Wie sich Spieler weltweit selbst ausschließen – Systeme, Regeln, Zahlen

Selbstsperren – im Fachjargon oft „Self-Exclusion“ genannt – sind heute in vielen Jurisdiktionen das Herzstück des Spielerschutzes. Die Grundidee ist einfach: Spielerinnen und Spieler können sich selbst – auf eigenen Antrag – für einen bestimmten Zeitraum oder dauerhaft vom Glücksspiel ausschließen. Anbieter sind dann verpflichtet, den Zugang zu verweigern.

In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die Ausgestaltung, Reichweite und Wirksamkeit stark variieren. Manche Staaten setzen auf umfassende nationale Register, die für alle legalen Angebote gelten – egal ob stationäre Casinos, Spielhallen oder Online-Plattformen. Andere Länder beschränken die Selbstsperre nur auf bestimmte Segmente (z. B. ausschließlich Online-Glücksspiel oder nur landbasierte Casinos). Und es gibt Märkte, in denen Selbstsperren kaum oder gar nicht gesetzlich vorgesehen sind – dort existieren nur freiwillige, oft isolierte Programme einzelner Anbieter.

spielsperren_vergleich
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Unterschiedliche Schwerpunkte weltweit

  • In Europa ist der Trend klar: zentralisierte Register mit Pflichtprüfung. Deutschland (OASIS – Statistiken ab sofort online abrufbar, Dänemark (ROFUS) oder die Niederlande (Cruks) haben Systeme eingeführt, die für alle lizenzierten Anbieter verbindlich sind. Damit schließen sie effektiv Schlupflöcher, in denen Spieler zwar gesperrt sind, aber zu einem anderen legalen Anbieter wechseln könnten.
  • Im Vereinigten Königreich deckt das System GAMSTOP konsequent den Online-Bereich ab, während landbasierte Casinos und Wettbüros eigene Verfahren anwenden. Damit ist die Abdeckung zwar breit, aber nicht komplett integriert.
  • In Asien sind die Modelle oft noch strenger oder komplexer: Singapur bietet neben freiwilliger Selbstsperre auch gesetzliche Ausschlüsse (z. B. für überschuldete Personen) sowie die Möglichkeit für Familienmitglieder, eine Sperre zu beantragen. Macau kombiniert Self-Exclusion mit Third-Party-Anträgen, allerdings auf maximal zwei Jahre begrenzt.
  • In klassischen Glücksspiel-Hotspots wie Nevada (Las Vegas) gibt es dagegen bis heute kein zentrales staatliches Selbstsperrsystem. Spieler können sich nur bei einzelnen Häusern ausschließen lassen, und es existiert eine staatliche „Excluded Persons“-Liste – allerdings eher für Kriminelle oder Regelbrecher, nicht für Spielsüchtige.
  • In Australien wurde mit BetStop 2023 zwar ein nationales Online-Register gestartet, doch die Integration von stationären Angeboten wie Lotterien, Keno oder Clubs steht noch aus. Hier zeigt sich der Konflikt zwischen föderalen Strukturen und nationaler Einheitlichkeit.

Warum Selbstsperren wichtig sind

Die Wirksamkeit von Sperrsystemen hängt stark davon ab, wie umfassend und verbindlich sie ausgestaltet sind:

  • Je zentraler und kanalübergreifender, desto weniger Ausweichmöglichkeiten bleiben Spielern.
  • Mindestlaufzeiten (z. B. 6 Monate in NL/UK) verhindern kurzfristige Rücknahmen und erhöhen den Schutz.
  • Systeme mit Familien- oder staatlichen Ausschlüssen gehen noch einen Schritt weiter, weil sie auch Spieler schützen, die selbst keine Sperre beantragen würden.

Fazit: Ein Flickenteppich mit Vorreitern

Global betrachtet ergibt sich ein Flickenteppich: Während Länder wie Deutschland, Dänemark, die Niederlande oder Singapur zu den Vorreitern gehören, bleiben andere Hotspots wie Las Vegas oder Teile Australiens deutlich hinterher. Spieler haben je nach Land sehr unterschiedliche Möglichkeiten – von umfassenden Schutzsystemen mit hunderttausenden Registrierungen bis hin zu fragmentierten Insellösungen, die Lücken lassen.


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Deutschland (OASIS)

Deutschland betreibt mit OASIS ein zentrales, bundesweites Register, das alle lizenzierten Angebote (online & terrestrisch) abdeckt. Nach vier Jahren Laufzeit verzeichnet OASIS 336.980 Registrierungen (Stichtag Ende Juli 2025). Besonders genutzt: die Ein-Jahres-Sperre; zusätzlich gibt es Kurzzeit-„Cool-Downs“ (24 h) und sehr lange Sperren (5–10 Jahre bzw. >10 Jahre). Monatlich kommen i. d. R. 7.300–9.600 neue Einträge hinzu, während Aufhebungen rückläufig sind.

Neben der Selbstsperre kommt in Deutschland noch ein oft übersehener, aber gesetzlich verankerter Aspekt des Spielerschutzes hinzu: die Verpflichtung der Glücksspielanbieter zur Fremdsperre. Laut Glücksspielstaatsvertrag müssen Betreiber von Spielhallen, Wettbüros oder Online-Angeboten einen Spieler sperren, wenn sie Anzeichen für eine Spielsucht erkennen.

