Glücksspielmarkt in Deutschland zunehmend vom Ausland kontrolliert

– Veränderte Regulierung drängt Anbieter von Glücksspiel ins Ausland
– 94 Prozent des deutschen Wettmarktes werden heute von ausländischen Anbietern kontrolliert
– Staatliche Glücksspielangebote verzeichnen massive Umsatzeinbrüche
– Online-Glücksspielmarkt mit 1 Mrd. Euro Bruttospielerträgen 2009 – Markt wächst seit 2005 jährlich um 30 Prozent
– Neue Goldmedia-Studie zieht Bilanz seit restriktiver Neuordnung

Berlin – 2008 wurden in Deutschland die Karten für Glücksspiel mit einem Glücksspielstaatsvertrag neu gemischt. Hierin haben die Länder den Markt restriktiv neu geordnet: Das staatliche Glücksspielmonopol in Deutschland wurde gestärkt, Online-Vertrieb und Werbung für Glücksspiele wurden verboten. Für den im Jahr 2009 nach Bruttospielertrag insgesamt 10,3 Milliarden Euro schweren Glücksspielmarkt hatte dieser Beschluss erhebliche Konsequenzen.

Das Beratungsunternehmen Goldmedia hat in der neuen Studie „Glücksspielmarkt Deutschland 2015“ die Auswirkungen dieser restriktiven Neuordnung analysiert und erste Ergebnisse in Berlin vorgestellt.

Zu den Folgen der neuen Vorschriften gehören teils massive Umsatzeinbrüche der staatlichen Glücksspielanbieter, das weitere Wachstum des Online-Sektors, der inzwischen vollständig im rechtsgrauen Raum operiert sowie das Abwandern von privaten Unternehmen ins Ausland. Je nach Glücksspielbereich, Lotto, Wetten, Casino oder Poker, werden inzwischen erhebliche Teile des Marktes (teils über 90 Prozent) ohne staatlichen Einfluss von ausländischen Anbietern beherrscht.

Den mit Abstand höchsten Marktanteil ausländischer und in Deutschland nicht ansässiger und kontrollierter Unternehmen (unregulierte Anbieter) identifizierte Goldmedia im Bereich der Wetten: Ende 2009 lag hier der Spieleinsatz (Einsätze der Spieler unabhängig von Gewinnausschüttung) bei insgesamt 7,8 Mrd. Euro. Die in Deutschland regulär nutzbaren Produkte Pferdewetten, Oddset und Fußballtoto generierten lediglich Spieleinsätze von 0,5 Mrd. Euro. Damit entfällt der übergroße Marktanteil von 94 Prozent auf unregulierte Anbieter.

Das in Deutschland regulär betriebene staatliche Glücksspiel musste seit 2005 teilweise herbe Einschnitte hinnehmen. In den einzelnen Marktsegmenten verlief die Entwicklung unterschiedlich: Die Spieleinsätze der legalen Lottoprodukte (u.a. Angebote des Deutschen Lotto- und Totoblocks, der Fernsehlotterien oder der Klassenlotterien) reduzierten sich von 9,9 Mrd. Euro im Jahr 2005 auf 8,3 Mrd. Euro in 2009. Legale Casinoprodukte der Spielbanken verringerten sich im selben Zeitraum in Bezug auf den Bruttospielertrag (Spieleinsatz abzgl. Gewinnausschüttung) inklusive Tronc (Trinkgelder in den Spielbanken) von 1,1 Mrd. Euro 2005 auf rund 0,8 Mrd. Euro 2009. Der Markt für legale gewerbliche Spielautomaten mit Geldeinsatz und Geldgewinn hingegen wuchs von 2005 bis 2009 nach Bruttospielertrag von 2,4 auf 3,3 Mrd. Euro.

Dem Negativtrend im regulierten Markt steht eine stark positive Entwicklung der Online-Glücksspielmärkte gegenüber: Online-Glücksspiel wuchs nach Bruttospielertrag von 2005 bis 2009 jährlich um durchschnittlich knapp 30 Prozent (CAGR = 29 Prozent). Online-Wetten und Online-Poker haben mit jeweils rund 0,3 Mrd. Euro Bruttospielertrag gleiche Marktanteile. Inklusive der Online-Lotto-Anbieter, die seit 2009 ohne legale Grundlage operieren, lag das Marktvolumen (Bruttospielertrag) der Online-Glücksspielanbieter in Deutschland 2009 bei rund 1,0 Mrd. Euro. Grundlage dieses Wachstums ist die hohe Zahl der Gambling-Angebote im Internet. Die Zahl deutschsprachiger Angebote ist seit 2005 um 60 Prozent auf über 500 Angebote im Jahr 2009 gestiegen.

Quelle: Goldmedia-Studie: „Glücksspielmarkt Deutschland 2015“ Langfassung PM +Key-Facts (12 S.) frei verfügbar: www.Goldmedia.com