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Sportwetten in der Corona-Krise: Wie geht es weiter?

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Nachdem die Sportwettenbranche im Jahr 2020 durch die globale Pandemie gezeichnet wurde, lassen sich ein Jahr später nun eindeutige Aussagen über die tatsächlichen Auswirkungen und Trends für die kommenden Jahre treffen.

Event-Ausfälle, Schließungen lokaler Wettannahmestellen und Einkommenseinbußen viele Menschen stellten im Jahr 2020 die Sportwetten- und Glücksspielbranche vor große Herausforderungen. Denn während die Pandemie dem stationären Glücksspiel ähnlich stark zugesetzt hat wie einigen der am schlimmsten betroffenen Branchen wie Automobil und Tourismus, zeigten sich im Bereich des online Glücksspiels ungeahnte Entwicklungen.

Als Resultat waren Unternehmen und Anbieter vielerorts gezwungen, ihre Strategie anzupassen und nach einem alternativen Wettangebot zu suchen, ihre Produkte auf online Lösungen umzustellen und neue Zielgruppen anzusprechen. Was diese Veränderungen jedoch konkret für die Zukunft dieser Branche bedeuten wird durch aktuelle Daten & Prognosen ersichtlich.

Zahlen & Fakten

Die Einnahmen des globalen Glücksspielsektors verzeichneten im vergangenen Jahr starke Rückgänge und werden aller Voraussicht nach weiterhin von den Auswirkungen der globalen Pandemie betroffen sein. Doch wie schlimm ist es wirklich?

Eine Prognose der European Gaming and Betting Association (EGBA) in Zusammenarbeit mit H2 Gambling Capital sagte einen Rückgang der Gesamteinnahmen aus Glücksspielen in den Märkten der EU-27 und Großbritannien, im Jahr 2020 um 23% voraus – von 98,6 Mrd. EUR Bruttospieleinnahmen (GGR) im Jahr 2019 auf 75,9 Mrd. EUR im Jahr 2020. Aktuelle Daten von H2 Gambling Captial bestätigen dies – so konnte ein globaler Rückgang der Umsätze aus Glücksspiel um 26% verzeichnet werden.

Deutsche Übersetzung der Grafik: „Einnahmen aus dem Glücksspielmarkt. Im Jahr 2019 belief sich der gesamte europäische Glücksspielmarkt auf 98,6 Mrd. EUR. Auf Online-Glücksspiele entfielen 24,5 Mrd. EUR und auf landgestützte Glücksspiele 74,1 Mrd. EUR Bruttospieleinnahmen. Im Jahr 2020 insgesamt brutto. Die Einnahmen aus Glücksspielen werden aufgrund der Auswirkungen von COVID-bezogenen Schließungen auf stationäre Glücksspiele voraussichtlich um 23% auf 75,9 Mrd. EUR sinken, während die Einnahmen aus Online-Glücksspielen voraussichtlich um 7% auf €26,3 Mrd. EUR steigen und stetig auf steigen werden €37,3 Mrd.“

Die Prognose, dass die Einnahmen aus Online-Glücksspielen in Europa im Jahr 2020 nichtsdestotrotz um 7% steigen würden – von 24,5 Mrd. EUR GGR im Jahr 2019 auf 26,3 Mrd. EUR im Jahr 2020 – ließ sich jedoch nicht bestätigen. Obwohl einige europäische Länder wie Spanien sogar ein Plus von 18% verzeichnen konnten (Quelle: DGOJ), zeigte sich global ein Umsatzrückgang von 7% im Online-Sektor. Dabei könnte der online Zuwachs in Länder wie Spanien, aber auch Italien, Frankreich und Deutschland unter anderem damit zu tun haben, dass auf diesen Märkten die online Durchdringung des gesamten Glücksspielmarktes im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch relativ gering ist.

Am gravierendsten erwiesen sich jedoch wie erwartet die Umsatzeinbußen im stationären Glücksspiel. Durch die weltweiten Schließungen von Casinos und lokalen Wettannahmestellen zeigte sich global ein Rückgang von 39%. Für Europa wurde aufgrund der Schließung von Wettshops ein Rückgang von 33% prognostiziert – von 74,1 Mrd. EUR GGR im Jahr 2019 auf 49,6 Mrd. EUR im Jahr 2020.

