Studie: Sportwetten sind wachsende Branche, leiden aber unter Image

Das Sportministerium soll Unterstützung liefern
Jährlicher4 BIP-Effekt von durchschnittlich 382,9 Mio. Euro. Wettanbieter wünschen keine Vermischung mit Glücksspiel.

Sportwetten tragen rund 380 Mio. Euro jährlich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, haben aber in der Bevölkerung nicht das beste Image. Das ergaben - kurz zusammengefasst - eine Studie der JKU und des GAW (Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsforschung) sowie eine Umfrage des market-Instituts. Es gelte nun, über Maßnahmen nachzudenken, wie Sportwetten in Zukunft positiver wahrgenommen werden, folgerte Jürgen Irsigler, Präsident des Österreichischen Sportwettenverbands.

Die Aktivitäten der Sportwettenbranche ergäben einen jährlichen BIP-Effekt von durchschnittlich 382,9 Mio. Euro, rechneten die GAW-Ökonomen Friedrich Schneider und Stefan Jenewein vor. Davon würden sich 40 Prozent auf die Branche und 60 Prozent auf andere Wirtschaftssektoren verteilen. Öffentliche Haushalte würden in Form von Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern in Höhe von 160,3 Mio. Euro jährlich profitieren, so die beiden Wissenschafter am Donnerstag in einer Pressekonferenz der oö. Wirtschaftskammer in Linz. Die Sportwettenanbieter sicherten 3.164 Ganzjahresvollzeitarbeitsplätze quer durch alle Branchen. Dabei seien die Wetteinsätze in den vergangenen Jahren gestiegen, wobei die Effekte auch zeitverzögert einträfen und sich auch noch in späteren Jahren niederschlügen.

David Pfarrhofer vom market-Institut präsentierte eine Imageanalyse der Sportwettenbranche mit 1.000 Teilnehmern aus der Bevölkerung, 300 Teilnehmern an Sportwetten und 220 relevanten Stakeholdern aus den Branchen Medien, Sport, Politik und Verwaltung. Als großen Unterschied strich er heraus, dass 56 Prozent der aktiven Tipper angaben, dass Sportwetten das Zuschauen von Sportübertragungen einfach interessanter machen - gegenüber 22 Prozent der Bevölkerung und 30 Prozent der Stakeholder.

Grundsätzlich wetten lediglich 3 Prozent der Bevölkerung auf Sportereignisse - durchschnittlich 22 Euro pro Einsatz -, allerdings verfolgen 28 Prozent solche im Fernsehen. Vor allem junge Männer sind am Thema interessiert, diese und Personen mit Migrationshintergrund fühlten sich darüber auch am besten informiert.

Junge Anhängerschaft

Nun folgerte Pfarrhofer, dass den 28 Prozent Passivsportlern, die gern Sport im TV sehen, das Zuschauen mit Sportwetten noch schmackhafter gemacht werden könne. Es zeige sich, dass Sportwetten - dank der jungen Anhängerschaft - ein Zukunftsbereich seien, das Motiv seien Freude am Sport und das Aufpeppen des eigenen Sportunterhaltungsprogramms. Es brauche aber eine Korrektur beim Image.

Das Problem sei, dass die Begriffe "Sportwetten", "Glücksspiel", "Legalität" und "Illegalität" zu sehr vermengt würden, erklärte Jürgen Irsigler, Präsident des Österreichischen Sportwettenverbands. Dabei sei die Integrität des Sports ein zentrales Thema.

Süchtig nach Wetten

In der Studie gaben 64 Prozent der Bevölkerung, fast ebenso viele der Stakeholder und mehr als die Hälfte der Wetten-Teilnehmer an, dass Sportwetten süchtig machen. Mehr als die Hälfte aller Gruppen gestand der Branche schwarze Schafe zu, 54 Prozent der Bevölkerung und auch der Stakeholder sah Sportwetten als reine Abzocke, aber nur 40 Prozent der Wett-Teilnehmer. Mehr als die Hälfte der aktiven Spieler sagten, dass Sportwettenanbieter wichtige Sportsponsoren seien. Das sahen 36 bzw. 44 Prozent aus den anderen Gruppen so.

Wettanbieter seien bei Sportwettenskandalen die Leidtragenden und nicht die Schlimmen, sagte Claus Retschitzegger, Präsident der Österreichischen Vereinigung für Wetten und Glücksspiel. Online-Sportwetten seien bisher nur in fünf Bundesländern - Vorarlberg, Salzburg, Tirol, Ober- und Niederösterreich - reguliert. Wesentlich sei, dass es hier harmonische Regeln brauche.

Der Umsatzrückgang wegen der Pandemie habe 80 Prozent betragen. Im Shutdown im Frühjahr sei das Geschäft eingebrochen, weil es keine Sportveranstaltungen mehr gegeben habe. "Heute sind wir bei 80 Prozent des Niveaus vor Covid-19", gab Irsigler an, wobei sich das Gewicht leicht zu Onlinewetten (von 40 auf 50 Prozent) verschoben habe.

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