In Down Under gibt es ein Leben, das man anderswo kaum kennt. Zum Beispiel in den Spielhallen, wo Geld verzockt wird wie nirgendwo sonst.
In einer Kneipe der australischen Millionen-Metropole sitzt ein Mann vor einer der elektronischen Pokermaschinen, den sogenannten Pokies.
Für viele gehören Pokies zur Aussie-Kultur wie Surfen oder Barbecue. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Australien wird so viel Geld verzockt wie nirgendwo sonst.
  • Rund 200'000 Aussies sind spielsüchtig.

Das «Derrimut» in Sunshine bei Melbourne ist eine der typischen australischen Kneipen, die bis in die letzte Ecke mit Spielautomaten vollgestellt sind. Die 60 elektronischen Pokermaschinen tragen Namen wie «Dragon Cash», «Five Dragons» oder «Secret Tomb». Aber eigentlich nennen sie die Flimmerkisten hier einfach nur «Pokies». Für viele gehören sie zur Aussie-Kultur wie Surfen oder Barbecue.

Der Name ist viel zu harmlos für das, was die Maschinen anrichten. In Wahrheit wird hier Geld verzockt wie nirgendwo sonst auf der Welt. 2017 verlor jeder Australier im Durchschnitt 1324 einheimische Dollar (etwa 965 Franken) beim Glücksspiel. Pro Kopf war das mehr als in jeder anderen Nation, doppelt so viel wie in den USA. Für das ganze Land summiert sich das auf umgerechnet 15,8 Milliarden Franken. Die Hälfte davon ging an den etwa 200'000 «Pokies» drauf.

«Irgendwie muss das Geld ja weg»

Das Daddeln ist eine einsame Angelegenheit. Selbst wenn einer der Automaten einen Gewinn ausspuckt, schaut kaum jemand auf. Eine Spielerin scherzt: «Ich rauche nicht. Ich trinke nicht. Ich gehe nicht mehr mit schlechten Männern aus. Irgendwie muss das Geld ja weg.» Aber sie sagt auch: «Früher hat das Spass gemacht. Heute bekomme ich davon nur Depressionen. Du gewinnst hier nicht.»

Nach Schätzungen kommen mindestens 200'000 Australier von den Maschinen nicht mehr los, vor allem Männer

Inzwischen wird die «Pokie»-Kultur von vielen Australiern aber als echtes Problem angesehen. Die Alliance for Gambling Reform (Allianz für eine Glücksspiel-Reform) vergleicht die nationale Glücksspielindustrie sogar mit der Waffenlobby in den USA.

Zu ihren Forderungen gehört, dass der Höchst-Einsatz pro Spiel künftig auf einen Dollar begrenzt wird. Bislang sind es – je nach Bundesstaat – bis zu zehn. Wer schnell ist, kann damit am Automaten in einer einzigen Stunde etwa 862 Franken verzocken.

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