Geschichtlicher Rückblick Las Vegas (Teil 7)

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


Das heutige Las Vegas Hotel & Casino. (Foto: Bezrukov / CC BY 2.0)
Das heutige Las Vegas Hotel & Casino. (Foto: Bezrukov / CC BY 2.0)
Während am Las Vegas Boulevard ein Superhotel nach dem anderen entstand und an der Paradise Road Projekte wie das „International“ (später Las Vegas Hilton/Las Vegas Hotel & Casino) oder an der Flamingo Road das MGM Grand (heute als Bally’s bekannt) ihre Tore, überwiegend für Touristen, öffneten schritt auch in Old Las Vegas, also der Downtown Gegend, die Entwicklung voran. Während die großen Hotels am Strip mehrheitlich durch Kapitalgesellschaften finanziert wurden oder sich in den Händen mächtiger Konzerne befanden, fand man in Downtown an der Freemont Street fast nur Casinos die von Privatpersonen betrieben wurden und die oftmals eine interessante, lang zurückreichende Geschichte vorzuweisen hatten.

Wie wir inzwischen wissen gab es, als das Glücksspiel in Nevada legalisiert wurde, nur ein paar kleine Casinos die von privaten Betreibern finanziert und verwaltet wurden. Einige dieser Kleinbetriebe wurden jedoch immer grösser und begannen ebenfalls zu expandieren. Einer dieser Casinobetreiber war Sam Boyd, der bereits 1910, als Teenager, mit Bingo-Spielen in das Casinogeschäft einstieg. Später veranstaltete er Glücksspiele auf einem Schiff, welches von Long Beach (Kalifornien) aus in See stach. Sogar auf Hawaii organisierte er Bingorunden, bis es ihn letztendlich 1941 nach Las Vegas zog. Gemäss seinen Aussagen kam er mit 30 Dollar in die Spielerstadt, in der er zum Multimillionär aufsteigen sollte.

Union Pacific Station, Las Vegas, ca. 1930–1945 (Foto: Boston Public Library)
Union Pacific Station, Las Vegas, ca. 1930–1945 (Foto: Boston Public Library)
Anfänglich dealte Sam Boyd Penny-Roulette im Sahara und im „The Mint“, wo er langsam die Karriereleiter hinaufkletterte, bis er schließlich im Management angelangt war. So war es nur eine Frage der Zeit bis er sich entschloss, zusammen mit seinem Partner Frank Scott, ein eigenes Casino zu gründen. Das Union Plaza wurde direkt an der Eisenbahnstation Union Railway Station gebaut, daher auch der Name des Casinos. 1971 gründete er die Boyd Group, welche sein Sohn Bill Boyd später leiten sollte. Diese neu gegründete Gesellschaft wurde durch wenige, selbst ausgewählte, Investoren finanziert, welche allesamt aus Sam Boyd’s Bekanntenkreis stammten. 1975 wurde das California Hotel eröffnet, welches in erster Linie für Touristen aus Hawaii bestimmt war und enge Marketingverträge mit dem Tourismusbüro dieser Insel hatte. 1979 entstand ein weiteres Hotel abseits vom Strip unter der Flagge der Boyd Gruppe: Sam’s Town Hotel and Gambling Hall.

So entstand mit der Zeit ein Netzwerk, welches der Boyd Gruppe massive Marktanteile am lokalen Casinogeschäft sicherte. 1983 erklärte sich die Boyd Gruppe dann auch bereit das, durch erhebliche Probleme in die Schlagzeilen geratene, Stardust Hotel zu übernehmen. Berichten zufolge sollen im Stardust Jackpots an Spielautomaten manipuliert worden sein. Digitalanzeigen über den Automaten stellten einen Jackpot in Aussicht, welcher in Wahrheit überhaupt nicht gewonnen werden konnte. Das ganze war eine reine Show. Der Betrug flog schließlich auf und Chancen standen gut, dass das Stardust seine Lizenz verlieren könnte und, in Folge dessen, hätte schließen müssen. Um dies zu verhindern und die Übernahme des ganzen Hotels durch die Stadt zu vermeiden, erklärte sich die Boyd Gruppe bereit, das Hotel unter bestimmten Auflagen weiterzuführen. Das Stardust Hotel war einst der Stern am Himmel von Las Vegas, wurde aber nach und nach durch die neuen Casinos überrollt. Es befand sich bis zu seinem Abriss im Jahr 2007 im Besitz der Boyd Gaming Corporation.

Benny Binion sollte auf eine andere Art und Weise zu Ruhm gelangen. Dieser Mann kam ebenfalls in den 40er-Jahren nach Las Vegas, um sich dem Casinogeschäft zu widmen. Ursprünglich stammte Benny Binion aus Texas, wo er bereits zu Jugendzeiten, Poker in Hinterzimmern spielte und organisierte.

