Ehrenamtler in NRW leisten Arbeit für 19,14 Milliarden Euro

  • WestLotto stellt Ehrenamtatlas vor – www.ehrenamtatlas.de
  • Forsa-Umfrage liefert Daten zu allen Regionen und Kreisen in NRW
  • „Unvergleichlicher Kraftakt“: Erstmals Auswirkung der Corona-Pandemie untersucht
  • Appell für mehr Wertschätzung und Förderung ehrenamtlichen Engagements

V.l.: Andreas Kötter (Sprecher der Geschäftsführung WestLotto), Professorin Dr. Andrea Walter (HSPV NRW), Christiane Jansen (Geschäftsführerin WestLotto). (Foto: Westlotto)
V.l.: Andreas Kötter (Sprecher der Geschäftsführung WestLotto), Professorin Dr. Andrea Walter (HSPV NRW), Christiane Jansen (Geschäftsführerin WestLotto). (Foto: Westlotto)
Buchstäblich unbezahlbar: Die Ehrenamtlichen in Nordrhein-Westfalen leisten freiwillige Arbeit im Wert von 19,14 Milliarden Euro jährlich. Das geht aus dem Ehrenamtatlas – So engagiert sich NRW hervor, den WestLotto auf der Basis einer aktuellen forsa-Umfrage erstellt hat. Der interaktive Ehrenamtatlas zeigt unter www.ehrenamtatlas.de den Wert des Ehrenamtes und weitere Daten zum Engagement in acht Regionen sowie allen 53 Landkreisen und kreisfreien Städten in NRW. Erstmals liegen auch Zahlen zur Veränderung des ehrenamtlichen Einsatzes in der Corona-Pandemie vor. WestLotto stellte den Ehrenamtatlas und die repräsentativen Umfrage-Ergebnisse am Montag in Essen vor – und verband dies mit einem dringenden Appell zu gestärkter Wertschätzung und Förderung des Ehrenamtes in der gesamten Gesellschaft.

„Der Ehrenamtatlas zeigt anschaulich auf, wie sich das bürgerschaftliche Engagement in NRW auf Kreise und Regionen verteilt. Für Kommunen und Organisationen, die notwendige Rahmenbedingungen für das Ehrenamt schaffen, können die Daten als wertvolle Hilfe dienen.“

Prof.‘in Dr. Andrea Walter (HSPV NRW)

„Das Ehrenamt braucht uns. Unsere Gesellschaft muss dafür sorgen, dass Engagement möglich ist und gesehen wird“, sagt Andreas Kötter, Sprecher der WestLotto-Geschäftsführung. Die finanzielle Unterstützung zur Durchführung ehrenamtlicher Tätigkeiten sei dabei der eine Aspekt. Ebenso wichtig sei aber ein offener Austausch über den Wert des Ehrenamtes: „An vielen Stellen laufen längst phantastische Initiativen zur Förderung des Ehrenamtes. Wir müssen als Gesellschaft alles dafür tun, damit diese auch auf fruchtbaren Boden treffen. Ohne Ehrenamt geht es nicht.“

Ehrenamtliche sind durchschnittlich 214 Stunden im Jahr im Einsatz

Berechnet ist der Wert des Ehrenamtes auf Grundlage des geplanten Mindestlohns von 12 Euro. Allein die fast 86.000 ehrenamtlichen Feuerwehrleute in NRW hätten demnach gemeinsam schon eine gute Million Euro verdient – würden sie auch nur für eine Stunde den Mindestlohn erhalten. Insgesamt engagieren sich die Hälfte aller Bürgerinnen und Bürger in NRW ab 18 Jahren ehrenamtlich – und das durchschnittlich 214 Stunden im Jahr. Einen Top-Wert in NRW liefert der Hochsauerlandkreis. Dort engagieren sich 69 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich.

