Novomatic zapft Kapitalmarkt an – 100-Millionen-Anleihe kommt

Wien/Gumpoldskirchen – Der niederösterreichische Glücksspielkonzern Novomatic zapft erneut den Kapitalmarkt an und begibt eine Unternehmensanleihe von mindestens 100 Millionen Euro. Die sechsjährige Emission richtet sich auch an private Kleinanleger, die Stückelung wird 500 Euro betragen, der Zinssatz wahrscheinlich 4,00 Prozent. Das Geld will der Konzern für Investitionen und Akquisitionen verwenden. Novomatic spitzt da vor allem auf Firmen im Online-Gaming-Bereich, in dem Generaldirektor Franz Wohlfahrt großes Wachstumspotenzial sieht.

Mittelfristig, also in den kommenden fünf Jahren, soll dieses Segment bis zu ein Viertel des Umsatzes liefern, momentan liegt der Anteil im einstelligen Prozentbereich, sagte Wohlfahrt am Dienstag vor Journalisten. „Der Trend geht klar in Richtung Server-Based/Online-Gaming.“ In Italien hat Novomatic hier schon Fuß gefasst und über zwei Beteiligungen eine Online-Konzession erhalten. Auch in der Schweiz gebe es Überlegungen in Richtung Vergabe einer Lizenz zum Zocken im Internet. In Österreich hängt das Online-Glücksspiel an der kürzlich vergebenen Lotterielizenz, in den meisten europäischen Ländern bewegen sich Anbieter in einer rechtlichen Grauzone. Aus den Regulierungsvorhaben der EU-Kommission ist bisher nichts geworden.

Ob Novomatic schon in konkreten Übernahmegesprächen ist, wollte Wohlfahrt heute nicht verraten. Nur so viel: Man wolle bei Zukäufen weiterhin mit Bedacht vorgehen, im Fokus sind Europa und Lateinamerika. Das Wachstum soll prinzipiell in allen Segmenten erfolgen, also sowohl beim Betrieb von einarmigen Banditen und Automatencasinos bzw. Wettcafes, bei der Vermietung von Glücksspielgeräten als auch bei der Herstellung und beim Verkauf von Automaten.

Puncto Finanzierung will der Konzern, der zu 100 Prozent im Eigentum seines Gründers Johann Graf steht, seine konservative Strategie beibehalten. Ein Börsegang sei „bis auf Weiteres“ nicht geplant, bekräftigte Wohlfahrt. Der Erlös aus der Anleihe soll auch der Reduktion bestehender Kreditlinien dienen, sagte Finanzvorstand Peter Stein.

Novomatic hat im Jahr 2005 seine erste Anleihe begeben und sie 2012 planmäßig rückgeführt. Derzeit hat der Konzern noch zwei Bonds draußen, eine 200-Mio.-Emission wird 2015 fällig, eine weitere Anleihe in Höhe von 150 Mio. Euro dann 2017. Novomatic hatte zum Halbjahr 2012 Nettofinanzverbindlichkeiten von 430 Mio. Euro.

Wie die bestehenden soll auch die neue Emission im Geregelten Freiverkehr der Wiener Börse notieren. Die Zeichnungsfrist läuft vom 21. bis zum 25. Jänner, Valutadatum ist der 28. Jänner, der Bond wird also Ende Jänner 2019 getilgt.

Das Volumen beträgt vorerst 100 Mio. Euro, wobei sich Novomatic bei großer Nachfrage eine Aufstockungsmöglichkeit vorbehält. Mehr als 200 Mio. Euro werden es aber wahrscheinlich nicht werden, sagte Günther Lindenlaub von der Raiffeisen Bank International (RBI). Die RBI ist gemeinsam mit der Bank Austria und der Erste Bank für die Begebung der Anleihe zuständig (Lead Manager).

Ziel ist es, die Hälfte bei privaten Anlegern zu platzieren, den Rest bei Institutionellen. Bank-Austria-Chef Willibald Cernko sieht im Retail-Bereich momentan eine hohe Nachfrage nach Anleihen, was angesichts der niedrigen Sparbuchzinsen verständlich sei. Diesen „außergewöhnlich guten“ Rahmenbedingungen sei es auch zu verdanken gewesen, dass es in Österreich im abgelaufenen Jahr 2012 einen Anleihen-Rekord gab, der sogar das bisherige Allzeithoch aus dem Krisenjahr 2009 übertroffen habe, das von einem „außergewöhnlichen Liquiditätsengpass“ geprägt gewesen sei, sagte Franz Hochstrasser, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Erste Group Bank AG. Das heurige Jahr werde wieder „stark“, aber wohl hinter 2012 zurückbleiben, erwarten die Banker.

Novomatic indes steuert auf ein Rekordjahr 2012 zu, zumindest umsatzmäßig, ließ Wohlfahrt durchblicken. Im ersten Halbjahr 2012 setzte der Konzern mit mehr als 12.300 Mitarbeitern weltweit knapp 744 Mio. Euro um, insgesamt werden es 2012 wohl an die 1,5 Mrd. Euro werden – nach 1,39 Mrd. Euro im Jahr 2011. Der Jahresüberschuss belief sich im ersten Halbjahr 2012 auf 111,9 Mio. Euro und im Gesamtjahr 2011 auf 160,3 Mio. Euro, das operative Ergebnis (Ebit) kam in den ersten sechs Monaten 2012 bei 171,2 Mio. Euro zu liegen, nach 254,5 Mio. Euro 2011.

Ausflüge in die Welt außerhalb des Glücksspiels wird Novomatic in naher Zukunft keine mehr unternehmen, meinte Wohlfahrt auf Nachfrage nach dem Engagement beim Nahversorger dayli (früher Schlecker). Aus heutiger Sicht handle es sich dabei ausschließlich um ein Finanzinvestment, versicherte er erneut. „Wir glauben an das Nahversorgungsmodell.“ Zu „allfälligen“ Börseplänen von dayli wollte er keine Stellungnahme abgeben.

An der glücklosen Alizee-Bank, der die Finanzmarktaufsicht (FMA) die Lizenz entzogen hat, war Novomatic laut Wohlfahrt nie beteiligt, lediglich Johann Graf. Dieser habe mittlerweile seine Anteile aber wieder abgestoßen.