Newsletter: Institut Glücksspiel & Abhängigkeit – Heißer Sommer – heiße Agenden

Das Thermometer zeigt sommerliche Temperaturen, was dem Zulauf in den Beratungsstellen keinen Abbruch tut. Trotz Urlaubszeit und Hitze suchen Hilfesuchende Unterstützung in Salzburg, Hallein und Mannheim. Der heutige Newsletter widmet sich daher überwiegend der Versorgung hilfesuchender Spieler.

Inhaltsverzeichnis
1. Ein besonders schwerwiegender Fall erfolgreich gelöst
2. Hilfe einfacher finden – Vorschlag an das Bundesministerium für Finanzen
3. Sicherstellung der Versorgung Hilfesuchender in der Region Zell am See
4. Präventionsseminare werden im Sportwettmarkt gut angenommen

1. Ein besonders schwerwiegender Fall erfolgreich gelöst

Der Fall eines Schweizer Staatsbürgers mit Migrationshintergrund, der einen hohen Millionenbetrag verspielt hatte, wurde uns in den vergangenen Monaten zugetragen. Durch unzählige und wirtschaftlich nicht zu rechtfertigende Behebungen seiner Firmenkonten trieb er seine beiden Unternehmen und seine Familie in den Ruin. Der Mann berichtete, dass er im ganzen deutschsprachigen Raum keine Hilfe finden konnte. Er habe sich von dubiosen (kriminellen) Männern aus Albanien beinahe eine Million Schweizer Franken geliehen und konnte diese nicht zurückzahlen; er habe alles verspielt. Der Mann berichtete davon, dass die Geldgeber ihn und seine Familie auch zu Hause aufsuchen würden und ihn und seinen kleinen Sohn ständig mittels Vorzeigen einer Waffe mit dem Leben bedrohen.

In unserem Institut fand er schließlich Hilfe: Durch eine Kombination von Spielsuchtberatung, Verhandlungen mit den Geldgebern und Schuldenmanagement wurde binnen weniger Wochen eine Lösung erarbeitet, die bis heute hält. Die bedrohliche Situation habe ein Ende gefunden – für den jungen Schweizer beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Er wird zwar wohl noch viele Jahre seine Schuld abzahlen müssen, hat jedoch jetzt eine gute Perspektive. In diesem Zusammenhang möchten wir uns bei MMag. Margarete Zanki, eine sehr erfahrende und liebenswürdige Psychologin aus Wien bedanken, die uns hier mit Rat und Unterstützung zur Seite gestanden ist. Wir alle sind froh, den Mann vor dem Suizid und/oder einer möglichen Straftat durch die Geldgeber bewahrt zu haben und wünschen ihm alles Gute auf seinem neuen Lebensweg.

2. Hilfe einfacher finden – Vorschlag an das Bundesministerium für Finanzen

Hilfe finden leicht gemacht: Oftmals scheitern hilfesuchende Spieler oder deren Angehörige daran, niederschwellige Beratungsangebote im Internet zu finden. Spielsucht ist immer mit großen Schamgefühlen verbunden und so wollen Betroffene meist nicht ihre Identität preisgeben. Hier greifen niederschwellige Hilfsangebote. Einfach in eine Beratungsstelle kommen und ohne eine E-Card vorzuzeigen kostenlos Hilfe zu finden, ist der Wunsch vieler Betroffener. Manchmal ist es auch die bloße Unwissenheit darüber, was mit den vertraulichen Daten geschieht. Eine junge Türkin, die sich an uns wandte, hatte sogar die Befürchtung, abgeschoben zu werden. Die Sorge war natürlich unbegründet.

Dieser und andere Fälle zeigen uns immer wieder auf, dass hier ein zentrales Internettool einfach noch fehlt – nämlich eine Internetseite, auf der man alle verfügbaren Hilfsangebote auf einer Österreichkarte anklicken kann. Es soll dann eine Kurzinfo für Betroffene erscheinen, die die wichtigsten Fakten anzeigt und offene Fragen klärt: Der Name der Einrichtung, die Kontaktdaten, die Möglichkeit anonym zu bleiben, die Kosten der Beratungsangebote und ob die Beratung auch fremdsprachig angeboten wird. Wir hoffen, um künftig den vielen Hilfesuchenden den Weg zur Beratung vereinfachen zu können, dass man im Bundesministerium für Finanzen unseren Vorschlag aufgreift und ein derartiges modernes Tool auf der bereits bestehenden Internetseite einrichtet.

3. Sicherstellung der Versorgung Hilfesuchender in der Region Zell am See

Die Versorgung spielsüchtiger Menschen in Zell am See muss endlich sichergestellt werden. Nicht nur eine neue Spielbank, auch eine riesige Videolotteriespielhalle, unzählige illegal aufgestellte Glücksspielautomaten, Lotterieangebote (Rubbellos, Lotto, Klassenlotterie,…), Sportwetten, Pokerangebote und auch das Internetglücksspiel stehen den Menschen in dieser Region zum Spielen zur Verfügung. Für manche wird das Spiel zum gesundheitlichen und finanziellen Problem. Dies verursacht bekannter Weise Schaden in Millionenhöhe: durch nicht rückzahlbare Kredite, Begleitkriminalität, Kindeswohlgefährdung, Krankenstände, Suizide, Entlassungen, Delogierungen, Leistungen des Sozialamtes…

Derzeit besteht die Möglichkeit für Spielsüchtige in Hallein, oder in der Stadt Salzburg Hilfe zu finden – in der Region Zell am See gibt es keine Beratungsangebote. Die wöchentliche Anreise nach Salzburg oder Hallein ein Aufwand, der für viele Hilfesuchende nicht leistbar ist. Wir möchten dem entgegen wirken und planen, unser Beratungsangebot in absehbarer Zeit auch in Zell am See für Hilfesuchende kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Versorgung von Spielsüchtigen in Zell am See ist uns ein wichtiges Anliegen.

4. Präventionsseminare werden vom Sportwettenmarkt gut angenommen

Die Vergabe von Sportwettenlizenzen in Deutschland entwickelt sich zu einer endlosen Geschichte. Die Europäische Kommission sieht Deutschland sehr genau auf die Finger. Der gesetzlich vorgegebene Spielerschutz muss warten.

Doch auch positive Effekte lassen sich bereits erkennen. Seit diesem Jahr werden, obwohl es noch keine gesetzliche Verpflichtung dazu gibt, bereits sehr viele Präventionsseminare zur Sensibilisierung und Befähigung von Sportwettenpersonal in unserem Institut belegt. Viele Verantwortliche möchten damit aufzeigen, dass der Spielerschutz für das eigene Unternehmen eine hohe Priorität hat und man nicht unbedingt den Gesetzgeber dazu benötigt, hier aktiv zu werden. Wir begrüßen diese Entwicklung und werden unser Angebot von Präventionsseminaren weiter ausbauen. In Österreich hingegen würden wir uns wünschen, dass man Präventionsseminare verpflichtend für alle einführt, die in einem Spielbetrieb arbeiten und im Kundenkontakt stehen. Wir glauben jedoch, dass man hiervon in der Alpenrepublik noch weit entfernt ist.