Das bekannte Neonschild des Stardust Casinos, 1990 (Foto: Henning Schlottmann / CC BY 1.0)
Das bekannte Neonschild des Stardust Casinos, 1990 (Foto: Henning Schlottmann / CC BY 1.0)
Nachdem er zwei Beteiligungen an Casinos in Las Vegas erworben und später wieder verkauft hatte, übernahm er schliesslich das Apache Hotel und den Eldorado Club in Downtown, Las Vegas. 1988 kaufte Binion das anliegende Mint Hotel und kombinierte es mit dem Horseshoe Club. Wer damals durch das Casino ging, musste feststellen, dass es effektiv zwei verschiedene Casinos waren, die vereint wurden. Das Casino wurde später umbenannt in Binion’s Horseshoe und danach in Bininon’s Gambling Hall & Hotel.

Benny Binion starb 1988, und mit ihm starb auch eine Legende. Seine letzte Geburtstagsparty sollte in der Thomas and Mack Arena stattfinden – mit 19.000 geladenen Gästen! Die Party kostete über eine halbe Million Dollar, und an der großen Gästeanzahl konnte man auch die Beliebtheit dieses Urgesteins der Casinobranche ablesen. Nach seinem Tod blieb das Casino weiterhin im Familienbesitz und wurde gemäss den Philosophien seines Gründers weitergeführt. Das Horseshoe Casino war ausserdem bekannt für seine Großzügigkeit den Spielern gegenüber: gratis Restaurantbesuche, ohne dass man stundenlang spielen musste, sehr faire Preise im Coffeeshop, sowie bestes Rindfleisch, von maisgefütterten Rindern einer hauseigenen Farm in Texas, die das Binion’s Horseshoe Steakhouse zum wahren Insider Tip machten.

Ausserdem gab es im Horseshoe ein Schaufenster mit 100 original 10.000-Dollar Banknoten, vor denen man sich kostenlos fotografieren lassen konnte, um das Bild als Erinnerung mit nach Hause zu nehmen.

Das Casino, völlig im Wild West Stil gebaut, war in erster Linie dafür berühmt, dass es quasi unlimitierte Einsätze der Spieler annahm. Wer am Würfeltisch eine Million wetten wollte, war bei Benny Binion goldrichtig. Als zusätzliche Attraktion veranstaltete der Horseshoe Club 1970 ein mehrwöchiges Pokerturnier. Es war ein Duell zwischen einem Profi-Pokerspieler, der durch den Horseshoe Club gesponsert wurde und für das Haus spielte, und einem Spieler Namens “Nick der Grieche”, der aus Übersee anreiste, um sich der Herausforderung zu stellen, wer nun der weltweit beste Pokerspieler war.

Binions Gambling Hall & Hotel. (Foto: TexasWebScout / CC BY-SA 2.5)
Binions Gambling Hall & Hotel. (Foto: TexasWebScout / CC BY-SA 2.5)
Das Turnier fand im Eingangsbereich hinter einer Absperrung statt, so dass die Zuschauer immer Einblick in das Spielgeschehen hatten. Das Ergebnis war natürlich, dass Nick der Grieche sein gesamtes Geld verlor und der Horseshoe Club ein unglaubliches Prestige erlangte. Daraus entstanden sind die alljährlich wiederkehrenden World Series of Poker, die inzwischen jedes Jahr tausende Pokerspieler aus aller Welt nach Las Vegas ziehen, um dort um den Titel des besten Pokerspielers zu kämpfen.

Die Hauptattraktion dieses Turnierspektakels ist sicher das 10.000 Dollar No-Limit Texas Hold’em Main-Event, bei dem der erste Platz mit einer Preissumme in der Grössenordnung von 8 Millionen Dollar und einem 18-Karat “World Champion of Poker” Gold-Armband dotiert ist. Der Gewinn dieses Turniers ist der Traum jedes Pokerspielers überhaupt, und nur sehr wenige schaffen dieses Ziel im Laufe ihrer Spielerkarriere. Pokerlegenden wie Johnny Moss, Phil Helmuth, Doyle Brunson, Johny Chan, Erik Seidel, Amarillo Slim und andere waren regelmässige Gewinner dieses Super-Spektakels.

2003 gewann mit Chris Moneymaker erstmalig ein Spieler die WSOP der sich seine Teilnahme online erspielte. Mit 40 Dollar Einsatz gewann er den Buy-in und die Reisespesen für das Turnier in Las Vegas, ging dorthin, und wurde überrollt von einer sagenhaften Glückssträhne! Er überlebte mehr als 800 Spieler und vier Tage härtestes Pokerspiel, um am Ende mit 2,5 Millionen Dollar in der Tasche, nach Hause zu seiner Familie zurückzukehren. Ein American Dream, der Realität wurde.

Das Binion’s befand sich bis 2004 in Familienbesitz und wird aktuell durch die TLC Casino Enterprises betrieben. Das an das Casino angeschlossene Hotel wurde 2009 geschlossen. 2005 fand die letzte World Series of Poker im Binion’s statt, aufgrund der zwischenzeitlich Größe des Turniers, hat man sich dazu entschlossen auf die wesentliche größeren Räumlichkeiten des Rio auszuweichen.

An dieser Stelle unterbrechen wir die Berichterstattung für heute. Die neuen Eindrücke, durch die Casinos aus den 80er-Jahren, werden wir Ihnen beim nächsten Mal vorstellen.

Hier finden Sie eine Übersicht aller bisher erschienen Teile unseres Las Vegas Rückblicks.