Interview mit Andreas Köberl, CEO Trinity Bet Group (HPYBET)

Ulli Schmitt
ISA-GUIDE Inhaber
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ISA-GUIDE spricht mit Direktoren, Managern, Aktionären und Persönlichkeiten aus der Glücksspielbranche. ISA-GUIDE hinterfragt Aktuelles und Interessantes für Sie.

Andreas Köberl
Heute im Interview: Andreas Köberl, 30 Jahre alt. CEO der Trinity Bet Group (HPYBET).

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Seit wann sind Sie in der Glücksspielbranche tätig und wie kamen Sie dazu?

Andreas Köberl: Ich komme ursprünglich aus der Aerospace-Branche, war aber immer im Softwareumfeld tätig. Nach vier Jahren im Aerospace-Bereich wechselte ich wieder für vier Jahre zu Microsoft, wo ich erstmals mit der Branche in Berührung kam – damals durch Projekte mit Novomatic und Interwetten. Vor drei Jahren kam dann der Ruf von Playtech.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Welche Funktion üben Sie heute bei HPYBET aus?

Andreas Köberl: Gruppen CEO.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Stellen Sie uns HPYBET doch einmal kurz vor.

Andreas Köberl: Die HPYBET ist der Omnichannel Sportwetten Operator von Playtech in Deutschland und Österreich. Wir sind vor zweieinhalb Jahren mit Retail in Deutschland gestartet und vor eineinhalb Jahren in Österreich. Seit Jahresende 2019 sind wir auch mit unseren Onlineangeboten im Markt. Heute sind wir im Retailbereich bereits mit 500 Standorten über beide Länder hinweg präsent. Also würde ich sagen, wir sind DER Newcomer in der Branche. Die Ambitionen sind ungebrochen.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Welche Herausforderungen mussten Sie in den zweieinhalb Jahren in so einem hart umkämpften Markt meistern?

Andreas Köberl: Am Ende des Tages ist es ein stark produktzentriertes Geschäft. Hier musst du von der ersten Minute an eine Top-Performance liefern. Die Konkurrenz sitzt häufig auf der anderen Straßenseite oder ist in der digitalen Welt nur einen Klick entfernt. Hier mit den Branchenführern mitzuhalten, war sicherlich anfangs die größte Herausforderung. Unsere Agilität hilft uns aber dabei, selbst Innovationen in den Markt zu bringen.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Wo liegen für Sie, in den letzten Jahren, die markantesten Veränderungen in der Branche?

Andreas Köberl: Ich würde hier klar die zunehmenden Compliance- bzw. regulatorischen Änderungen sehen, getrieben durch enormes Marktwachstum und zunehmende digitale Transformation. Ein großer HPYBET-Partner meinte jüngst: „Noch vor ein paar Jahren haben wir uns täglich mit Kundenbedürfnissen und Innovationen beschäftigt. Heute verbringen wir die Hälfte der Zeit mit Compliance-Beratern und Juristen, um dem Lizenzierungschaos Herr zu werden.“

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen?

Andreas Köberl: Ich versuche, anstatt einer plumpen „Know Everything“- eine „Learn Everything“-Kultur in der Unternehmensgruppe zu verankern. Das heißt, mutig zu sein und aus Fehlern zu lernen. Wer keine Fehler macht, ist in diesem Umfeld falsch und wird sich auch nicht abheben können. Daher würde ich vieles genauso machen. Lediglich im Marketing hätte man einige Kampagnen stärker an die Produktentwicklungszyklen binden müssen. Das wird künftig anders laufen.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: In Großbritannien und vielen anderen europäischen Ländern sind Sportwetten Volkssport und fester Bestandteil der Gesellschaft, während diese in Deutschland eher einen negativen Ruf haben. Was denken Sie, woran liegt das?

Andreas Köberl: Hier spielte die fehlende Regulierung sicherlich eine Rolle. Das wird sich aber mit der anstehenden Lizenzierung und einer entsprechenden Durchsetzung lösen. Die „Hinterzimmer-Betreiber“ werden verschwinden. Am Ende ist es natürlich auch eine Kulturfrage. Wir wetten alle im täglichen Leben, ob um ein Bier oder 5 Euro auf Schalke. Der Satz „ich wette mit dir…“ fällt wohl bei jedem von uns. Das sollte man sich bewusst machen. Ein 21-Prozent-Wachstum im Jahr 2019 ist aber ein klares Zeichen, dass die Sportwette immer stärker in die Gesellschaft rückt.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Wie schätzen Sie das Wachstumspotential von (Online-)Sportwetten in Deutschland ein?

Andreas Köberl: Das Wachstum wird munter weitergehen, double-digit. Es liegt jetzt am Gesetzgeber und vor allem an den Ländern, sicherzustellen, dass dieses Wachstum nicht in der Illegalität stattfindet.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Was erhoffen Sie sich von der geplanten Regulierung?

