Lotto-Hessen-Chef rügt :
Sportwetten-Streit ein „Trauerspiel des Föderalismus“

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Klare Worte zum Sportwetten-Drama: Heinz-Georg Sundermann, Chef von Lotto Hessen
2006 hat das Verfassungsgericht das staatliche Sportwetten-Monopol gekippt. Seitdem beherrschen private Anbieter vor allem online den Markt – ohne Lizenz für Deutschland. Der Chef von Lotto Hessen findet dazu klare Worte.

Der Streit um Sportwetten in Deutschland geht in das 14. Jahr. Ende März 2006 kassierte das Bundesverfassungsgericht das staatliche Sportwetten-Monopol in der damaligen Form. Es sei nur gerechtfertigt, wenn die Lotteriegesellschaften ihre Tätigkeit nutzten, gegen Spielsucht vorzugehen und ihr vorzubeugen – so lautete die Botschaft der Verfassungsrichter. In der Folge strömten private Anbieter wie Bwin, Tipico und Happybet auf den bis dahin für sie verschlossenen deutschen Markt. Mit erheblichen Folgen: Seitdem teilen vor allem sie den Markt unter sich auf und machen viel Eigenwerbung und Umsatz über das Internet - und zwar ohne Lizenz für ganz Deutschland.

Zwar haben einige Dutzend Anbieter eine Lizenz aus Schleswig-Holstein. Doch eine für die gesamte Bundesrepublik geltende Regelung findet sich im Glücksspiel-Staatsvertrag noch immer nicht. Mittlerweile ist die staatliche Oddset-Sportwetten im Markt ein Zwerg. Denn außer 5 Prozent Wettsteuer, die auch Konkurrenten zahlen, muss Oddset die Abgaben für soziale und kulturelle Zwecke abführen; das ist etwa ein Fünftel des Wettumsatzes und fehlt für die Gewinnausschüttung an die Kunden. Die gehen in der Folge zu den Privaten. Den Chef von Lotto Hessen, seit Jahren ein Kritiker dieser Situation, lässt dies nicht ruhen.

„Marginaler“ Marktanteil

Heinz-Georg Sundermann sprach in Wiesbaden bei der Vorlage der Jahresbilanz 2018 seiner Gesellschaft von einem „Trauerspiel des Föderalismus“. Oddset habe in einem auf gut acht Milliarden Euro taxierten Markt zuletzt 160 Millionen Euro im Jahr erlöst. Das sei „marginal“. Die gut acht Milliarden Euro errechnen sich aus den etwa 400 Millionen Euro an abgeführten Wettsteuern, wie der Geschäftsführer von Lotto Hessen erläuterte.

Die bekannten privaten Anbieter seien zwar gegenüber ihren Kunden seriös und zahlten die Gewinne aus. Nur arbeiteten sie eben ohne Konzession für ganz Deutschland. In der Vergangenheit scheiterte eine Übereinkunft aller Bundesländer an unterschiedlichen Forderungen. Während manche Länder die Zahl der Lizenzen beschränken wollten, lehnten andere das ab.

Eine Lizenz für alle, die Auflagen erfüllen

Sundermann machte schon vor einigen Jahren den Vorschlag, alle Anbieter zu lizensieren, die die behördlichen Auflagen erfüllten. Diese Linie vertritt seit geraumer Zeit auch die hessische Landesregierung, wie er hervorhob. Dies sei eine weise Entscheidung. In der übernächsten Woche wollten die Ministerpräsidenten der Bundesländer während ihrer Konferenz einen weiteren Anlauf zur Lösung des Sportwetten-Streits nehmen. Komme es wie von Hessen befürwortet, könnte zum 1. Januar 2020 jeder seriöse Anbieter eine Lizenz bekommen. „Alles andere regelt dann der Markt“, meint Sundermann.