Wohl nicht zuletzt aufgrund des Retail-Ausfalls zeigte sich im vergangenen Jahr ein phänomenaler Anstieg des globalen prozentualen Anteils der online Glücksspiel-Nutzung (wie in der Grafik unten dargestellt), die innerhalb weniger Monate von 13% aller Glücksspieleinnahmen (vor COVID) auf 19% gestiegen ist und bis zum Ende des Jahres ganze 20% erreicht hat. Dies ist insbesondere beeindruckend, da auf Märkten wie Afrika, Asien, Südamerika und im Nahen Osten die online Durchdringung der Märkte noch weitaus geringer ist als beispielsweise in den Ländern der EU, wo sich der online Anteil bereits im Jahr 2018 auf 23% belief.

Deutsche Übersetzung der Grafik: „26% globaler Rückgang – Sektor effektiv zurück auf Stand 2010. Jedoch globaler Online-Aufschwung – nähert sich 20%“. Quelle: H2 Gambling Capital

Was bedeutet das für Sportwettenanbieter?

Die aktuellen Daten belegen, was viele Sportwetten-Anbieter im letzten Jahr bereits am eigenen Leib feststellen mussten: Der Einsatz einer retail-only Strategie wird im Sportwetten immer schwieriger, da er in Zeiten wie diesen keine stabile Einnahmequelle mehr darstellt.

Angesichts des globalen Aufschwungs des Online-Glücksspiels und der wachsenden Durchdringung der Märkte ist somit für viele Anbieter ist die Zeit gekommen, zumindest eine duale Strategie umzusetzen.

Schon seit Langem haben sich in der Branche Omnichannel Wettplattformen bewährt, auf denen Kunden mit nur einem Login und einem Wallet auf allen Frontends (Online, Mobile, Retail) wetten können. Ein solcher Ansatz ist auch bestens geeignet, um Retail-Spielern den Wechsel zum online Spiel zu ermöglichen. Hier gilt: Je niedriger Die Barriere des Wechsels ist, desto eher lässt sich diese Spieler-Demografie von neuen (Online) Produkten überzeugen.

Darüber hinaus ist für Wettanbieter, die bereits seit Längerem über die Umstellung ihrer Retail-Wettsoftware nachdenken jetzt der ideale Zeitpunkt gekommen.

Die Wechsel von einer veralteten Wettplattform zu einer Neuen ist meist mit erheblichem Aufwand und einer herausfordernden Übergangszeit verbunden – vor allem wenn es darum geht, Ausfälle zu vermeiden und den Wechsel für die eigenen Spieler so reibungslos wie möglich zu gestalten. Die vorübergehende Schließung der Wettlokale bietet hierfür also die perfekte Gelegenheit – sodass bei der Wiedereröffnung mit höchster Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit brilliert werden kann.

Darüber hinaus konnten die Daten zeigen, dass die zunehmende Beliebtheit der Nutzung mobiler Geräte für Online-Wetten, die in den letzten Jahren bereits auf vielen Märkten zu beobachten war, heute relevanter ist denn je. So wurde erwartet, dass mobile Wetten bis Ende 2020 45,6% der europäischen Online-Wetteinnahmen ausmachen und bis 2022 50,8% erreichen würden. Damit würden sie die globale Nutzung von Desktop-Wetten das erste Mal in der Geschichte übertreffen. Auf vielen Märkten zeigt sich dieser Trend schon seit Längerem – so machen die auf mobilen Endgeräten abgegebenen Wetten mancherorts über 70% des Wettvolumens aus. Eine Entwicklung, die sich auch in Zukunft fortsetzen wird – so wird für mobile Wetten im Jahr 2025 global ein Anteil von 58,2% prognostiziert.

Ein Mobile-first Ansatz wird somit für Sportwetten-Anbieter in Zukunft unerlässlich werden. Nutzerfreundliche Smartphone Apps und mobile Websiten sind wichtiger denn je.


Fazit

Wie die Zahlen zeigen konnten, steht der Glücksspielsektor und somit auch die Sportwettenbranche nach wie vor vor großen Herausforderungen, die sich nur mir einer flexiblen und situationsangepassten Strategie meistern lassen werden. Für Wettanbieter gilt es daher, die eigenen Möglichkeiten gut abzuwägen, Entwicklungen auf dem eigenen Markt genau zu beobachten und auf eine online- bzw. mobile-first Strategie zu setzen um so auch diese Krise durchzustehen.

Lesen Sie dazu auch: Die Wichtigkeit einer Multi-Market Strategie in Zeiten von COVID 19

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