Eine Privatisierung des deutschen Lottoblocks könnte insgesamt bis zu Euro 14 Mrd. in die leeren Kassen der Länder spülen

Aktuelle Studie untersucht die Möglichkeiten und Risiken einer Privatisierung von staatlichen Glücksspielmonopolen

München, 18. Juli 2005: Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung MECN und Co-Autoren wie Sal. Oppenheim analysiert die Möglichkeiten und Risiken einer Privatisierung von staatlichen Glücksspielmonopolen. Die Studie basiert in großen Teilen auf einer Umfrage unter ca. 90 Industrieexperten.

Die steigende Anzahl der nur schwer zu kontrollierenden Internet Angebote und der Rechtsstreit um die Liberalisierung des Sportwettenmarktes machen das Leben für staatliche Glücksspielanbieter zunehmend schwerer. Auch wenn die staatlichen Anbieter in Europa zuletzt einige rechtliche Siege erringen konnten, bleibt in Deutschland bis zum Ende des Sommers alles offen. Denn erst dann trifft das BVerfG eine Grundsatzentscheidung zur evtl. Liberalisierung des deutschen Glücksspielmarktes. Aber auch im Falle einer Entscheidung zu Gunsten des Monopols können die Staatsunternehmen nicht unbedingt aufatmen. So meinen ca. 90% der Teilnehmer einer Expertenumfrage, dass sich Internet Angebote sowieso nur schlecht, unabhängig von rechtlichen Rahmenbedingungen, aufhalten lassen.

Der erhöhte Wettbewerbsdruck sowie die chronisch leeren Kassen werden einige Bundesländer zum Nachdenken darüber veranlassen, ob die zukünftigen Zahlungen an die öffentlichen Empfänger aus dem Glücksspiel auch weiterhin so üppig fließen werden oder ob man die Glücksspielunternehmen nicht schnellstmöglich versilbern sollte. Martin Oelbermann, Partner bei MECN, ergänzt: „Bereits erfolgreich durchgeführte Privatisierungen wie in Niedersachsen oder anstehende wie in Stuttgart, England oder der Türkei zeigen, dass es sich schon lange nicht mehr nur um rein theoretische Überlegungen handelt“. So nehmen auch 73% der Befragten an, dass die Zahl der Privatisierungen im Glücksspielmarkt in naher Zukunft noch weiter zunehmen wird.

Bzgl. des monetären Potenzials der Privatisierungen gehen die meisten Experten von Beträgen in Milliardenhöhe aus. Martin Oelbermann ist der Ansicht „Wenn man z.B. die aktuelle Bewertung des privatisierten und an der Börse notierten griechischen Anbieters OPAP auf den deutschen Lottoblock spiegeln würde, reden wir von einem Gesamtwert von ca. Euro 13-14 Mrd.“. Die Möglichkeiten einer Privatisierung sind vielfältig und reichen laut Georg Schüttken, Leiter Privatisierung bei Sal. Oppenheim, „von dem Verkauf an strategische oder finanzielle Investoren bis hin zu einem Börsengang“.

Aber der Report warnt auch vor voreiligen Schritten – „Es ist sehr wenig bekannt über konkrete Vor- und Nachteile von Privatisierungen im Glücksspielbereich“ gibt Martin Oelbermann zu bedenken. Einige der kritischsten Themen greift daher die aktuelle Studie auf, wie z.B.:

  • Unklarheit über tatsächliche Effizienzverbesserungen durch Privatisierung – Ein großer Teil der Befragten glaubt zwar, dass eine verbesserte Effizienz zu den Vorteilen einer Privatisierung gehört aber dies ist nicht immer der Fall. So arbeiten z.B. WestLotto (NRW) und Lotto Berlin schon jetzt effizienter als manche privaten Anbieter.
  • Gefahr der Marktausweitung im Falle einer Privatisierung – 57% der Befragten glauben, dass private Unternehmen sich weniger um das Gemeinwohl kümmern würden und der Glücksspielmarkt sich daher im
    Falle einer Privatisierung ausweiten würde. Private Unternehmen müssten somit wohl, ähnlich wie z.B. die
    Tabakindustrie, stark reguliert werden.