Marmstorf. Polizeibeamte und Bezirksamt haben eine Bar im EKZ Marmstorf durchsucht. Es geht um Automaten und Lizenzen. Vor Ort gab es Festnahmen.

Die Einkaufszeile am Ernst-Bergeest-Weg in Marmstorf gilt in Harburg als Hort der Bürgerlichkeit. Nun schlägt ausgerechnet auch hier die „Arbeitsrate Illegales Glückspiel“ der Hamburger Polizei zu und schließt ein Geschäft. Neben einem der letzten verbliebenen Handwerksbäcker der bekannten Bäckerei Becker und anderen inhabergeführten Läden gibt es im EKZ Marmstorf noch einen echten Schreibwarenladen, ein Feinkosthändler bietet frischen Fisch und erlesene Weine. Budni ist da, Edeka und Penny. Ein echtes Nahversorgungszentrum eben, wie sie in den letzten Jahren immer seltener wurden.

Einem der Gäste in der „Fuchs Bar“ wurden Handschellen angelegt. Er war zur Festnahme ausgeschrieben.
Einem der Gäste in der „Fuchs Bar“ wurden Handschellen angelegt. Er war zur Festnahme ausgeschrieben. © HA | André Lenthe

Am Mittwochabend gegen 17.30 Uhr war es mit der bürgerlichen Idylle zunächst vorbei. Polizeibeamte in Uniform und Mitarbeiter des Bezirksamtes durchsuchten die Kneipe „Fuchs Bar“, zwischen Haspa-Filiale und Fischgeschäft gelegen, und durchleuchteten die Hintergründe der Lokalität. Bei der Durchsuchung wurden drei illegale Fun-Game-Automaten sichergestellt.

Diese Glücksspielgeräte sind eigentlich reine Unterhaltungsspielgeräte und nicht für die Auszahlung von Geldgewinnen zugelassen – es gibt kein Spiellimit. Außerdem stellten die Beamten rund 2900 Euro mutmaßliches Glücksspielgeld in Bar sicher und behielten es zur Herkunftsermittlung, bzw. als Mittel der Gewinnabschöpfung ein.

Festnahme? Gäste der Kneipe in Harburg lösen Kumpel mit 1000 Euro aus

Bei der Überprüfung der Anwesenden stellten die Beamten einen Gast fest, gegen den ein Haftbefehl zur Vollstreckung, wegen Fahrens ohne Führerschein bestand. Er wurde zunächst festgenommen. Gäste, die die Kneipe bereits verlassen hatten, sammelten Geld vor der Tür für den Festgesetzten und konnten die Geldstrafe von etwas mehr als 1000 Euro aufbringen. So konnten sie ihren Trinkkumpanen auslösen.

Der Festgenommene sitzt auf einem Barhocker. Später sammelten andere Anwesende Geld für ihn.
Der Festgenommene sitzt auf einem Barhocker. Später sammelten andere Anwesende Geld für ihn. © HA | André Lenthe

Vor der Tür erzählte der gerade noch in Handschellen gefesselte Mann eine andere Story: Er sei nicht wegen Fahrens ohne Führerscheinn aufgefallen, sondern angeblich wegen einer Corona-Kontrolle. Er wolle dies überprüfen. Außerdem setzte er zu Hetztiraden wegen seiner Festnahme an: „Wäre ich in diesem Schweinestaat ein Jude und nicht Moslem, wäre ich nicht festgenommen worden.“

Außerdem wurde eine Frau vorübergehend festgenommen, die sich offenbar illegal in Deutschland aufhielt. Ehemalige Gäste vor der Tür erzählten, dass sie in der Kneipe als Bedienung gearbeitet haben soll.

Kneipe „Fuchs Bar“ im EKZ Marmstorf: Schließung wegen fehlender Lizenzen

Die Fuchs Bar, die viele Anwohner immer noch liebevoll ‚Marmstorfer Tenne‘ nennen, wurde geschlossen. Als „Marmstorfer Tenne“ dienste die Location viele Jahre als Treffpunkt der Marmstorfer für ein Feierabendbier – oder einige mehr. Offenbar hatte die ehemalige Wirtin das Lokal mit Hilfe eines Untermietvertrages weiterverpachtet.

Polizeibeamte sichten Papiere und sichern Beweise in der „Fuchs Bar“ in Marmstorf.
Polizeibeamte sichten Papiere und sichern Beweise in der „Fuchs Bar“ in Marmstorf. © HA | André Lenthe

Doch der jetzige Betreiber habe weder die Lizenzen noch die Befähigung den Betreib zu betreiben, hieß es von der Behörde. „Dieser Mietvertrag ist offenbar auch ohne das Wissen des Ladenzeilenbesitzers geschlossen worden“, vermuteten die Ermittler am Abend. Bis zur endgültigen Klärung bleibt der Laden geschlossen.

Vor der Tür sorgte diese Maßnahme für Unverständnis. Dort harrten rund 20 Gäste noch für einige Zeit aus und beobachteten die polizeilichen Maßnahmen im Einkaufszentrum. „Das ist ungerecht, wo soll man denn sonst noch hingehen und sein Bierchen trinken“, sagte eine Ur-Marmstorferin. Von den Automaten wollte von den Anwesenden niemand etwas gewusst haben. Erst gegen 20 Uhr rückten die Ermittler wieder ab.