Paul Gauselmann: Unterhaltungsautomatenwirtschaft 2007 – Zufriedenheit trotz Gegenwind

VDAI-Wirtschaftspressekonferenz

  • Neue Spielverordnung bringt Branche nach vorn
  • Aktiver Spielerschutz vorbildlich in Praxis umgesetzt
  • Endlich: Eigene Ausbildungsberufe für die Automatenwirtschaft

Düsseldorf/Berlin. „In der Summe war 2007 für die Unterhaltungsautomatenwirtschaft in Deutschland ein durchaus erfreuliches Jahr und die Perspektiven für das Jahr 2008 sind positiv“, so der Vorsitzende des Verbandes der Deutschen Automatenindustrie, Paul Gauselmann, „und dies trotz Gegenwind anderer Anbieter auf dem Glücks- und Gewinnspielmarkt.“

Neue Spielverordnung bringt Branche einen Schritt nach vorne

Die am 1. Januar 2006 in Kraft getretene neue Spielverordnung hat einen Wandel in der Angebotsstruktur der Unterhaltungsautomaten mit und ohne Geld-Gewinn-Möglichkeit in Spielstätten und in der Gastronomie ausgelöst, der auch im Jahr 2007 noch nicht seinen Abschluss gefunden hat. Die Aufstellunternehmen hatten im zurückliegenden Jahr weiterhin kräftig in Unterhaltungsspielgeräte mit Geld-Gewinn nach neuer Spielverordnung investiert. Insgesamt wurden im zurückliegenden Jahr gut 100.000 Unterhaltungsspielgeräte mit Geld-Gewinn abgesetzt, was einer Steigerung von zirka 19 Prozent entspricht.

„Nach allen Zahlen, die mir vorliegen“, so Paul Gauselmann, „hat die neue Spielverordnung unsere Branche einen großen Schritt nach vorn gebracht und das trotz der Beschneidung in letzter Minute im Bundesrat gegenüber der ursprünglich angedachten Verordnungsfassung des Bundeswirtschaftsministeriums. Als Vorsitzender des Industrieverbandes und als Unternehmer habe ich allen Grund, positiv in die Zukunft zu schauen. Die Regelungen der neuen Spielverordnung garantieren den politisch gewollten Spielerschutz durch eine klare und enge Begrenzung der Geldeinsätze und -gewinne einerseits. Geben aber andererseits den Spieleentwicklern und Herstellern eine größere Freiheit, interessantere Unterhaltungsspiele – wie fast überall in Europa üblich – auch endlich in Deutschland anzubieten. Der gestiegene Unterhaltungscharakter des gewerblichen Unterhaltungsspiels mit Geld-Gewinn ist der ausschlaggebende Grund für die positive Entwicklung der zurückliegenden Monate.“

Die bessere Spielqualität hat aber dazu geführt, dass, auch nach Feststellung von Kritikern, nicht mehr wie nach der alten Spielverordnung beim 12-Sekunden-Spiel durchschnittlich 2,57 Geräte bespielt wurden, sondern nur noch 1,38 und dies, obwohl noch viele Geräte der alten Generation am Markt sind (ifo-Institut, Wirtschaftsstudie, Januar 2008, Seite 37). Mit anderen Worten, die neuen Geräte sind so spannend, dass Sie den Spielgast an dieses Gerät binden und ihn nicht dazu verleiten, an mehreren Geräten gleichzeitig zu spielen.

Darüber hinaus lag die durchschnittliche Stundeneinnahme nach der alten Spielverordnung zwischen 20,00 und 25,00 EURO je Gerät. Bei den Geräten der neuen Generation liegen sie nur noch bei 15,00 bis 20,00 EURO. Somit wird für wesentlich weniger Geld deutlich länger gespielt. Ein Effekt der neuen Spielverordnung, der vom Gesetzgeber gewollt und nun letztendlich von den Herstellern umgesetzt worden ist.

