Geschichtlicher Rückblick Las Vegas (Teil 13)

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
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Ein frühes Modell des CityCenter Komplexes. Hier noch nicht zu sehen sind die Veer Towers, diese entstehen links vorne anstelle des runden Eckgebäudes. (Foto: Kyle LV / CC BY-SA 3.0)
Ein frühes Modell des CityCenter Komplexes. Hier noch nicht zu sehen sind die Veer Towers, diese entstehen links vorne anstelle des runden Eckgebäudes. (Foto: Kyle LV / CC BY-SA 3.0)
Nach all den verschiedenen Casinos, den immer größeren und imposanteren Hotels, fragt man sich, was ändert sich noch.

Las Vegas wäre nicht Las Vegas, wenn es nicht zu allem noch eine Steigerung geben würde. So wurde im Juni 2006 das bisher größte Bauprojekt in Angriff genommen, das Las Vegas City Center. Ein integrierter Wohn-, Hotel-, Casino-, Shopping- und Entertainmentkomplex. Mit Baukosten in Höhe von 9,2 Milliarden Dollar, handelt es sich um das bisher größte Bauvorhaben in Las Vegas. Es ist bis heute das teuerste und privateste finanzierte Bauvorhaben in den USA. Wieder einmal hatte ein alter Bekannter seine Finger mit im Spiel. Das MGM Resorts International, dem inzwischen weltweit zweitgrößten Casino Betreiber hinter Caesars Entertainment.

Natürlich ging die Finanzkrise auch an Las Vegas nicht spurlos vorüber. Zum ersten mal in der Geschichte musste die Stadt mit sinkenden Besucherzahlen kämpfen und auch die Einwohnerzahl stagnierte nicht nur, sondern sank ebenfalls einige Zeit lang. Da Las Vegas zu den am schnellsten wachsenden Städten in den USA zählte, wurde es von der Immobilienkrise besonders hart getroffen. Viele Menschen verloren ihre Häuser und ihre Arbeit, was wiederum für geringere Ausgaben sorgte und eine Abwärtsspirale in Gang setzte, gegen die sich Las Vegas stets immun glaubte. Viele Bauvorhaben mussten verschoben oder unterbrochen werden und bis heute hat sich Vegas nicht vollständig von diesem ökonomischen Einbruch erholt.

Eingangsbereich des Crystals vom Strip aus. (Foto: Cygnusloop99 / CC BY-SA 3.0)
Eingangsbereich des Crystals vom Strip aus. (Foto: Cygnusloop99 / CC BY-SA 3.0)
So konnte der Zeitpunkt für ein derart gigantisches Bauvorhaben eigentlich kaum schlechter sein. Zusätzlich war, das ein Jahr zuvor der Cotai Strip in Macau mit den ersten Casinos eröffnet wurde. Dieses trug auch nicht unbedingt zur Verbesserung der Situation bei. Dazu kamen etliche Änderungen während des Bauprozesses sowie steigende Baukosten die MGM und seinen Partner Dubai World dazu nötigten, die ursprünglich errechneten 4 Milliarden Dollar Baukosten auf die letztendlichen 9,2 Milliarden Dollar aufzustocken.

Aber auch die Unsummen die investiert wurden, verhinderten nicht, das sich Baumängel einschlichen. So musste das Harmon Hotel erst von 49 Stockwerken auf 28 reduziert werden, um dann doch, nach Beendigung der Fassaden-arbeiten, aufgrund wesentlich schwerwiegenderer Mängel, komplett abgerissen zu werden. Der daraufhin erwartete Schadensersatzanspruchs wurde von den beteiligten Parteien aber vergleichsweise schnell mittels Vergleich beigelegt.

Das Aria Resort and Casino. (Foto: King of Hearts / CC BY-SA 3.0)
Das Aria Resort and Casino. (Foto: King of Hearts / CC BY-SA 3.0)
Das Aria Resort & Casino sticht hier besonders hervor, da in dem Hotel das verwirklicht wurde, was technologisch möglich war. Hotelzimmer mit automatischer Beleuchtung sowie eine Anwesenheits abhängige Temperaturregelung. Das bekannte Popular Mechanics Magazin nannte das Aria „das technologisch fortschrittlichste Hotel das je gebaut wurde“.

Entstanden ist ein 308.000 qm große Gebäudekomplex mit rund 1,5 Millionen Quadratmetern Nutzfläche, an der Stelle wo einst das Boardwalk Hotel and Casino stand. Hier findet man neben dem zentralen, „Crystals“ genannten 50.000 qm großen Einkaufs- und Entertainmentbereiche und rund 2.400 Luxus-Eigentumswohnungen. Als markantestes Gebäude das 4.004 Zimmer umfassende Aria Resort & Casino, das Vdara Hotel & Spa mit 1.495 Zimmern, das Mandarin Oriental mit weiteren 392 Zimmern und die Veer Towers mit 674 Eigentumswohnungen. Dabei wurde jedes Gebäude des City Centers von einem anderen Architekten entworfen und der gesamte Komplex so konzipiert das er seinen Bewohnern alle Annehmlichkeiten des täglichen Lebens bietet.

