Für digitales Lesen und Lernen: Lese-App von Autorin Nele Neuhaus und LOTTO Hessen startet im Juli an 25 hessischen Schulen

Die Situation für Kinder mit schulischen Schwächen und sprachlichem Nachholbedarf hat sich in der Pandemie dramatisch verschärft. Im Februar startete eine Initiative der hessischen Autorin Nele Neuhaus mit Hessens Lotteriegesellschaft: Gemeinsam sorgen sie für eine neuartige digitale Lese-App, die Lesestunden zwischen Mentoren und Kindern über mobile Endgeräte ermöglicht. Die Pilotphase mit 110 „Lesetandems“ an knapp 20 Schulen ist erfolgreich abgeschlossen. Jetzt wird das Angebot auf 25 Schulen in sechs hessischen Städten und Kreisen ausgerollt. Langfristig sollen 150 hessische Schulen einbezogen werden, kündigten die Verantwortlichen heute bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden an.

v.l.n.r. Autorin Nele Neuhaus, LOTTO Hessen-Geschäftsführer Dr. Heinz-Georg Sundermann und Lottofee Franziska Reichenbacher. Der Bildnachweis lautet: Markus Kaufhold für LOTTO Hessen.

Mit voller Wucht werden in Kürze die Folgen der Corona-Pandemie für Schülerinnen und Schüler sichtbar sein: Soeben bescheinigten Forscher der Goethe-Universität Frankfurt dem schulischen Distanzunterricht, er sei für die durchschnittliche Kompetenzentwicklung ähnlich effektiv gewesen wie Sommerferien. Gesellschaftliche Initiativen sind daher gefragt.

Über ihre gleichnamige Stiftung fördert Hessens Bestsellerautorin Nele Neuhaus die Sprachkompetenz von Kindern und Jugendlichen seit fast zehn Jahren. Zudem ist sie gemeinsam mit Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier Schirmherrin des Vereins MENTOR – Die Leselernhelfer Hessen e.V. Da seit Beginn der Pandemie rund 75.000 Präsenz-Lesestunden des Vereins ausfielen, wurde zu Jahresbeginn 2021 die Idee einer Lese-App entwickelt. Weil die Nele-Neuhaus-Stiftung LOTTO Hessen als Förderer gewann, konnte die App realisiert werden. Lesestunden zwischen Mentoren und Kindern finden seitdem über mobile Endgeräte statt.

Die im Februar 2021 gestartete Pilotphase der Lese-App erfolgte mit 20 Schulen in Frankfurt sowie im Kreis Main-Taunus. Die maximal möglichen 110 digitalen Lesetandems der Pilotphase waren schnell besetzt. Anfang Juli geht das Programm jetzt in den Live-Betrieb, dann werden rund 200 Kinder in 25 kooperierenden Schulen in den Städten Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt sowie den Kreisen Offenbach, Main-Taunus und Bergstraße teilnehmen können. Nach den Sommerferien sollen noch einmal 50 Schulen dazukommen – auch die Stadt Offenbach ist dann dabei. Langfristig ist geplant, insgesamt 150 hessischen Schulen die Lese-App für ihre Schülerinnen und Schüler anzubieten.

„Ohne die Unterstützung von LOTTO Hessen hätten wir dieses Projekt keinesfalls realisieren können“, erklärte Nele Neuhaus bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Lese-App in Wiesbaden. „Nur über eine Beschleunigung der Digitalisierung können wir es schaffen, Kinder und Jugendliche wieder mit ihren Mentoren zusammenzubringen und so zu verhindern, dass gerade sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche die für ihre Zukunft so wichtige Fähigkeit des Lesens verlieren. Deshalb engagiert sich LOTTO Hessen aus seinem seit 1949 gelebten gesellschaftlichen Engagement in Hessen für dieses digitale Mentoren- und Lernkonzept“, so Dr. Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer der LOTTO Hessen GmbH.

Die App funktioniert folgendermaßen: Die ehrenamtlichen Mentoren bieten jedem ihrer Lesekinder mindestens vier Übungsstunden im Monat im geschützten Video-Chat der App. Insofern erforderlich, werden die Kinder dazu mit einem Tablet und einem Internetzugang ausgestattet. Für jeden Schüler wird vor dem Start ein Profil angelegt: Wie gut liest er, wo liegen die Lesedefizite, wie lange kann er am Stück konzentriert vorlesen und versteht er das Gelesene auch inhaltlich? Welche Bücher eignen sich für ihn besonders? Dann wird in der App entweder allein oder im Tandem mit dem Mentor (vor)gelesen. Hat das Kind die vorgegebene Leseaufgabe erfüllt, erhält es einen Belohnungspunkt. Ein individueller Avatar, derzeit ein Dino, Roboter oder Schmetterling, wächst mit zunehmender Lesedauer am Bildschirmrand und soll das Kind zusätzlich motivieren. Mit den „erlesenen“ Punkten kann sich das Kind verschiedene Spiele innerhalb der App freischalten, allein oder gegen den Mentor.

Mentorin Eva-Maria Marx ist von der Funktionalität der neuen App begeistert. Pandemiebedingt hatte sie mehr Zeit und entschied sich, ehrenamtlich tätig werden zu wollen. Seit Februar liest sie einmal wöchentlich mit ihren beiden Lesekindern. „Zeitraubende Wege und Anreisen fallen digital weg, man spart so viel Zeit und kann sie effektiver nutzen. Bei mir bedeutet das, ‚meinen‘ Schulkindern beim Lesen und Lernen zu helfen. Das fördert nicht nur die beiden erkennbar, sondern macht auch mir unendlich viel Spaß und ist mein kleiner Beitrag zur Bewältigung der Lage“, erläuterte Marx in Wiesbaden.