Irish Poker Championships in Galway

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Die internationale Pokerwelt ist momentan in drei Gebiete aufgeteilt. Während eine Gruppe sich beim Carribean Poker Adventure auf den Bahamas vergnügt und weitere, besonders reiselustige Spieler sich in Australien bei den Aussie Millions ein Stelldichein geben, zog es eine kleine Minorität, zu der auch ich mich zähle, nach Galway an die Westküste Irlands, wo die Irish Poker Championships am vergangenen Wochenende stattfanden.

Überredet zu dem Trip hatte mich mein langjähriger Bekannter Padraig Parkinson, der hier auch als Fernsehkommentator und Mitorganisator auftrat. Er versprach mir, dass alles wesentlich besser als in Dublin organisiert sei, wo ich in den letzten Jahren eher schlechte Erfahrungen beim Ablauf von Pokerfestivals gesammelt hatte. Also sagte ich zu, zumal ich noch nie vorher die Gelegenheit hatte, mich einmal an der Westküste Irlands umzusehen.

Und ich wurde wirklich nicht enttäuscht. Padraig organisierte für mich eine Luxussuite mit VIP Betreuung im SAS Radisson Hotel, dass zugleich Ort der Veranstaltung war. Wenn das Umfeld stimmt, sollte es auch mit den Pokerleistungen klappen – dachte ich zumindest. Und hier zeigte sich der „Pferdefuß“ der VIP-Einladung.

Ich hoffte, einen „juicy“ Tisch zumindest zu Beginn des Turniers ergattern zu können; stattdessen musste ich am TV-Table Platz nehmen. Und der hatte es in sich! Rechts von mir nahm Padraig Platz, direkt links von mir Marcel Luske und neben ihm saß dann Omaha Weltmeister und Captain des amerikanischen Teams beim Nations Cup, Robert Williamson. Von der ersten Hand an wurde mega-aggressiv gespielt, was so gar nicht zu meiner Basisstrategie bei größeren Multitable-Turnieren passt. Gleich im ersten Level setzte es auch eine entsprechende Klatsche. Mit :Ad :Ks raise ich UTG auf 150 den dreifachen Big Blind und Marcel reraist mich direkt auf 1.000. Entsprechend angepasst an den ziemlich loosen Tisch will ich zumindest einen Flop sehen und zahle die 850 Chips nach. Der Flop bringt :Kh :Qs :3d und ich spiele 1.500 an, die Marcel relativ schnell callt. Am Turn kommt die :7s, ich spiele 3.000 und Marcel geht mit 6.200 all-in. Nach rund zwei Minuten des Überlegens gebe ich schließlich meine Hand auf. Um wenigstens eine Reaktion zu provozieren, openfolde ich AK und Marcel tut mir den Gefallen. Er zeigt mir Pocket Könige, hat also das Topset getroffen. Nach dieser Hand besaß ich nur noch 30 Prozent meines Startstacks, die ich dann schließlich eine Stunde später in einer Coinflip Situation mit :Ah :Qh gegen Padraigs Pocket 7s verlor.

Statt also am nächsten Tag weiter um den Titel mitkämpfen zu können, machte ich einen Tagesausflug und schaute mir die Klippen von Moher an der Atlantikküste einmal etwas näher an. Offensichtlich hatte der dort vorherrschende Orkan meine Gehirnwindungen kräftig frei geblasen. Beim 750 € Nolimit Holdem Side-Event, der um 17 Uhr startete, spielte ich dann wirklich mein A-Game. Der Weg an den Finaltisch wurde mir durch die folgende Begegnung geebnet:

Es waren noch etwa 50 Spieler im Turnier und mit einem Stack von 22.000 lag ich etwas über dem Durchschnitt. Ein semi-loose aggressive Spieler in mittlerer Position open-raised bei Blinds von 500/1000, Ante 100, auf 3.000. Ich finde im Big Blind :3d :3s und zahle die 2.500 nach. Der Flop bringt :2c :6c :Ts. Ich checke und er checkt ebenfalls. Am Turn kommt die :5c. Er spielt 4.000 an und ich calle, weil ich ihm bestenfalls 2 Overcards mit einem Flushdraw gebe. Der River ist die :Th. Ich checke erneut und er spielt 9.000 an. Nach einigem Überlegen calle ich seine Wette. Er zeigt :Ad :Jh und schüttelt seinen Kopf mit den Worten: „Du musst krank sein, wie kannst Du callen?“, als er mein Paar 3er sieht und ich den Pot gewinne. Folgende Überlegung hat mich zum Call seiner River-Bet bewegt: Erstens gebe ich ihm keinen Flush. Da er Preflop geraist hatte, würde er bei einem Flushdraw am Flop immer ein Continuation Bet ansetzen, er checkte aber den Flop. Die 5 am Turn ist relativ ungefährlich, also versuchte er hier mit einer entsprechenden Wette den Pot einzusammeln. Die 10, die am River das Board paart, sehe ich auch als sehr günstige Karte an. Wenn er das Board getroffen hätte, hätte er ebenfalls eine Wette am Flop getätigt. Sollte er selbst ein Paar in seiner Hand halten, das meine 3er schlägt, hat er genug Showdown Value, um den River zu checken. Er kann in der Regel also davon ausgehen, dass er nur dann ein Call oder Raise von mir bekommt, wenn seine Hand geschlagen ist. Letzte Möglichkeit war natürlich, dass er ein Set am Flop getroffen hatte und ein Slowplay machte. Für ein Slowplay war dann aber die Wette von 9.000 am River eindeutig zu hoch. Folgerichtig setzte ich ihn auf einen kompletten Bluff und gewann mit meinem Call einen Pot in Höhe von 35.400

Der Finaltisch selbst lief allerdings nicht ganz nach meiner Erwartung. Ich hatte gerade den Neunten eigenhändig aus dem Turnier befördert und lag mit 120.000 Chips im Schnitt. Jener Mitspieler, der vorher den Bluff gegen mich gefahren hatte, berappelte sich auf dem langen Weg zum Finaltisch nochmals und war mittlerweile Chipleader. Vom Start weg führte er sich als wahrer Maniac auf und raiste jede zweite Hand. Ich wollte ihn unbedingt ausbremsen und sah eine gute Gelegenheit, als ich :Ac :Qc hielt und er wieder mal in früher Position sein Standardraise auf den dreieinhalbfachen Big Blind (20.000) machte. Ich ging direkt all-in, um keinerlei Raum für weitere Psychospielchen zu lassen. Aber diesmal hatte er mit Pocket Damen wirklich eine Hand. Kein As am Board und ich durfte als Achter an die Rail wechseln.

Trotzdem war ich mit meiner Irland-Performance insgesamt zufrieden. Das Jahr war gerade mal 6 Tage alt und ich saß schon an einem Finaltisch bei einem größeren internationalen Event. Das lässt doch hoffen, oder?

Euer Michael von free-888.com