Deutscher Lottoverband: Zehntausende Lotto-Kioske vor dem Aus

Lottospieler reagieren empört auf die Auswüchse des Glücksspielstaatsvertrages. Absurde Auflagen und Werbeverbote bedrohen die Existenzen von 27.000 Annahmestellen

Hamburg, 15. September 2008 – „Die Leute verstehen die Welt nicht mehr“, beschreibt Norman Faber, Präsident des Deutschen Lottoverbandes, die Reaktion der Lottospieler. Zahlreiche Anrufer haben sich inzwischen bei ihm über die einstweilige Verfügung des Landgerichts Berlin informiert. Als Konsequenz aus dem seit dem 1.1.2008 geltenden Glücksspielstaatsvertrages müssen die Lotto-Annahmestellen ihr Glücksspielangebot strikt von Süßwaren trennen.

Diese Forderung sehen Experten als Präzendenzfall, der für die meisten der bundesweit 27.000 eher kleinen Kioske das Aus bedeuten könnte. „Für viele ist es schlicht nicht möglich, auf ihren paar Quadratmetern eine Wand zwischen Lottoscheinen und Kaugummis zu ziehen“, so Faber. Aufs Glücksspiel sind die Betreiber jedoch angewiesen, ohne die Einnahmen aus der Vermittlung von Lotto, Keno, Oddset und Co. wären sie ruiniert.

„Die Macher des Staatsvertrages haben das Lottospiel kriminalisiert und es damit auf eine Ebene mit schwerer Pornographie gehoben“, ärgert sich Faber, dessen Verband schon lange und nachdrücklich eine differenzierte Betrachtung des Gefährdungspotenzials von Glücksspielen fordert. „Der Glücksspielstaatsvertrag soll vor Spielsucht schützen. Wissenschaftliche Studien belegen indes, dass vom Zahlenlotto nur eine verschwindend geringe Gefährdung ausgeht. Lotto gehört nicht in diesen Staatsvertrag; damit wurde weit übers Ziel hinausgeschossen.“

Die Gerichte sind deshalb auch gezwungen, sich zunehmend mit Marketing und Vertrieb staatlicher Lottogesellschaften auseinanderzusetzen. So hat das Oberlandesgericht München beispielsweise der bayrischen Lottogesellschaft verboten, mit Aufstellern vor Lotto-Kiosken auf die Millionen hohen Jackpots hinzuweisen. „Die Umsetzung des Glücksspielstaatsvertrages wird weitere absurde Früchte tragen. Am Ende wird es nur Verlierer geben“, befürchtet Faber. Inzwischen formiert sich auch bei den Landespolitikern neuer Widerstand gegen den Staatsvertrag. Nicht zuletzt aufgrund der befürchteten Umsatzeinbrüche bei den Lottoeinnahmen und den damit verbundenen fehlenden Fördermitteln für Wohlfahrt und Breitensport. Experten gehen davon aus, dass die Einnahmen aus dem Glücksspiel bereits in diesem Jahr um 1 Milliarde Euro zurückgehen werden.

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