Dänemark (ROFUS)

Die dänische Glücksspielbehörde Spillemyndigheden betreibt ROFUS, das landesweit für lizenzierte Anbieter gilt. Im Mai 2025 wurde die Marke von 60.000 Registrierungen überschritten. Der Anstieg wird mit verpflichtender Anbieteraufklärung und Kampagnen, speziell für junge Männer, erklärt.

Niederlande (Cruks)

Das Cruks-Register ist Pflichtprüfung für alle legalen Anbieter (online & landbasiert). Offizielle Monitoring-Berichte der Kansspelautoriteit zeigen ein stetiges Wachstum: 87.345 registrierte Personen (Januar 2025); zuvor 75.334 (Juni 2024). Mindestdauer der Sperre: 6 Monate.

Vereinigtes Königreich (GAMSTOP)

GAMSTOP deckt alle lizenzierten Online-Anbieter ab und meldete 2024 ein Rekordjahr mit 99.186 Neuanmeldungen; mittlerweile sind >1 % der Bevölkerung registriert. Auffällig ist der starke Zuwachs bei Unter-25-Jährigen.

Spanien

Die Aufsicht DGOJ treibt parallel zur Selbstsperre den Einsatz algorithmischer Risiko-Indikatoren (KI-gestützt) und eine Strategie „Safe Gambling 2026–2030“ voran. Ziel ist die frühe Erkennung riskanten Spielverhaltens.

Singapur (NCPG)

Selbstsperren sind in Singapur mehrstufig: Casinos, Automatenräume und Online-Wetten (Singapore Pools). Dazu kommen gesetzliche Ausschlüsse (z. B. bei Insolvenz oder Sozialhilfe) sowie Family Exclusion Orders. Ende 2024 waren laut NCPG insgesamt rund 182.954 Personen für Casinos gesperrt, weitere zehntausende für Online- oder Automatenangebote.

Australien (BetStop)

Mit BetStop existiert seit August 2023 ein landesweites Online/Phone-Register. Bis Ende Q2 2025 waren 44.841 Personen registriert, davon 30.032 aktiv. Diskutiert wird eine Erweiterung auf stationäre Segmente wie Lotterien oder Keno.

Philippinen (PAGCOR / NDRP)

Die Behörde PAGCOR führt die National Database of Restricted Persons (NDRP). 2022 wurden 333 Anträge auf Selbst- oder Fremdsperre gestellt, ein Zuwachs von 62 % gegenüber 2021. Quartalsberichte listen detailliert Anträge und Aufhebungen.

Nevada / Las Vegas

Nevada hat kein zentrales staatliches Selbstsperrsystem. Stattdessen existieren hausbezogene Sperrprogramme und eine staatliche „Excluded Persons“-Liste, die aber eher für Straftäter oder Regelbrecher gedacht ist. Kritiker sprechen von einer Schutzlücke.

Macau

Macau bietet Self-Exclusion und Third-Party Exclusion (Familienanträge). Zuständig ist die DICJ; maximale Sperrdauer: zwei Jahre. Formulare sind öffentlich zugänglich, Daten zu Volumina werden allerdings nicht regelmäßig veröffentlicht.

Monaco (Monte-Carlo)

Monaco verfolgt ein Sondermodell: Einwohner dürfen grundsätzlich nicht spielen. Besucher können sich auf Antrag ausschließen lassen. Casinos können Gäste auch bei „unerwünschtem Verhalten“ sperren.

 


Vergleich – auf einen Blick

Markt Zentralregister? Geltung Mindestdauer Zahlen (aktuellste öffentlich)
Deutschland (OASIS) Ja Online & terrestrisch 24 h-Pause, regulär ≥3 Monate; häufig 1 Jahr 336.980 Registrierungen (Ende Juli 2025) iGB
Dänemark (ROFUS) Ja Online & terrestrisch 24 h bis permanent (mit Bedingungen) >60.000 (Mai 2025) spillemyndigheden.dk
Niederlande (Cruks) Ja Online & terrestrisch ≥6 Monate 87.345 (Jan. 2025); 75.334 (Juni 2024) kansspelautoriteit.nl+1
UK (GAMSTOP) Ja (online) Online gesamt; terrestrisch separat 6 Monate / 1 Jahr / 5 Jahre 99.186 Neuanmeldungen 2024; >1 % Bevölkerung registriert iGB
Singapur (NCPG) Ja (mehrstufig) Casinos, Automatenräume, Online-Wetten i. d. R. ≥12 Monate; auch gesetzl. Ausschlüsse Offizielle Jahresstatistiken (2024) mit hohen Beständen je Kategorie Default
Australien (BetStop) Ja (national, online/phone) Online/Telefon-Wetten flexible Intervalle 44.841 registriert; 30.032 aktiv (30.06.2025) acma.gov.au
Philippinen (NDRP) Ja Casinos/EGames (Regime PAGCOR) je nach Typ Jahres-/Quartals-PDFs; z. B. 333 Anträge 2022; Datensätze bis Q4 2023 pagcor.ph
Nevada Nein (staatenweit) Hausprogramme / „Excluded Persons“-Liste kein zentrales Volumen; Kritik an Lücken Nevada Current
Macau Ja (DICJ) Casinos bis 2 Jahre Verfahren & Formulare öffentlich; Volumina nicht regelmäßig publiziert 澳門特別行政區政府入口網站
Monaco Sonderregime Einheimische ausgeschlossen; Self-Exclusion möglich keine regelmäßigen Zahlen; Hausregeln (SBM) Monte Carlo SBM