An Rhein und Ruhr. Die Polizei entdeckt immer wieder versteckte Spielcasinos mit illegalen Automaten. Ein einzelner bringt den Betreibern 10.000 Euro ein.

Mehr als 150.000 Euro sowie Spielautomaten, Laptops und Handys beschlagnahmte die Polizei Anfang des Monats in einem illegalen Spielcasino in Köln. Es war ein besonderer Fall, allein gemessen an der konfiszierten Geldsumme, wie das LKA NRW nun erklärt. Auch wenn nicht alle Fälle so spektakulär sind, beobachtet die Polizei stetig ansteigende Zahlen beim illegalen Glücksspiel. Dabei bringe bereits ein einzelner illegaler Spielautomat den Betreibern jährlich rund 10.000 Euro ein.

Großrazzia war gelungener Coup für die Polizei

Die 40 spielenden Männer und Frauen dürften nicht schlecht gestaunt haben, als die Polizei mit rund 200 Einsatzkräften im Untergeschoss eines Kölner Wohn- und Gewerbegebäudes gegen 2.30 Uhr nachts zur Großrazzia anrückte. Gegen sechs Hauptbeschuldigte wird nun wegen des Betriebs des illegalen Casinos ermittelt, gegen alle anderen wegen der Beteiligung an illegalem Glücksspiel.

Nicht alle Fälle von illegalem Glücksspiel werden mit Großrazzien aufgedeckt. Entdeckt werden die meist in Hinterzimmern versteckten Spielhöllen dennoch immer öfter. 1480 Fälle waren es laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) zwischen 2020 und 2022. Im Jahr 2021 hätten die Fälle drastisch zugenommen (plus 293,03 Prozent), in 2022 sei der Anstieg dafür geringer gewesen (plus 7,39 Prozent). Die Daten für 2023 liegen derzeit noch nicht vor.

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In der Kriminalstatistik werden die Delikte „Unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels“, „Beteiligung am unerlaubten Glücksspiel“ und „Unerlaubte Veranstaltung einer Lotterie oder Ausspielung“ aufgeführt. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen legalen und illegalen Geräten ist, dass eingebaute Schutzmaßnahmen für Spielende bei Letzteren nicht existieren.

LKA schätzt Zahl der illegalen Automaten in NRW auf rund 40.000

Oft wird die Polizei fündig in Hinterzimmern von Gastronomiebetrieben, Wettbüros oder Kulturvereinen, wo zumeist diverse Automaten aufgestellt sind. Die Täter stammen nach Angaben der Polizei oft aus dem Kreis krimineller Großfamilien.

Ihren Ursprung habe der anhaltende Anstieg der Fallzahlen in einem bestimmten Datum, erklärt ein Sprecher des LKA NRW. „Die Feststellung von Besonderheiten oder Auffälligkeiten bei der Entwicklung des illegalen Glücksspiels ist eng mit dem Datum 11. November 2018 verknüpft.“ Ab diesem Tag griff eine neue Richtlinie für Spielautomaten, die von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) zugelassen werden.

„In der Folge kam es zu einer Überregulierung des Marktes, die von Spielenden nicht angenommen wurde“, so der LKA-Sprecher. Daraufhin sei der Markt zumeist mit illegal im portierten Geldspielgeräten überschwemmt worden.

Gefahr für Spielsüchtige

Illegales Glücksspiel ist für Spielsüchtige deutlich gefährlicher als legale Spiele. Auch offizielle Automaten sind laut Arne Rüger, Fachreferent der Landesfachstelle Glücksspielsucht, „brandgefährlich“, doch sie müssen gewisse gesetzliche Sicherheitsmaßnahmen erfüllen. Dazu gehört die Zeit von mindestens fünf Sekunden zwischen zwei Spielen. Auch der maximale Gewinn und Verlust pro Stunde sei geregelt und für Süchtige gebe es Sperranträge, die sie vom Spielen abhalten.

Der illegale Glücksspielmarkt sei dagegen unreguliert. So könnten Betreiber die Automaten manipulieren und ihre Gewinnchance erhöhen. Die hohe Spielgeschwindigkeit zieht die Spieler in einen Bann und lässt sie die Realität ausblenden. Die Aussicht auf höhere Gewinne als am offiziellen Automaten verleiht ihnen einen stärkeren Kick. Und variablere Einsätze versprechen die Aussicht darauf, Verluste wieder reinzuholen. „In Wirklichkeit setzen sich die Spieler aber nur dem höheren Risiko aus, innerhalb kürzester Zeit pleite zu gehen“, mahnt Rüger. (pws)

Die Polizei schätzt die Zahl illegaler Automaten in NRW auf rund 40.000. Jedes einzelne Gerät produziere dabei im Jahr rund 10.000 Euro Umsatz, wovon nach Schätzungen des LKA ein Reinerlös von 50 Prozent herausspringt. Mit den illegalen Geräten lassen sich also immense Gewinne erzielen, so der LKA-Sprecher. „Hinzu kommen nicht gezahlte Steuern für diese Gewinne.“

Automaten und Kokain im Hinterzimmer versteckt

So dürfte nicht nur das große illegale Casino in Köln einiges an Geld abgeworfen haben. Auch kleinere versteckte Spielhöllen rentieren sich für die Betreiber, wie eine, die im Oktober 2022 in Düsseldorf ausgehoben wurde. Elf illegale Spielautomaten waren in einem verborgenen Hinterzimmer einer Sportbar aufgestellt. Die Tür wurde hinter Getränkekästen versteckt. Dahinter fanden die Beamten neben den Automaten auch 500 Gramm Kokain.

Aufmerksam wurde die Polizei durch einen Hinweis des Ordnungsamtes darauf. Im Kölner Fall waren es Zeugen, die sich gemeldet hatten. „Die Feststellung illegaler Kasinos ist auf unterschiedliche Weise denkbar“, sagt auch der LKA-Sprecher. Wie es nach einem Hinweis bei den Ermittlungen weitergeht, wollte das LKA aus polizeitaktischen Gründen nicht erklären.