Rund 18 Prozent mehr Musik-, Sport- und Unterhaltungsautomaten mit und ohne Geld-Gewinn-Möglichkeit abgesetzt

Das Hauptstandbein der Branche, die Unterhaltungsspielgeräte mit Geld-Gewinn, sind nicht länger mehr die traditionellen „Daddelautomaten“, die üblicherweise an der Wand hängen oder stehen. Video-basierte Geräte bieten 20 und mehr dreidimensionale Spiele mit sehr intensiven Handlungserlebnissen und sprechen daher ein breiteres Publikum an. Sie treffen gleichzeitig auf großes Interesse und erreichen dadurch eine hohe Auslastung vor allem in der Spielstätte. Die Anziehungskraft von Spielstätten ist nicht zuletzt deshalb gestiegen und hat dazu geführt, dass diese, früher fast reine Männerdomäne, inzwischen auch von einer nennenswerten Zahl von Frauen aufgesucht werden. Im Mittel waren dies im Jahr 2007 schon weit über 10 Prozent in modernen Spielstätten.

Für die wichtigste Produktgruppe, Unterhaltungsspielgeräte mit Geld-Gewinn, meldete die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) 113.154 Neuzulassungen. Da nicht alle erteilten Neuzulassungen auch Verwendung finden, lag das tatsächliche Marktvolumen mit über 100.000 verkauften, vermieteten und verleasten Geräten etwas geringer. Die Nachfragesteigerung erreichte etwa 19 Prozent.

Diese Investitionen haben zu einem Anstieg der in Spielstätten installierten Unterhaltungsspielgeräte mit Geld-Gewinn auf durchschnittlich 10,6 Geräte je Spielstättenkonzession geführt. Diese Zahl liegt aber immer noch deutlich unter der nach der neuen Spielverordnung maximal zulässigen Zahl von 12 Geräten bei mindestens 144 Quadratmetern Fläche.

Rund 360.000 Unterhaltungsautomaten in Deutschland aufgestellt – Ende der Talsohle erreicht

Insgesamt ergibt sich zum 31. Dezember 2007 in Deutschland ein Bestand von rund 360.000 Unterhaltungsautomaten mit und ohne Geld-Gewinn, Sportspielgeräten und der im letzten Jahr mit in die Betrachtung hineingenommenen Internet-Terminals mit Münzeinwurf.

„Ich hoffe“, so Paul Gauselmann, „dass diese Zahl das Ende der Talsohle markiert. Denn seit Jahren leiden wir unter einem drastischen Rückgang aufgestellter Unterhaltungsautomaten und Sportspielgeräten, der gerade im Jahr 2006 durch das Verbot der sogenannten Fun-Games – mit in Kraft treten der neuen Spielverordnung zum 1. Januar 2006 – eine dramatische Zuspitzung erfahren hatte.“ Immerhin waren Ende des Jahres 2005 rund 80.000 Fun-Games auf dem deutschen Markt.

Der Verband rechnet für 2008 mit einer weiteren leichten Zunahme der aufgestellten Geräte, da der Abbau von Fun-Games weitestgehend abgeschlossen ist (Fun-Games finden sich wohl noch immer in Teestuben und kleineren Spielstätten, wo die Ordnungsbehörden scheinbar nicht flächendeckend entsprechend dagegen vorgehen.)und da für die von den Spielgästen gut angenommenen Unterhaltungsspielgeräte mit Geld-Gewinn neuer Generation noch Aufstellplätze zur Verfügung stehen. Auch für die Produktgruppen Touch-Screen-Geräte, Flipper, Internet-Terminals und Sportspielgeräte, Airhockey etc., wird eine durchaus positive Entwicklung erwartet.

