Über zwei Prozent der deutschen Bevölkerung weist eine Glücksspielstörung auf. Das ergab die Glücksspiel-Befragung von 2021, die das Hamburger Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) durchgeführt hat. Die Fachstelle Glücksspielsucht der Ambulanten Suchthilfe Bremen geht davon aus, dass knapp 10.600 Menschen im Bundesland Bremen als glücksspielsüchtig gelten und etwa 20.000 Menschen ein riskantes Glücksspielverhalten aufweisen.
Mit einem kurzen Videoclip will die Bremer Fachstelle nun insbesondere auf die Gefahr von Sportwetten aufmerksam machen. Der rund zehnsekündige Clip, der aus vier Standbildern besteht, läuft bereits seit vergangenem Donnerstag im Fahrgast-TV in den Bussen und Bahnen der BSAG und soll auch in den kommenden Tagen noch gesendet werden. Anlass dafür ist der bundesweite Aktionstag gegen Glücksspielsucht am 28. September.
"Mit dem Spot erhoffen wir uns eine größere Aufmerksamkeit für dieses Thema", begründet Sandra Speidel von der Fachstelle die ungewöhnliche Aktion. "In den Bussen und Bahnen lassen sich doch noch mal mehr Menschen erreichen als etwa mit einem Stand auf dem Marktplatz." Der Spot läuft rund alle 15 Minuten auf den Bildschirmen im ÖPNV.
Ein Videoclip in den Bremer Bussen und Bahnen macht mithilfe von Standbildern und roter Schrift auf die Gefahren von Glücksspiel aufmerksam.
Glücksspielsucht: Vor allem junge, sportbegeisterte Männer betroffen
Eine Glücksspielstörung tritt laut der Studie des ISD am häufigsten bei Personen auf, die Spielautomaten nutzen, gefolgt von Teilnehmenden an Live-Sportwetten. Vor denen warnt auch der Videoclip. Gerade für junge, sportbegeisterte Männer haben Sportwetten einen besonders hohen Reiz, heißt es vonseiten der Bremer Fachstelle. Die Idee, mithilfe des eigenen Fachwissens bei Sportwetten zu gewinnen, erscheine vor allem während der Ausbildung oder im Studium attraktiv, also dann, wenn bei den Betroffenen nur geringe finanzielle Mittel vorhanden sind.
Dass Sportwetten im Internet mit erheblichen Suchtgefahren verbunden sind, liegt laut Tobias Hayer an der "hohen Ereignisfrequenz und der ständigen Verfügbarkeit". Hayer ist Glücksspielforscher an der Universität Bremen und Teil diverser Fachgremien zu diesem Thema. Gerade Live-Wetten während laufender Sportveranstaltungen förderten ein impulsives Wettverhalten.
Aus diesen Gründen stehen problematisches und süchtiges Verhalten im Umgang mit Online-Sportwetten auch zunehmend im Fokus der Beratungsstellen. Knapp jede fünfte hilfesuchende Person würde Sportwetten im Internet als Ursache für Spielsucht oder entsprechendes problematisches Verhalten ausmachen, sagt Sozialarbeiterin Gisela Koning-Hamers. Gemeinsam mit Speidel berät sie in Bremen glücksspielsüchtige Personen und deren Angehörige. Es sei davon auszugehen, dass die Zahl der Betroffenen in Zukunft weiter ansteigen werde.