Shark out of Water – Der wahre Pokerfilm

Von Dirk Oetzmann

Juan Riedlinger hat einen Kurzfilm über Poker gedreht, der ohne Glamour und unwahrscheinliche Kartenkombinationen auskommt. In Nebenrollen: Brad Booth und Phil Hellmuth.

Zwei Männer im Casino. Der eine gewinnt, der andere verliert. Bad Beats. Der zweite Mann leiht sich vom ersten Geld. Die beiden sind befreundet. Nachdem Ersterer dem telefonischen Drängen seiner Freundin nachgibt und Letzterer kein Geld mehr hat (oder?), verlassen die beiden den Pokerraum, nur um sich wenige Minuten später doch dort wiederzufinden.

Phil Hellmuth als namenloser Pokerspieler. (Bildquelle: PokerZeit.com)
Phil Hellmuth als namenloser Pokerspieler. (Bildquelle: PokerZeit.com)

Damit beginnt ein bemekerenswerter Kurzfilm, der jetzt bei dem unabhängigen Label Strangeways Productions erschienen ist. Die Auftaktszene zeigt eine Seite von Poker, die jeder Spieler kennt, die aber für große Filmstudios nicht interessant ist: Man macht alles richtig und verliert trotzdem.

„Ich hatte die Nase voll davon, dass in Pokerfilmen immer wieder Vierlinge von Straight Flushs geschlagen werden. Solche Szenarien sind so unwahrscheinlich, dass sie in einem Pokerfilm, der ernst genommen werden will, nichts zu suchen haben.“

Mit diesen Worten macht der Regisseur deutlich, wo seine Motivation für die Produktion von Shark out of Water lag. Der Film zeigt keine glitzernde Casinowelt und schon gar nicht ein Szenario, das Riedlingers Unwillen auf die Spitze getrieben haben dürfte: Die Pokerszene in Casino Royale, mit Flush, Full House und Straight Flush in einer Hand.

Auch wenn „Casino Royale“ sicher kein „Pokerfilm, der ernst genommen werden will“, sein kann.

Vielmehr nähert sich Riedlinger der spannungsgeladenen, düsteren Atmosphäre von Cincinatti Kid an. Steve McQueens Marathonduell gegen Altmeister Edward G. Robinson ist zweifellos noch immer die Mutter aller Heads-up-Schlachten. Bekanntlich endet der Film nicht mit einem Happy End (zumindest nicht finanziell).

In Shark out of Water zeigt Riedlinger, wie schnell alles schiefgehen kann und warum man trotzdem weiterspielt, aber er zeigt auch die Menschen hinter den Spielern und dass es auch noch etwas Anderes als Poker gibt.

Die Kurzauftritte von Brad „Yukon“ Booth und Phil „Poker Brat“ Hellmuth sind angenehm unspektakulär. Namen werden nicht genannt, und auch Hellmuth versucht sich ganz gegen seine sonstige Gewohnheit nicht in den Vordergrund zu spielen.

So bleibt genug Raum für die beiden Protagonisten, die Poker lieben und trotzdem fast daran zerbrechen. Auch Shark out of Water ist kein Film, der auf ein Happy End zusteuert (zumindest nicht finanziell), aber doch ein gutes Gefühl hinterlässt.

Shark out of Water, 18 min., engl., Regie: Juan Riedlinger. www.sharkoutofwater.com.