Virtuell abgezockt – real pleite? Glücksspiel online mit Risiken und Nebenwirkungen

Jedes Jahr im Februar setzen sich am Safer Internet Day weltweit Menschen für einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit Onlinetechnologien ein. In den letzten Jahren ist die öffentliche Aufmerksamkeit für den problematischen Umgang vor allem Jugendlicher mit Onlinespielen sehr gestiegen. Mittlerweile ist der Übergang vom Online-Game zum Online-Gambling, dem Glücksspiel im Internet, fließend geworden und erste Studien weisen auch hier auf Handlungsbedarf hin. Besonders fasziniert und zugleich gefährdet von den Möglichkeiten der digitalen Welt sind Kinder und Jugendliche. In Deutschland ist internetbasiertes Glücksspiel weitestgehend verboten. Dennoch fanden Motschmann et al. in ihrer Befragung von 2.553 Schülerinnen und Schülern (12-25-jährig) heraus, dass 13,5% von ihnen schon mindestens einmal an Online-Glücksspielen mit Geldeinsatz teilgenommen hatten, 44,45% von den jungen Online-Gamblern waren minderjährig.

Glücksspiele im Internet sind mit wenigen Ausnahmen und unter sehr strengen Voraussetzungen in Deutschland verboten, der Zugang zu den im Jahr 2013 ca. 3.000 Webseiten mit Glücksspielangeboten weltweit, mit ca. 250 unterschiedlichen Möglichkeiten des bargeldlosen Zahlungsverkehrs lässt sich jedoch kaum regulieren. Vielmehr wird der Zugang zu Online-Glücksspielen immer einfacher und versteckter. Zunehmend betten die Anbieter die Spiele z.B. als Werbebanner in Internetseiten, in Online-Spiele oder soziale Netzwerke ein. Mit nur einem Klick findet der Übergang von der „normalen“ Nutzung zum riskanten Spiel statt. Vor diesem Hintergrund wird sich der erste Kontakt junger Menschen mit Online-Glücksspiel voraussichtlich immer weiter in die Kindheit bzw. frühe Adoleszenz verschieben und die soziale Akzeptanz aufgrund der Omnipräsenz zunehmen. Mit der Verbreitung von mobilen Geräten – fast drei Viertel aller Jugendlichen verfügen über ein Smartphone – und damit der Möglichkeit „immer und überall online zu sein“ wächst die Gefahr des exzessiven Spielens, zugleich wird eine soziale und rechtliche Kontrolle und damit der Schutz von Kindern und Jugendlichen immer schwieriger.

Kerstin Jüngling, Geschäftsführerin der Fachstelle für Suchtprävention Berlin ruft Erwachsene dazu auf, ihre Erziehungsaufgaben auch im Bereich digitale Medien und Online-Glücksspiel wahrzunehmen: „Junge Menschen sind neugierig auf die vielen Möglichkeiten, die ihnen das Internet anbietet. Gelockt durch hochprofessionelles Marketing der Anbieter, vermeintlich geringe Kosten durch den zunächst geringen Spieleinsatz und die hohe Ereignisfrequenz folgen die Jugendlichen mit Glücksspielen im Internet ihrem Spieltrieb und unterschätzen in hohem Maß die Risiken, die sie damit eingehen. Erwachsene hingegen fühlen sich häufig dem rasanten Wandel des Internets kaum gewachsen und schätzen Jugendliche, die viel Zeit mit medialen Aktivitäten verbringen, schnell als kompetent, vielleicht sogar kompetenter als sich selbst ein. Ich möchte Eltern, pädagogische Fachkräfte und alle, die mit Kindern und Jugendlichen im Kontakt sind, dazu aufrufen, die jungen Menschen nicht zu überschätzen, mit ihnen im Gespräch zu bleiben und sich den schwierigen Themen digitale Medien und Online-Glücksspiel aktiv zu stellen.“

Den kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu lernen, gehört heute für Kinder und Jugendliche zur normalen Entwicklung dazu, sie darin zu unterstützen zu den eigentlich nicht mehr so neuen, dennoch schwierigen Aufgaben für Eltern und pädagogische Fachkräfte. Einerseits sind solide Kenntnisse in gängigen Software-Programmen und die souveräne Nutzung von Online-Angeboten für schulische und berufliche Perspektiven ebenso wie für die Alltagsbewältigung unabdingbar, andererseits wartet das Internet mit besonderen Risiken und Herausforderungen auf, die Eltern und pädagogischen Fachkräften nur zum Teil bekannt sind. Die Aufgabe der Prävention liegt hier darin, über Risiken aufzuklären, die Risikokompetenz zu schulen und Anzeichen für problematisches Verhalten frühzeitig zu erkennen.

Anlässlich des diesjährigen, weltweiten Safer Internet Day am 10. Februar veranstaltet die Fachstelle für Suchtprävention Berlin den Fachtag „GAMER OVER? Gaming und Gambling im Fokus der Prävention“. Gemeinsam mit namhaften Referentinnen und Referenten und ca. 180 Gästen widmen wir dieses Jahr unsere besondere Aufmerksamkeit Online-Glücksspielen und Online-Spielen.

„Jugendliche müssen vor Ort und in ihrer eigenen Sprache über die Gefahren der Spielsucht informiert werden. Darum habe ich mich im Parlament intensiv für die Finanzierung des Präventionsprojekts Game Over eingesetzt“, sagt Daniel Buchholz (MdA).

Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter: www.berlin-suchtpraevention.de