Europas größtes Wettcasino

20-Mio.-Investition als erster Schritt für „Prater neu“

Über die Neugestaltung des Wiener Wurstelpraters wird schon lange diskutiert. Mit der Eröffnung des neuen Admiral-Casinos, dem größten Sportwetten- und Automaten-Tempel Europas, wurde das erste weithin sichtbare Zeichen zur angepeilten Hebung des Niveaus gesetzt. Alte Spielhallen werden dafür zunehmend durch familientauglichere Vergnügungsarten ersetzt.

Novomatic-Chef F. Wohlfahrt. Für Las Vegas wäre der 2.700-Quadratmeter-Betrieb für maximal 900 Besucher eher unter die Zwerge zu reihen. Was die technische Ausrüstung anbelangt, kommen die Kollegen aus Nevada aber mittlerweile neugierig nach Wien „spionieren“. „Was wir hier an Computer-, Automaten-, Bildschirm- und Übertragungstechnik haben, zählt zur absoluten Weltspitze“, erklärt Franz Wohlfahrt, Vorstand der Betreibergesellschaft Novomatic, nicht ohne Stolz.

Für das am 18. März eröffnete Haus hat der österreichischen Automatenhersteller „Novomatic“ bzw. die Tochter „Admiral“ auch nicht gerade wenig ausgegeben: Rund 20 Mio. Euro kosteten Aushöhlung und Neuadaptierung des ehemaligen „Kaleidoskop“-Kinos, der Mietvertrag mit der Stadt Wien läuft auf 40 Jahre. „Irgendwie müssen wir diese Investition ja auch wieder einspielen“, so Wohlfahrt.

Tatsächlich ist das im Pharaonen-Stil gestaltete Haus, in dem auf zwei Etagen gespielt, gewettet oder einfach nur gut gegessen werden kann, eine Augenweide in jeder Hinsicht: Holzschnitzereien, weiche Teppiche, Spiegel, und blankes Messing werden umrahmt von verspielten Lichtarrangements und dezenten Möbeln.

Schritt in eine andere Welt

Im Erdgeschoß warten rund 250 Spielautomaten auf Einsätze von 50 Cent (pro Einzelspiel), die sich im Idealfall vervierzigfachen. Die Kombinationsvarianten sind mannigfaltig – manche Spieler bewegen stundenlang rund 20 Euro, manche ein Vielfaches.

Im ersten Stock findet man das größte „Wett-Wohnzimmer“ Europas – von „Büro“ kann keine Rede mehr sein. Auf sieben Groß- und -zig kleineren Flach-Bildschirmen laufen hier die gefragtesten Sportveranstaltungen aus aller Welt. Wer nicht ständig zum Wettschalter gehen will, kann seine Wetten via Computer platzieren; Gewinn oder Verlust werden über eine Art Kontokarte verrechnet.

Umgang mit Problemgästen

„Unsere über 100 Mitarbeiter sind hochqualifiziert und erkennen Gäste mit Hang zum Hazard sehr schnell“, betont Wohlfahrt, „in solchen Fällen suchen wir das Gespräch mit dem Gast“. Es sei schließlich kein Renommee für das Haus, wenn Leute Haus und Hof verspielen. Seit der Eröffnung habe es aber noch keine echten Probleme gegeben. Das Publikum sei ein „soziales Spiegelbild der Stadt“ ohne hervorstechende Gruppen. Jugendliche unter 18, die auf den Großbildschirmen im 1. Stock Fußballmatches schauen wollen, würden aber unisono abgewiesen: „Casino nur für Erwachsene“.

Für den Prater, dessen immer wieder angekündigte Neu-Rezeptur nicht zuletzt an den verschieden gekochten „Süppchen“ alteingesessener Dynastien scheitert, bedeutet das saubere Casino einen großen Schritt hin zum Chef-Menü: Die Anzahl der rund 700 Automaten ist dadurch nicht gestiegen. Admiral hat im vorderen, für Familienbesuche vorgesehenen Teil, vier große Hallen geschlossen. Man rechnet auch mit dem Nachzug der Konkurrenz Richtung Messegelände und dem Zuzug reiner Vergnügungsbetriebe in den vorderen Prater.

„Unsere wichtigsten Verhandlungspartner sind Gesetzgeber und Finanzbehörden“, resümiert Wohlfahrt: Das Casino zahle jährlich rund fünf Mio. Euro allein an Vergnügungssteuer.