Bregenzer Sommerfestival – Sieg im Main Event

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Wieder einmal hatte Casinos Austria nach Bregenz zum Sommerfestival eingeladen und wieder einmal konnte ich dem Lockruf nicht widerstehen, hatte ich nach der CAPT Graz doch tatsächlich eine ganze Woche Zuhause verbracht.

Insgesamt fünf Nolimit Holdem Turniere standen auf dem Programm, von denen ich aber von vornherein die zwei „kleineren“ (200 € mit Rebuys und das 500 € Freezout) in meinem persönlichen Turnierplan gestrichen hatte. Der Grund ist ganz einfach zu erklären: Jedes einzelne Turnier startete schon um 14 Uhr und da ich mir fest vorgenommen hatte, gut zu spielen, musste ich mich zwangsläufig auf stundenlange Sitzungen einrichten. Da aber auch die Omaha Cashgame Partien aufgrund der bekannt guten Bregenzer Action nicht zu kurz kommen sollten, musste ich irgendwo Abstriche machen.

Wie ich im 800 € und 1.000 € Freezeout feststellen konnte, war mein Spiel im Großen und Ganzen ziemlich nah an meinem persönlichen A-Game dran. In beiden Turnieren kam ich unter die letzten 30 Spieler. Im 800er verlor ich mein Turnierleben mit Pocket 10er gegen As-10 von Vito Branciforte. Ich hatte meine Chips als deutlicher Favorit in die Mitte gebracht und halt ein bisschen Pech gehabt – kein Grund um sauer zu sein. Im 1.000er war ich bei 34 verbliebenen Spielern Chipleader, nur um dann als 25. auszuscheiden, weil ich mich unbedingt auf einen Coinflip (mit A-K das All in meines Gegners gecallt, der Pocket Jacks hielt) einlassen wollte. Mein Call war zwar mathematisch gesehen absolut korrekt. Ich musste noch 22.000 für einen Pot von insgesamt fast 70.000 nachbezahlen. Aber war das turniertechnisch gesehen auch die richtige Entscheidung? Hätte ich den Call sein gelassen, wäre ich immer noch knapp über Average gewesen und hätte meine bereits investierten Chips risikoloser über das wiederholte Einsammeln der Blinds zurückholen können, ohne mich auf die Tatsachenentscheidung im Showdown einlassen zu müssen. So aber war ich nach Verlust des Coinflips shortstacked und quasi ohne die nötigen Waffen, um weiterhin Druck ausüben zu können.

Genau jene Überlegungen sollten der Wegbereiter für meinen Sieg im Main Event sein. Insgesamt viermal stand ich in der späten Turnierphase vor der Entscheidung, den meiner Ansicht nach höchst wahrscheinlichen Coinflip in Kauf zu nehmen und jedes Mal vermied ich ihn. Meine verbleibenden Chips reichten einfach zur Genüge aus, um in aller Seelenruhe weiterhin „mein“ Spiel zu spielen und die Mitspieler vor Entscheidungsprobleme zu stellen, anstelle selbst welche zu haben.

Was aber war neben der unabdingbar nötigen Portion an Glück der Hauptgrund für den Turniersieg? Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die erfolgreiche Operation meiner Nasenscheidewand und der Nebenhöhlen vor vier Wochen hier eine erhebliche Rolle spielte. Das erste Mal, seit ich denken kann, bekomme ich richtig „Luft“ über die Nase und ich habe mich selten gesundheitlich so fit gefühlt. Am ersten Tag des Main Events kamen wir auf 13 Stunden Turnierdauer, davon 11 Stunden Nettospielzeit und ich fühlte mich ungefähr so gut, als ob ich gerade mal zwei Stunden am Tisch gesessen hätte, während einige meiner Mitstreiter doch mehr als offensichtlich mit deutlichen Ermüdungserscheinungen zu kämpfen hatten. Es lohnt sich also, zum „besten“ Spezialisten zu gehen, obwohl die Operation fast überall durchgeführt wird. Den Bregenzer Sieg widme ich daher Dr. Kovacevic aus der HNO-Praxis am Stephansplatz in Hamburg. Und wer glaubt, dort könnten sich nur Leute mit richtig viel Schotter unters Messer legen, irrt gewaltig: Dr. Kovacevic ist für alle Krankenkassen zugelassen und operiert AOK-Patienten genauso sorgfältig wie die Leidensgenossen, die privat versichert sind.

Poker und das Leben weisen überraschend häufig erstaunliche Parallelen auf: Gute und präzise Informationen sind oft viel wertvoller als Geld, respektive Chips, meint

Euer Michael von free-888.com