit 5 6 in die Mitte geschoben hatte.

So sah die Runde der letzten Acht aus:

Brandon Adams vs. Kenny Tran

Gavin Griffin vs. Jonathan Jaffe

Robert Mizrachi vs. Vanessa Selbst

Alec Torelli vs. Lyle Berman

Vanessa Selbst macht mit Robert Mizrachi gleich da weiter, wo sie zuvor mit dessen Bruder Michael aufgehört hatte: Nach einer Stunde und zehn Minuten hatte sie ihren Gegner trotz zwischenzeitlicher Schwächephase fast völlig demoliert, als dieser K [key:card_diamonds] K [key:card_clubs] fand und nach dessen All-in A [key:card_clubs] 10 [key:card_hearts] umdrehte. Der Flop war freilich bitter für Mizrachi: A [key:card_diamonds] A [key:card_spades] 9 [key:card_spades]. Turn und River zeigten keinen König mehr, Robert Mizrachi muss sich mit USD 54.144 zufriedengeben, während Vanessa Selbst in die Runde der letzten Vier einzog und damit Kurs auf ihr zweites WSOP-Bracelet binnen einer Woche nimmt.

Böse erwischte es dagegen Gavin Griffin: Der PokerStars-Pro hatte einen 10:1(!!)-Chiplead gegen Jonathan Jaffe herausgespielt und kam dennoch nicht weiter. Stück für Stück eroberte sich Jaffe verlorenes Terrain zurück. In der finalen Hand vertraute Griffin auf ein geflopptes Paar Fünfen, während Jaffe mit J 8 einen zweiten Buben auf dem Turn fand. Dies bedeutete das bittere Aus für Griffin.

Lyle Berman war weiter das Sorgenkind des Tages. Nach seiner epischen Session gegen David Williams ging es auch gegen Alec Torelli zu wie in Zeitlupe. Als alle anderen Spieler bereits friedlich in der Heia schliefen, saßen sich die beiden Konkurrenten mitten in der Nacht noch immer gegenüber, ohne jeweils auch nur einen Zentimeter ihres Chipstacks preiszugeben. Das Spiel dauerte derart quälend lange, dass Torelli seinen Gegner zwischendurch einen Deal anbot: Der eine bekommt A K, der andere Q Q – und dann soll das Board entscheiden. Abgelehnt. Nächster Vorschlag: „Wir spielen einfach rot oder schwarz, wie beim Roulette“ – ebenfalls nicht akzeptiert.

Um 3.30 Uhr Ortszeit fielen dem Berichterstatter die Augen zu, es steht zu befürchten, dass Torelli und Bermann noch an ihrem Tisch sitzen, wenn er wieder aufwacht. Wir werden das Ergebnis ungefähr im Jahr 2010 nachtragen…

Fest steht, dass Jonathan Jaffe, Kenny Tran und Vanessa Selbst das Finale erreicht haben und am heutigen Sonntag um die Siegprämie in Höhe von USD 539.056 spielen werden. Falls sich Torelli und Berman beeilen (…), wird das Turnier am Nachmittag fortgesetzt.