Deutschland glücklos beim Poker Nations Cup

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Eigentlich hatten wir eine gute, schlagkräftige Truppe zusammengestellt. Eigentlich hatten wir uns reelle Siegchancen ausgerechnet. Doch es sollte alles anders kommen. Das Debakel begann mit Katjas Absage 3 Tage vor Reiseantritt. Katja kannte den Ablauf genau vom Vorjahr und hatte sich als gute Teamspielerin erwiesen. Ihre Vorstellung 2006 unterstrich, wie sehr sie für dieses Format qualifiziert war. Ihren Platz nahm Phillip Marmorstein ein, dessen Erfahrung und Resultate bei hochrangigen internationalen Turnieren für sich selbst sprechen. Extrem motiviert kamen wir am 28. Januar abends in Cardiff/Wales an.

Benjamin Kang spielte den ersten Vorrundenheat am Montag und schied leider auch als Erster aus. Ben gehört zu den analytischsten Spielern, die ich in meinem Pokerleben kennen lernen durfte. Er war letztes Jahr Dauergast an den verschiedensten Finaltischen wie Wien, Paris und Amsterdam. In Cardiff hatte er keine Chance ins Spiel zu kommen, kalte Karten und verlorene Coin Flips beförderten ihn früh ins Aus.

Als Zweiter spielte für uns Phillip, der schon früh anfing, seine Gegner zu attackieren. Doch auch er war nicht lange Gast am Tisch und musste als Fünfter seinen Hut nehmen. Die Sensation gelang im ersten Heat an Tag 3. Simon Münz spielte für Deutschland. Der erst 19jährige Online Pro gab eine glanzvolle Vorstellung ab und konnte ein Feld internationaler Spitzenpros in einem dramatischen Finale gegen John Kabbaj bezwingen. Der Gewinn von 16 Punkten brachte unser Team zurück ins Mittelfeld.

In Heat 4 trat Roland an, der bereits im letzten Jahr durch seinen Sieg in der Vorrunde wertvolle Punkte für Deutschland einheimsen konnte. Roland wurde guter Dritter, durch einen gewaltigen Bad Beat wurden seinen Siegchancen zunichte gemacht. Roland tritt mit A-10 gegen A-8 des Holländers an. Bei einem Flop von 10-6-4 wandern alle Chips des Holländers in den Pot. Eine 8 am Turn und eine 8 am River vernichten unsere Chips auf grausamste Art und Weise.

Im Heat Nr. 5 am Dritten Tag trete ich selbst an. Ich fange recht aggressiv an und attackiere vorwiegend den links von mir sitzenden Joe Beevers, der grundsätzlich immer tight beginnt. Aber Joe trifft jeden Flop und ich muss ein paar Gänge zurückschalten. Mit einigen Moves quäle ich mich so durch, bis wir noch zu Dritt sind. Meine Chance kommt in Form von A-K, preflop all-in gegen Joes J-J, doch der Coinflip geht zu meinen Ungunsten aus und ich beende meinen Heat als Dritter.

Immerhin befinden wir uns jetzt hinter Spitzenreiter England zusammen mit Holland auf dem geteilten zweiten Platz. Eddy spielt dann die Abschlussvorrunde für Deutschland. Er startet megaaggressiv und ist nach 20 Minuten deutlicher Chipleader, besitzt mehr als ein Drittel aller Jetons. Er will vor allem den Engländer Ram Vaswani einbremsen, verliert hier in einigen Konfrontationen einen guten Teil seiner Führung. Das Ende für Eddy kam in Form von Pocket K-K, die er schließlich gegen 10-5 verliert. Er wird Letzter in seiner Runde.

Vor dem Finale ergibt sich folgendes Bild: England führt mit enormen Vorsprung, da sie in der Vorrunde 3 Heats gewinnen und 3-mal den zweiten Platz für sich verbuchen konnten. Sie starten im Finale mit über 33.000 an Chips. Dahinter, dicht gedrängt die anderen Nationen, alle bewegen sich zwischen 11.000 und 15.000, Deutschland ist Dritter mit 13.800.

Phillip startet für uns als erster Spieler im Finale. Der Plan war, ihn nach etwa 2 Levels durch Roland abzulösen, gefolgt von Simon. Ich sollte zu guter Letzt das Endgame bestreiten. Soweit die Theorie. Phillip spielt die Anfangsphase für meinen Geschmack eine Spur zu loose, will sich viele Flops ansehen. Das Desaster kommt dann in Form von Pocket 5-5 für uns. Phillip trifft einen Drilling im Flop mit 5-9-Q. Holland spielt an und Phillip callt. Auf dem Turn erscheint eine 10 und jetzt hat der Holländer ein höheres Set. Am River kommt eine weitere Q, der Holländer geht all-in, Phillip callt und verliert gegen ein höheres Full House. Ich zeige sofort die Auswechslung an und schicke Simon an den Tisch. Doch der hat jetzt nur noch etwa 2.000 Chips zur Verfügung und ist damit in seinen Möglichkeiten stark eingeschränkt. Auch ihm kam Fortuna nicht unbedingt zur Hilfe, als er A-J findet und obligatorisch all-in geht. 2 Caller gehen mit und trotz aussichtsreichem Flop kann Simon die Hand nicht gewinnen. Nach unserem respektablen Ergebnis 2006 scheiden wir diesmal als erste Nation aus.