Beim Bau des City Centers wurde auf hohe Nachhaltigkeit und geringen Ressourcenbedarf geachtet. In allen Gebäuden wurde auf maximale Energieeffizienz geachtet und die Umweltverträglichkeit aller Baustoffe sichergestellt. Daneben verfügt der Komplex über eine eigene Wasseraufbereitungsanlage sowie ein Blockheizkraftwerk das den benötigten Strom erzeugt und auch für Warmwasser sorgt. So ist zwischenzeitlich auch jedes Gebäude im City Center mit einen LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) Gold Award zertifiziert.

The Cosmopolitan of Las Vegas am Abend. Ganz links im Bild ist noch The Harmon Hotel zu sehen welches inzwischen, aufgrund von Baumängeln, abgerissen wurde. (Foto: Allen McGregor / CC BY 2.0)
The Cosmopolitan of Las Vegas am Abend. Ganz links im Bild ist noch The Harmon Hotel zu sehen welches inzwischen, aufgrund von Baumängeln, abgerissen wurde. (Foto: Allen McGregor / CC BY 2.0)
Mit „The Cosmopolitan of Las Vegas“ eröffnete am 15. Dezember 2010, trotz Krise, ein weiteres Super Luxus Resort direkt am Strip seine Pforten. Die Entwicklungsgesellschaft 3700 Associates war ein Joint Venture zwischen David Friedman (einem früheren Sands-Manager), Ian Eichner (ein Immobilieninvestor) und Soros Fund Management. Das es dieses Casino selbst in die deutschen Nachrichten schaffen sollte, wusste da natürlich noch niemand. Erstmal liefen die Bauarbeiten nach Plan, bis im Januar 2008, zum Höhepunkt der Wirtschaftskrise, den Investoren das Geld ausging und ein Kredit bei der Deutschen Bank nicht bedient werden konnte. Nachdem weitere Kapitalgeber dem Projekt finanzielle Unterstützung zusicherten gingen die Bauarbeiten erst einmal weiter. Trotz allem kündigte die Deutsche Bank nur einen Monat später gerichtliche Vollstreckungsmaßnahmen gegen die Entwicklungsgesellschaft an und kaufte das gesamte Hotelprojekt schließlich für 1 Milliarde Dollar. Wie wir heute wissen, war die Deutsche Bank nicht gerade ein erfolgreicher Hotelcasino Betreiber und so kam was kommen musste und „The Cosmo“ ging für 1,73 Milliarden Dollar an den heutigen Betreiber The Blackstone Group.

Das Riesenrad High Roller. (Foto: Nate Stiller / CC BY-SA 3.0)
Das Riesenrad High Roller. (Foto: Nate Stiller / CC BY-SA 3.0)
Aber nicht jedes Projekt hatte so viel Glück. So schaffte es das „Skyvue Las Vegas Super Wheel“ nicht einmal bis zum Rohbau. Das Projekt sollte in drei Phasen verwirklicht werden. Zuerst das Skyvue genannte Riesenrad, gefolgt von einem 1.300 Zimmer großen Hotel und einer 55.000 qm Einkaufsmeile mit Shops und Restaurants. Das Skyvue sollte nicht nur das größte Riesenrad der Welt werden sondern auch noch den weltweit grössten Outdoor LED-Werbebildschirm beherbergen. Nachdem das Eröffnungsdatum immer weiter in die Zukunft verschoben wurde, zuletzt hatte man Mitte 2015 vorgesehen, ist die Baustelle inzwischen verlassen. Vom Skyvue stehen nur die beiden Betonsäulen die das Riesenrad hätten halten sollen, das Gelände an sich steht zum Verkauf.

Das ein Riesen-Riesenrad in Las Vegas aber durchaus Potential hat, bewies ein paar Jahre später Caesars Entertainment mit dem am 31. März 2014 eröffneten und „High-Roller“ getauften, weltweit größten, Riesenrad mit 167,6 Metern Höhe und 158,5 Metern Durchmesser, das als neues Kernstück des Linq Resort fungiert. Auch hier hat man wieder das für Las Vegas gewohnte Maß an Innovation einfließen lassen. Neben dem obligatorischen LED Beleuchtungssystem wurde jede der jeweils 20 Tonnen schweren Passagierkabinen in einem Ring am Riesenrad befestigt, in welchem ein Elektromotor während der Fahrt, für eine stets waagerechte Ausrichtung sorgte. Neben dem gewollt futuristischen Aussehen verhindert man so auch ein auf schaukeln der Gondeln bei Wind.

Wie wir sehen geht die Expansion am Strip weiter, wenn auch vorsichtiger und wesentlich bedachter als in den vorangegangenen Jahrzehnten.

Im kommenden Rückblick wollen wir uns einem anderen Marktsegment zuwenden, nämlich jenen Casinos die über ganz Las Vegas verteilt operieren. Erfahren Sie mehr über dieses Konzept und den sagenhaften Erfolg von Station Casinos und der Coast Gruppe.

Hier finden Sie eine Übersicht aller bisher erschienen Teile unseres Las Vegas Rückblicks.