Was die Sozialversicherungsnummer von Onkel und Tante und das Auto der Frau mit dem neuen Novomatic-Chef zu tun haben.
London (per) – Er sei nur designierter Vorstandschef. Darauf legt Franz Wohlfahrt („ja, ich bin weitschichtig mit dem Tormann verwandt“) wert. Bevor er endgültig im Firmenbuch eingetragen wird, muss der 44-jährige Anwalt eine mühsame persönliche Lizensierung über sich ergehen lassen.
Das ist so üblich in der Glücksspielbranche. Wie lauten die Sozialversicherungsnummern Ihrer Verwandten? Mit welchen Mitteln haben Sie das Auto ihrer Frau angeschafft? Die Abnahme von Fingerabdrücken und die Offenlegung der Vermögensverhältnisse bis hin zur Nennung der Begünstigten in der Lebensversicherung verstehen sich da fast von selbst.
14 solcher „Formular-Packerl“, wie Wohlfahrt sagt, müsse er ausfüllen. Denn in 14 der 39 Ländern, in denen der niederösterreichische Automatenhersteller und Casino-Betreiber Novomatic tätig ist, bestehen „Gaming Boards“ auf Mitsprache bei der Besetzung von Spitzenpositionen. Ob schon jemand abgelehnt wurde, ist Wohlfahrt nicht bekannt. Nur dass einige potenzielle Vorstände und Aufsichtsräte bereits den Job abgelehnt haben, weil sie nicht so durchleuchtet werden wollten. Wohlfahrt selbst rechnet Ende März mit seiner Zulassung. Sein Vorgänger Johannes Hahn hat sich bereits im November als nicht amtsführender Stadtrat in die Wiener Politik verabschiedet.
Der auf Glücksspielrecht spezialisierte Jurist Wohlfahrt, übrigens Schwager des bekannten Weinproduzenten Umathum, will seine Anwaltskanzlei weiter führen. „Durch den Jobwechsel ist mir aber der größte Kunde verloren gegangen.“ Dafür erspare sich die Novomatic jetzt die Anwaltskosten. Doch an Geld mangelt es dem Glücksspielkonzern ohnehin nicht. Der Umsatz stieg auch durch die Übernahme des zweitgrößten deutschen Glücksspielherstellers NSM Löwen Entertainment im Vorjahr von 280 auf 420 Mill. Euro. Zum Gewinn hält sich Novomatic-Gründer und Eigentümer Johann Graf bedeckt. „Wir sind ja nicht börsenotiert und wollen auch nicht werden.“
Den ersten großen Auftritt hatte Wohlfahrt diese Woche bei der größten europäischen Glücksspielmesse in London – eine der wichtigsten der letzten Zeit, denn in Großbritannien steht die Liberalisierung des Glücksspielmarktes bevor. „Damit eröffnet sich für uns ein Riesenmarkt“, sagt Graf. Er hat bereits große britische Hersteller für eine Übernahme im Auge. Als weitere Expansionsziele sieht er die Slowakei, wo ein neues Werk errichtet werden soll, und die anderen Beitrittsländer. „Das Wachstum erfolgt im Osten, die 1000 Arbeitsplätze in Österreich sind aber stabil.“ In Summe beschäftigt Novomatic 3.200 Mitarbeiter.