Umsätze steigen auf 4,18 Milliarden EURO

Im zurückliegenden Jahr haben die durch die neue Spielverordnung verbesserten Rahmenbedingungen ihre Wirkung spürbar entfaltet. Auf der Aufstellerebene kam es zu einem Anstieg der Umsätze von gut 8 Prozent auf 3,3 Milliarden EURO. Somit konnte hier nach der negativen Entwicklung in 2006 das Umsatzniveau der Jahre 2004 und 2005 wieder erreicht werden. Bei der Geräte herstellenden Industrie wur-de ein Umsatz von 420 Millionen EURO erzielt, beim Großhandel 450 Millionen EU-RO.

Die Umsätze über alle Branchenstufen hinweg summierten sich auf 4,18 Milliarden EURO. Dies entspricht einer Steigerung von rund 9 Prozent.

Anteil am Glücks- und Gewinnspielmarkt sinkt – Casinos auf Expansionskurs

Das gewerbliche Geld-Gewinn-Spiel hat in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich Anteile am Glücks- und Gewinnspielmarkt verloren. Die staatlichen Spielbanken sowie der Lotto- und Toto-Block verbuchen inzwischen hier einen Marktanteil von rund 75 Prozent (1995 betrug der Marktanteil 70 Prozent).

Der Expansion des staatlichen und staatlich konzessionierten Glücksspiels konnte das streng regulierte gewerbliche Gewinn-Spiel unter den Bedingungen der alten Spielverordnung nicht folgen.

„Es wird ja gerade in den letzten Monaten gezielt der Vorwurf gegen uns gestreut“, so Paul Gauselmann, „wir wären den staatlichen oder staatlich konzessionierten Spielbanken mit unserem Geräteangebot zu nahe gekommen. In aller Deutlichkeit: Das ist völliger Quatsch und verdreht die Tatsachen! Wir waren bis Anfang der 80er Jahre die alleinigen Anbieter von Automatenspielen. Dieses Unterhaltungsspiel für „kleines Geld“ war unsere Domäne. Seitdem fischen die Spielbanken mit ihren Automatensälen in unserem Markt nach Kunden. Mit 10-Cent-Automaten, ohne Begrenzung nach oben, locken sie Teile unserer Kundschaft an ihre Automaten und das ohne jede regulierende Rahmensetzung. Einsätze und Gewinne sind nicht begrenzt. Gerätezulassungen erfolgen nicht. Angesichts der Möglichkeit großer Vermögensverschiebungen geht an diesen Automaten der Spielerschutz ins Leere. Ferner stehen durchschnittlich 100 Automaten in einem Automatensaal, im Gegensatz zu maximal 12 Unterhaltungsspielgeräten mit Geld-Gewinn in gewerblichen Spielstätten.“

Spielerschutz beim gewerblichen Gewinn-Spiel vorbildlich geregelt

Anders als bei den Spielbankenautomaten müssen Unterhaltungsspielgeräte mit Geld-Gewinn sehr restriktiven, gesetzlichen Auflagen genügen. Die maximalen Gewinnmöglichkeiten und Verlustrisiken sind eng begrenzt. Es gibt einen vorgeschriebenen Höchsteinsatz von 20 Cent je 5 Sekunden und maximal 2,00 EURO Gewinn je 5 Sekunden. Ferner ist die Höchstzahl der Unterhaltungsspielgeräte mit Geld-Gewinn streng auf maximal 12 je Spielhallenkonzession beschränkt. Damit wird dem Spielerschutzgedanken in vorbildlicher Weise entsprochen. Darüber hinaus gibt es seit 1989 eine Info-Telefonnummer für Spieler mit problematischem Spielverhalten. Unter der Info-Telefon-Nr. 01801-372700 kann das Angebot der telefonischen Spielerberatung in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), einer Dienststelle des Bundesgesundheitsministeriums, in Anspruch genommen werden. In die Scheibe eingedruckte Warnhinweise an jedem Unterhaltungsspielgerät mit Geld-Gewinn untermauern den Aspekt des vorbeugenden Spielerschutzes.