Dabei zeigt der Ehrenamtatlas erstmals auch, wie sehr sich das ehrenamtliche Engagement unter der Corona-Pandemie verändert hat: Fast die Hälfte (46 %) der ehrenamtlich Engagierten bringt demnach seit dem Beginn der Pandemie etwas (22%) bzw. deutlich (24%) weniger Zeit für ihr Ehrenamt auf. „Es wird ein unvergleichlicher Kraftakt, diese Menschen wieder ins Ehrenamt zurückzuholen“, sagt Andreas Kötter. Auch Stefan Klett, Präsident des Landessportbunds NRW und Christian Woltering, Vorstand der Freien Wohlfahrtspflege in NRW, bezeichneten in Gastbeiträgen bei der Ehrenamtatlas-Vorstellung den Rückgang als immense Herausforderung der gemeinnützigen Organisationen.

„Es ist schwierig, abzusehen wie sich das Ehrenamt nach der Corona-Pandemie entwickeln wird. Viele haben während der Pandemie gemerkt, dass man auch ohne Vereine und lieber privat seine Zeit verbringen kann. Aber wir hoffen, mit zunehmender Aktivität das Interesse am Ehrenamt wieder zu wecken. Die Menschen haben gemerkt, dass Sport und Bewegung vor allem für Kinder und Jugendliche einen ganz hohen Stellenwert haben. Eine gemeinsame Initiative für das Ehrenamt in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft würden wir sehr begrüßen.“

Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes NRW

Professorin Dr. Andrea Walter von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW hat die Einordnung der Umfrage-Ergebnisse wissenschaftlich begleitet. Die Ehrenamtsforscherin hält den Rückgang des Engagements während der anhaltenden Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns und Schließungen zwar für erwartbar. „Zum ersten Mal haben wir hierzu nun aber konkrete Zahlen für das Land NRW vorliegen – und diese sollten uns im Sinne des Ehrenamtes aufhorchen lassen“, sagt Walter. Auch sie hält nachhaltige Aktivitäten zur Steigerung der Attraktivität des Ehrenamtes deshalb für unverzichtbar.

„Wer ein Ehrenamt ausübt, erlebt wunderschöne Momente.“

Ein Weg dazu könnte eine gesteigerte Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit sein. Denn laut Ehrenamtatlas fühlen sich fast die Hälfte der Ehrenamtlichen weniger (38%) oder gar nicht (7%) gesellschaftlich wertgeschätzt. Dabei ist die Motivation für die Ausübung eines Ehrenamtes bei den meisten klar: 59% der Befragten engagieren sich, um etwas für andere Menschen zu tun, 40% sind gerne mit anderen zusammen. Für Christiane Jansen, Geschäftsführerin von WestLotto, sind das gute Gründe, sich zu engagieren. „Wer ein Ehrenamt ausübt, gibt nicht nur anderen Menschen viel, sondern erlebt auch selbst wunderschöne Momente. Das müssen wir auch all jenen vermitteln, die sich bislang noch nicht engagieren“, sagt Jansen. Die Bereitschaft dazu ist laut Ehrenamtatlas da: „Fast 80 Prozent derer, die bislang nicht ehrenamtlich tätig sind, können sich vorstellen, künftig ein Ehrenamt zu übernehmen. Das Potenzial für das Ehrenamt ist also riesig“, sagt Jansen.

„Das Ehrenamt ist und bleibt eine zentrale Säule für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Aktuell zeigt sich, dass Krisen und humanitäre Katastrophen, wie in der Ukraine, nur mit Unterstützung durch das freiwillige Engagement der Menschen in Europa und Deutschland bewältigt werden können. Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich ehrenamtlich zu engagieren, macht unsere Gesellschaft lebenswert. Das gilt es wertzuschätzen, zu unterstützen und zu fördern.“

Christian Woltering, Vorstand der Freien Wohlfahrtspflege NRW und Landesgeschäftsführer Der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW

WestLotto setzt sich als staatlicher Lotterieveranstalter seit Jahrzehnten aktiv in zahlreichen Projekten sowie finanziell für die Gemeinwohlförderung und das Ehrenamt in Nordrhein-Westfalen ein. So gehen über das Lotto-Prinzip rund 40 Prozent der Spieleinsätze in den Landeshaushalt. Ein Großteil wird von dort an gemeinnützige Organisationen aus den Bereichen Wohlfahrt, Sport, Kultur, Umwelt- und Denkmalschutz weitergegeben. Seit WestLotto-Gründung 1955 sind so mehr als 30 Milliarden Euro für gemeinnützige Zwecke verwendet worden.