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Betrug oder einfach gut gepokert?Sie gewinnt sensationell – und muss sich dann erklären

Die berühmt-berüchtigte J4-Hand hat Robbi Jade Lew zu zweifelhaftem Ruhm verholfen. 

Über 90 Sekunden lang sagt er keinen Ton, versucht entgeistert, das Geschehene zu verarbeiten – und scheitert dabei. Garrett Adelstein, ein angesehener Pokerspieler aus Los Angeles, ist fassungslos. Und er ist nicht der Einzige. Alle anderen Spieler am Tisch, die Kommentatoren des Events und bald darauf auch der Rest der Pokerwelt reagieren mit Erstaunen. 

Robbi Jade Lew, eine zuvor relativ unbekannte Pokerspielerin, hat Ende September im Hustler-Casino ein Blatt gespielt, das von Amateur bis Profi wohl keiner so gespielt hätte. Mit einem Buben und einer Vier auf der Hand geht sie mit dem All-in von Adelstein mit. Und gewinnt den Pott in Höhe von knapp 270’000 Dollar.

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Hat sie durchschaut, dass er blufft? Oder hatte sie einfach unglaubliches Glück? Nach eineinhalb Minuten Bedenkzeit entscheidet sich Adelstein für die dritte Variante: Das muss Betrug gewesen sein. Schliesslich würde niemand mit so einer schlechten Hand mit einem All-in eines Gegners mitgehen. Niemand ausser Robbi Jade Lew.

Adelstein riecht Foulplay

Und so beginnen die Spekulationen. Die Amerikanerin mit saudischen Wurzeln hat laut eigenen Angaben erst während der Pandemie damit begonnen, intensiver Poker zu spielen. Am Tisch präsentiert sich Lew extravagant, sticht mit Klunkern an den Fingern, stark geschminkt – und vor allem mit ihrem Geschlecht – hervor.  Sie ist die einzige Frau am Tisch in der Männerwelt des Pokers. Sie wird belächelt – und dann kommt dieser Call, der so viele Fragen aufwirft.

Sie begründet ihren Spielzug damit, dass sie bei Adelstein von einem Bluff ausging, «von einer Hand wie Ace-High». Es hätte so viele Kombinationen gegeben, ein einzelnes Ass, einen König oder eine Queen von Adelstein – und sie hätte Hunderttausende Dollar verloren. Als Adelstein daraufhin fragt, warum sie dann gecallt habe, weil er mit «Ace-High» gewonnen hätte, verfängt sich Lew in Widersprüchen.

Und als sie sich nach einem Gespräch mit ihm abseits der Kameras schliesslich dazu entscheidet, ihm die Hälfte des gesamten Potts (also rund 135’000 Dollar) zurückzugeben, ist das für einige ein klares Schuldeingeständnis. Auf Poker-Websites, in Foren und den sozialen Medien gehen der spektakuläre Call und dessen Folgen viral. 

Eine Frau gewinnt im Männersport

Der «Call des Jahres» entwickelt sich rasend schnell zu einem der grössten Skandale des Pokersports. Auch renommierte Medien wie die «Los Angeles Times» berichten darüber und geben der Geschichte ihren eigenen Dreh. Eine Frau spielt nicht nach den Regeln eines «Männersports» – und profitiert trotzdem. Wurde die ganze Geschichte nur deshalb so gross?

Lew sagt später in einem Interview, das Narrativ der ungewöhnlichen Story solle nicht auf ihr Geschlecht reduziert werden. Da melden sich auch einige professionelle Pokerspielerinnen zu Wort: Die sensationelle Hand war schlicht und einfach ungewöhnlich gespielt worden von Lew. Es gab über 150 mögliche Kartenkombinationen von Adelstein, mit denen ihre Hand gegen ihn verloren hätte – und nur sechs Möglichkeiten, zu gewinnen. Was sie dann tat. 

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Hatte Lew einfach unglaubliches Glück oder steckt da mehr dahinter? So schwadronieren zahlreiche Hobbyexperten im Internet über die verschiedenen Möglichkeiten, wie Lew denn betrogen haben könnte. Die Körpersprache wird genaustens unter die Lupe genommen, ihr Schmuck wird analysiert, über mögliche Handzeichen wird theoretisiert – in Anlehnung an die Schach-Posse um Magnus Carlsen und Hans Niemann wird gar ein am Körper verstecktes, vibrierendes Gerät vermutet.

Im Endeffekt aber erhärten sich keine Beweise. Lew übersteht einen freiwilligen Lügendetektortest. Eine Belohnung von 250’000 Dollar für den, der beweisen kann, dass sie betrogen hat, ist ebenfalls nie ausgezahlt worden – und eine unabhängige Untersuchung, die vom Hustler-Casino veranlasst wurde, fand auch keine glaubwürdigen Beweise.

Ihre Twitter-Follower haben sich verdoppelt

Was bleibt, ist die Aufmerksamkeit. Ihre Popularität ist seit der umstrittenen J4-Hand deutlich gestiegen, vor allem nachdem die Untersuchung sie entlastet hat und die ausgesetzte Belohnung für Beweise nicht eingefordert worden ist. Seit Oktober haben sich ihre Twitter-Follower auf rund 40’000 Follower verdoppelt. Sie ist zu einer polarisierenden Figur in der Pokerszene geworden, wird seither auch vermehrt an Turniere eingeladen. 

Ihre Rückkehr an den Tisch hat sie deshalb auch medienwirksam gestaltet. Ausgerechnet am Valentinstag bestritt sie ihr erstes Turnier – dieses Mal ohne Kontroverse.