„Zockerland Hessen“

Fachtagung gegen Spielsucht

Frankfurt-Hessen ist Zockerland Nummer eins, sagt Horst Witt, Leiter der Arbeitsgruppe Glücksspiel in der hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS). Andererseits aber eine Einöde, was Hilfen für Glücksspielsüchtige und deren Angehörige angeht: Lediglich sieben Beratungsstellen im Land böten spezielle Hilfe gegen Spielsucht an, die laut HLS etwa 30 000 Menschen in Hessen betrifft. Im Sportwetten- oder Spielbankgesetz spiele Spielerschutz keine Rolle.

Mehr Geld für Beratungsstellen, Abbau von Spielautomaten in Gaststätten und aktiven Schutz für Jugendliche oder gesperrte Spielsüchtige in Spielhallen, forderten Witt und Experten aus Beratungsstellen in Hessen gestern bei der Fachtagung „Glückspielsucht in Hessen“ im beim Evangelischen Regionalverband in Frankfurt.

An Geld für Hilfen dürfte es nicht mangeln, sagt Witt. Der Lottoblock, Rennquintett, Oddset, Rubbellose, fünf Spielcasinos, gut 4000 Spielautomaten in Spielhallen und eben so viele in Gaststätten spülten dem Land jährlich 400 bis 500 Millionen Euro in die Kasse. Zudem ist es das einzige Bundesland mit konzessioniertem Online-Casino und biete paradiesische Bedingungen für illegale Wettbüros: „Sie sind zwar verboten, werden aber nicht verfolgt. Das heißt das Geschäft ist auch noch steuerfrei.“ Ein Staat, der die Lust am Zocken derart unterstütze, müsse auch die Fürsorgepflicht für die steigende Zahl an Spielsüchtigen annehmen, so der Tenor der Tagung. Spielsucht müsse als Thema im Suchtplan des Landes aufgenommen werden, um Daten zu Situation und Bedarf zu erhalten. Und um das Bewusstsein zu schärfen, wie nötig Hilfen sind. ana