Fairplay in Bregenz

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Die Turnierserie der Casinos Austria geht nunmehr in ihre zweite Saison und schon beim ersten Event des Jahres 2009 in Seefeld war absehbar, dass der Zuspruch und das Interesse der Pokerspieler wohl alle Erwartungen übertreffen würden, selbst die der Organisatoren. Die CAPT in Bregenz toppte noch mal Seefeld, bis auf das Potlimit Omaha waren alle Events ausverkauft und trotz intensivster Bemühungen des Managements konnten nicht alle Spieler von der Warteliste im Nachrückverfahren ihren Platz ergattern. Was sind die Gründe für diesen bemerkenswerten Erfolg? Einerseits spielt natürlich die hohe Fachkompetenz der Mitarbeiter, vom jungen Dealer, bis hin zum Pokerchef Edgar Stuchly, eine große Rolle. Der pokerspielende Gast fühlt sich sicher und gut betreut. Andererseits wage ich aber auch zu behaupten, dass es teilweise auf die private Konkurrenz zurückzuführen ist. In Österreich gibt es zahlreiche private Cardcasinos, die ihre Gäste mit attraktiven Angeboten binden wollen. Diese Situation führt zwangsläufig zu einem echten Wettbewerb, was letztendlich dem einzelnen Kunden zugute kommt. Und am Ende ist dann jeder zufrieden. Wer würde da nicht zustimmen wollen, dass wir von unseren südöstlichen Nachbarn nicht doch noch eine ganze Menge lernen können?

Ich selbst fahre bei der CAPT eine Zwischenstrategie. Die Cashgames sind so attraktiv, dass ich auf die Turniere mit den kleineren Buy ins gerne verzichte, um abends an den Omaha-Tischen Platz zu nehmen. Hier entspricht ein einzelner Pot mitunter dem Preisgeld für den Turniersieg und in der Turnierwoche in Bregenz gab es sogar ein paar Pots, die von der Größe her dem ersten Platz des Main Events entsprachen. Leider war ich an keinem davon persönlich beteiligt, aber ich hatte zumindest die Chance am Tisch dazu.

Eine Ausnahme stellte das Potlimit Omaha Turnier dar. Eigentlich wollte ich Skifahren, aber das Wetter war mehr als bescheiden und so machte ich dann kurz entschlossen doch noch mit. 113 Spieler hatten die 200.- € Buy in entrichtet und da während der ersten 90 Minuten unbegrenzte Rebuys angeboten wurden, machten auch zahlreiche Kämpfer regen Gebrauch von dieser Möglichkeit. Ich selbst war hier ein wenig bestrahlt. Ohne einen einzigen Rebuy konnte ich mein Startstack vervierfachen, so dass ich lediglich das Add on in Anspruch nahm. Bis zu den letzten 3 Tischen lief es auch wie geschmiert weiter. Bei noch 20 verbliebenen Spielern hat ich 161.000 an Chips, was ungefähr dem Schnitt der letzten 7 entsprach. Aber dann kam halt die Phase, in der aufgrund der Blindhöhe ein ordentliches Flopspiel praktisch unmöglich wurde und das Ganze sich meist im „preflop All in Bereich“ abspielt. Ich verlor 2 Showdowns als 70 % Favorit, eine Konstellation, die preflop bei Omaha im Gegensatz zu Texas Holdem nicht unbedingt so häufig vorkommt. Schließlich war ich knapp unter Average und in einem Battle of the Blinds kommt es mit meinem linken Nachbarn, Bobby G. zum unausweichlichen All in. Beim Showdown zeigt sich, dass wir nahezu die gleiche Hand halten. Er gewinnt das Spiel schließlich, weil er mit einer seiner Beikarten auf dem River ein Paar macht.

Und jetzt kommt das Unglaubliche: Bobby sagt, dass er vor dem Dealen des Boards mir eigentlich vorschlagen wollte, 5 Prozent vom Preisgeld gegenseitig abzutreten. Jetzt, wo er die Hand gewonnen hatte, wollte er mir trotzdem die 5 Prozent geben. Mir war das schon fast peinlich, aber er bestand darauf. Ich muss offen eingestehen, dass mir in 15 Jahren Turnierpoker so viel sportliche und menschliche Fairness noch nicht unter gekommen ist. Hut ab, Bobby und nochmals ein herzliches Dankeschön! Ich scheide schließlich als 13., gerade so im Preisgeld, aus. Nach den vielen Stunden im Turnier stand mir nicht unbedingt der Sinn danach, mich mit den Jungs am großen Gashgame Tisch zu messen. Also nahm ich meine 840 € Preisgeld und legte sie in der kleinen Omaha Partie mit 500 € Minimum Buy in vor mich. Jetzt passierte die zweite Unglaublichkeit für den Abend: Ich habe einen Upswing von echtem Seltenheitswert und etwa 2 ½ Stunden später stehen 12.000 € vor mir, was ungefähr dem zweiten Platz im Omaha Turnier entsprach. Nice Rush!!! Übrigens: Bobby G. gewann das TurnierJ!

Unglaubliche Stunden am Pokertisch wünscht Euch

Euer Michael von free-888.com