Private Sportwetten-Anbieter schließen sich zusammen

Rund fünf Monate nach dem Bekanntwerden des Schiedsrichter-Skandals in Deutschland sind private Sportwetten-Anbieter in die Offensive gegangen und haben den Verband Europäischer Wettunternehmer (VEWU) mit Sitz in Brüssel gegründet. Dem Verband gehören neun auch in Deutschland agierende Wettanbieter aus vier Ländern Europas an.

„Der Schiedsrichter-Skandal hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Unser Verband bekennt sich zu einem fairen und sauberen Sport. Die Zusage der Verbandsmitglieder, sich am vom DFB geplanten Frühwarnsystem zu beteiligen, ist ein klares Bekenntnis zu effizienten Präventivmaßnahmen“, sagte Präsident Markus Maul am Montag in Berlin. „Wir erklären die Bereitschaft, uns staatlichen Standards zu unterwerfen und machen Seriosität und Professionalität zu wichtigen Säulen unserer Arbeit“.

Staatliches Wettmonopol fällt

Hintergrund der Gründung ist die bevorstehende Liberalisierung des Sportwettenmarktes in Europa und der damit verbundene Bruch des staatlichen Wettmonopols in Deutschland. Nachdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) schon im November 2003 im so genannten Gambelli- Urteil entschied, dass der Staat nicht zugleich Reklame für Sportwetten machen und gleichzeitig die private Konkurrenz bekämpfen darf, wird noch in diesem Sommer ein entsprechendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe erwartet.

Die großen Sorgen um die künftige Finanzierung des deutschen Sports, der nach Auskunft von DSB-Präsident Manfred von Richthofen im Vorjahr rund 500 Millionen Euro aus Lotto/Toto-Mitteln erhielt, können die privaten Anbieter nicht nachvollziehen. „Mit der Liberalisierung des Marktes könnten die Einnahmen des Staates durch Steuern drastisch erhöht werden. Damit stünden auch mehr Gelder für den Sport zur Verfügung“, meinte Wolfgang Thömmes, dessen britische Firma Goalbetter Mitglied im neuen Verband ist. Bislang fielen private Sportwetten in Deutschland unter die Kategorie „Glücksspiel“ und wurden somit in einem gesetzlich ungeklärten Rahmen angeboten.

Oddset gefordert

Auf dem britischen Wettmarkt wurden nach Auskunft von Thömmes im zurückliegenden Geschäftsjahr rund sechs Milliarden Euro durch private Sportwetten, beim staatlichen deutschen Anbieter Oddset nicht viel mehr als 480 Millionen Euro umgesetzt. Für die Zukunft von Oddset sehen die Anbieter nur die Chance, sich als privates Unternehmen neu aufzustellen. „Wir bieten die größere Breite des Angebots zu wesentlich günstigeren Konditionen“, so Thömmes. Derzeit gibt es in Deutschland rund 2000 Wettläden, die Angebote der ausländischen Wettfirmen vertreiben. Bei einer bevorstehenden Legalisierung des Geschäfts auf europäischer Gesetzes-Grundlage könnte sich die Zahl nach Schätzungen des Buchmachers verfünffachen.