Andreas Köberl: Eine entsprechende Durchsetzung und den laufenden Dialog zwischen uns seriösen Anbietern und dem Regulator. Dem Gesetzgeber muss bewusst sein, dass eine fehlerhafte Durchsetzung das Potenzial hat, den vielleicht größten Schwarzmarkt Europas zu schaffen. Darüber hinaus erwarte ich mir endlich wieder echte Innovationen im Markt. Wir müssen auch ein Stück weit die Köpfe aus dem Hintern ziehen und die Opportunity erkennen. Es ist nicht alles schlecht, es muss nur fair ablaufen.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Wie stehen Sie zu der geplanten Limitierung des Spielerkontos auf 1.000 Euro im Monat und die nur sehr enge Zulässigkeit von Live-Wetten?

Andreas Köberl: Als Newcomer am Markt hatten wir das Thema anstehende Regulierung von Beginn an auf dem Schirm und in jeden Planungsschritt miteinbezogen. Dennoch bewegen wir uns hier auf einem schmalen Grat zur Überregulierung. Wir kennen viele dieser Beschränkungen aus Österreich. In manchen Bundesländern entstehen enorme Schwarz-Angebote. Ein Abdriften ins Hinterzimmer oder in Richtung Online-Plattformen internationaler Anbieter ist die Folge. Die Konsequenz: Kein Spielerschutz, keine Steuereinnahmen und eine Lose-Lose-Situation. Die Gesprächsbereitschaft des Gesetzgebers ist daher vor allem bezüglich Angebots entscheidend.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Was halten Sie von den geplanten Werbeeinschränkungen?

Andreas Köberl: Diese werden zu einer Marktverzerrung führen. Die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, dass die etablierten Big Brands – oft internationale Anbieter, die es nicht immer allzu ernst mit den Steuern genommen haben – hier profitieren. Mittelfristig hat es zur Folge, dass auch unseriöse Angebote eine Investmentbarriere weniger haben und vor allem online über die Hintertür punkten. Ich sehe das aus unterschiedlichsten Perspektiven sehr kritisch, auch für den Sport selbst – Stichwort Sponsoringgelder.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Wird das internationale Angebot von HPYBET, nach erteilter deutscher Lizenz, weiterhin auch deutschen Kunden zur Verfügung stehen?

Andreas Köberl: Das Angebot wird sich, wie auch im regulierten Österreich, an dem gesetzlich zulässigen Rahmen orientieren.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Davon ausgehend, dass HPYBET eine Lizenz erhält, würden Sie ein Glücksspielgesetz, das mittels Netzsperren (ähnlich dem Schweizer Glücksspielgesetz) gegen nicht lizensierte Anbieter vorgeht, begrüßen?

Andreas Köberl: Wer A sagt, muss auch B sagen! Wir sehen eine Regulierung sehr positiv. Daher muss man auch sicherstellen, dass illegales Angebot unterbunden wird – sowohl aus wirtschaftlicher Eigenperspektive, aber vor allem aus Verantwortungsgründen.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Beteiligen Sie sich an Frühwarnsystemen wie Sportradar oder dem Early Warning System zur Prävention von Wettbetrug?

Andreas Köberl: Selbstverständlich. Wir kooperieren mit diversen nationalen und internationalen Organisationen. Was man nicht vergessen darf: der Sportwettenanbieter ist hier in der Regel kaufmännisch Geschädigter.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Wie gehen Sie auf Ihrer Plattform mit dem Problem der Spielsucht um? Welche Aktivitäten unterstützen Sie diesbezüglich in Ihrem Unternehmen?

Andreas Köberl: Wir betreiben umfangreiche Monitoringsysteme und versehen jeden Wettmarkt mit entsprechenden Limits. Kunden, die ungewöhnliches Spielverhalten aufweisen, werden somit automatisiert erkannt. Zusätzlich führen wir bereits jetzt umfangreiche Mitarbeiterschulungen durch und stellen allen Partnern E-Learning-Angebote zur Verfügung, um sicher zu stellen, dass Sportwetten bei HPYBET verantwortungsbewusst betrieben wird.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Was werden Sie in Zukunft tun, um das Wetterlebnis Ihrer Kunden noch besser und komfortabler zu machen?

Andreas Köberl: Das werde ich Ihnen im Detail nicht verraten, aber es steht fest, dass dies ein Jahr der Innovation für uns ist. Wir testen etliche neue Angebote – sowohl aus Eigenproduktion als auch von Partnern, sowohl im Shop als auch vor allem online.

Ulli Schmitt, ISA-GUIDE: Vielen Dank für das Gespräch.