Politischer Gegenwind bringt geänderte Zulassungsregeln

Für Paul Gauselmann ist es bedauerlich, dass seitens einiger Spielbanken und Innenminister der Länder unter dem Vorwand des Spielerschutzes, tatsächlich aber aus Konkurrenzgesichtspunkten, vor allem eine vermeintliche „Casino-Ähnlichkeit“ der gewerblichen Geld-Gewinn-Spiel-Geräte bemängelt wurde. Dahinter stand die Drohung, die Spielverordnung durch eine Initiative im Bundesrat zu verschärfen. Mit neuen Zulassungsregeln, die die Punktegewinnobergrenze reduzieren, aber die grundsätzliche Richtung der Spielverordnung nicht beschneiden, trägt das Bundeswirtschaftsministerium zu einer Versachlichung der Diskussionen bei.

„Wir werden mit den neuen Regeln leben können . Auch die Restriktion, dass Gewinne in Punkten oder Sonderspielen nicht einen etwaigen Gegenwert von 1.000,00 EURO übersteigen dürfen, werden wir verkraften, denn letztendlich geht es dem Spielgast um den Unterhaltungswert und nicht unbedingt um den Gewinn. Nur echte Zockertypen werden enttäuscht sein“, so Paul Gauselmann.

Ausbildung in der Automatenwirtschaft

„Endlich können wir jungen Menschen ein qualifiziertes und branchenspezifisches Ausbildungsangebot ohne Umwege machen“, so Paul Gauselmann. Denn nun endlich ist es soweit und nach einem jahrzehntelangen politischen Ringen können ab 1. August 2008 neue Ausbildungsberufe angeboten werden:

– Fachkraft für Automatenservice (ein zweijähriger Ausbildungsberuf)

– Automatenfachmann/-frau, mit den Schwerpunkten im kaufmännischen Bereich (Automatenkauffrau/-mann) oder im technischen Bereich (Automatenmechatroniker/-in). Die Ausbildung zur Fachkraft für Automatenservice kann angerechnet werden.

Bereits 1971, so Paul Gauselmann, habe er als Verbandsvorsitzender des Aufstellerverbandes in Nordrhein-Westfalen die Vision formuliert „unser Fritz lernt Münzautomatenmechaniker“. Der Weg zu den neuen Ausbildungsberufen sollte allerdings lang und steinig sein. Mit Unterstützung des Instituts der Deutschen Wirtschaft, der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, sowie des Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung ist es den Verbänden der Deutschen Automatenwirtschaft gelungen, auch mit Hilfe der zuständigen Bundesministerien, die Gewerkschaften davon zu überzeugen, dass ein dringender Bedarf an Automaten spezifischen Ausbildungsberufen besteht.

„Die Branche braucht junge, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich auch mit ihrer Arbeit identifizieren. Die jungen Menschen sichern ihre eigenen Arbeitsplätze, sie sind unsere Zukunft!“, so Paul Gauselmann.

IMA 2008 – Schauplatz echter Innovationen

Die diesjährige IMA 2008 wird auf rund 18.700 Bruttoquadratmetern Ausstellungsfläche zum Schauplatz echter Innovationen. 160 Aussteller aus 41 Ländern werden Geräte und Servicedienstleistungen rund um die elektronische Unterhaltung mit und ohne Geld-Gewinn präsentieren. 9.000 Fachbesucher werden erwartet. Auf der Messe werden u.a. auch auf rund 2.000 Quadratmetern Fläche fast 600 historische Automaten präsentiert. Darunter finden sich echte Raritäten. Die Automaten erlauben eine Reise durch über 120 Jahre Automatengeschichte und sind ein Botschafter der deutschen Unterhaltungsautomatenwirtschaft. Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Frau Dagmar G. Wöhrl MdB, wird die IMA am 15. Januar 2008 eröffnen.

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VERBAND DER DEUTSCHEN AUTOMATENINDUSTRIE E.V.
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