Poker Anbieter im Visier des FBI?

Von Lisa Horn

Diese Woche wurde die eidesstattliche Aussage von FBI Special-Agent Dana Conte veröffentlicht. Rund die Hälfte aller Seiten sind mit Schwarzstift unleserlich gemacht worden – dennoch blieb genug Information übrig um sich ein Bild über den Umfang des Sachverhaltes zu machen. Der Inhalt liest sich wie ein Drehbuch für einen Hollywood-Finanzthriller.

Seit Mitte Juni werden Millionen Dollar auf US-Konten eingefroren, mit dem Verdacht auf illegale Finanzflüsse. In New York waren es knapp USD 30 Millionen, die anscheinend für die Auszahlung an Poker-Kunden bestimmt waren. Jetzt taucht auch ein Fall in San Francisco auf.

Drei Jahre Ermittlung hat FBI Special-Agent Dana Conte hinter sich, in ihrer eidesstattlichen Aussage präsentiert sie ihre Ergebnisse: die meisten Online Glücksspiel Anbieter sind Offshore Unternehmen, ihr größter Kundenanteil seien jedoch US-Amerikaner. Laut UIGEA ist es verboten um echtes Geld im Internet zu spielen, d.h. Auszahlungen über US-Banken untersagt. Damit nun Gelder von Offshore Konten der Anbieter zu den Kunden gelangen kann, wäre in diesem Fall ein hoher Geldbetrag auf ein US-Konto überwiesen worden. Es würde sich um Beträge in Millionenhöhe handeln. Dann wäre das Geld in kleine Beträge aufgeteilt worden und mittels Barauszahlungs-Schecks zu Geld gemacht worden. So wäre das elektronische Finanzsystem ausgetrickst worden. Über den Postversand dieser Schecks wären Kunden ausbezahlt worden bzw. soll so auch Geldwäsche betrieben worden sein.

Einer der Hauptverdächten in einem konkreten Fall von Konten bei der Wells Fargo Bank und Union Bank ist Douglas Rennick. Der gebürtige Kanadier soll seit 2007 für Internetzahlungsfirmen wie KJB Financial Corp., Account Services, My ATM Online, Alenis Limitied und Check Payment Financials tätig sein. Es würde sich um mehr als USD 350 Millionen handeln, die Rennick verwaltet haben soll.

Denn nach näheren Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass immer wieder der Name Douglas Rennick aufgetaucht war. Er wäre eine der authorisierten Personen gewesen, die Zugriff und Zeichnungsberechtigung auf diese Konten haben soll. Rennick soll im Namen von Glücksspielunternehmen diese US-Konten betreut haben. Laut Anklageschrift gibt es auch Unterschriften von Rennick und er hätte Zahlungen an Kunden durchgeführt. In einem E-Mail soll Conte gelesen haben, wie Rennick von einem der Unternehmen namens Alenis Limitied beauftragt worden sein soll, Geld auf US-Konten zu transferieren, um es dann in bar auszahlen zu lassen.

Rennick verteidigt sich, dass es sich ausschließlich um Schecks handeln würde, die für Rückvergütungen und Promotions verwendet wurden. Er hätte mit seiner Tätigkeit kein US-amerikanisches oder kanadisches Gesetz gebrochen, also illegale Geschäfte gemacht. Es würde sich auch nicht um internationale Transaktionen handeln, sondern nur um nationale Geldflüsse – insofern sei Geldwäsche nicht möglich.

Conte widerspricht Rennick, laut ihren Informationen würde es sich um Geldflüsse aus Zypern handeln, die auf US-Konten transferiert wurden.

Auf Seite 23 der eidesstattlichen Erklärung von Agent Conte gibt es wieder viele schwarz ausgemalte Zeilen – dennoch bleibt ein Satz frei: „Das Unternehmen Account Services hat in der Vergangenheit mehrfach Zahlungen für Unternehmen wie PokerStars und Full Tilt Poker durchgeführt.“ (Anmerkung der Redaktion: Die beiden genannten Pokerräume haben noch keine Stellungnahme dazu abgegeben.) Douglas Rennick hat für Account Services gearbeitet. Inwieweit PokerStars und Full Tilt durch ihre Geschäftsbeziehungen mit Account Services auch in diesen Fall involviert sind, geht aus dem Dokument NICHT hervor.

Organisationen wie die PPA (Poker Players Association) wollen sich zu diesem Fall vorerst nicht äußern, schließlich kämpfen sie seit Jahren für die Anerkennung von Poker, damit das Kartenspiel aus dem Dunstkreis illegaler Aktivitäten geholt wird.