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Bielefeld

Bielefelder initiiert eine Soziallotterie

Aus Andreas Schlüters Idee ist eine große Soziallotterie entstanden, die bald 100 Millionen Euro einspielen soll.

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Initiatoren: Heike Kahl (Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, v. l.), Andreas Schlüter (Generalsekretär des Stifterverbandes) und Petra Horn (Vorstand SOS-Kinderdörfer weltweit). | © Bildungslotterie

Initiatoren: Heike Kahl (Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, v. l.), Andreas Schlüter (Generalsekretär des Stifterverbandes) und Petra Horn (Vorstand SOS-Kinderdörfer weltweit). | © Bildungslotterie

04.11.2018 | 04.11.2018, 14:10

Essen/Bielefeld. Andreas Schlüter (62) saß mit zwei Freunden im Wohnzimmer seines Bielefelder Wohnhauses, als ihnen die Idee kam. Die beiden Freunde drucken Lotterielose und er ist Generalsekretär des Stifterverbandes mit Sitz in Essen. Die Idee: Eine Soziallotterie, die in großem Stil Geld für Projekte einsammelt, die die Bildungschancen für sozial und anderweitig Benachteiligte in der Gesellschaft verbessern sollen.

Die Lotterie, sie nennt sich "Bildungs-Chancen-Lotterie", ist jetzt an den Start gegangen. Und gerade sind die ersten Gelder ausgeschüttet worden - insgesamt 60.000 Euro an sechs Projekte, darunter beispielsweise ein Projekt des Bonner Vereins für Pflege und Gesundheit, das Kindern aus Flüchtlingsfamilien durch intensive Sprachförderung bessere Bildungschancen ermöglichen will. Ausgewählt wurden die sechs Projekte aus knapp 100 Bewerbungen.

In Ostwestfalen-Lippe ist Andreas Schlüter, durch seiner frühere Manager-Tätigkeit beim Bertelsmann-Konzern und dann bei der Bertelsmann-Stiftung bekannt geworden. Nach einer Station beim Goethe-Institut kam er 2005 als Generalsekretär zum Stifterverband in Essen, die in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Innovation arbeitet.

Erste Soziallotterie ausschließlich für Bildungsprojekte

Soziallotterien gibt es viele in Deutschland und in anderen europäischen Ländern, noch nirgendwo aber eine Lotterie, die Geld ausschließlich für Bildungsprojekte einspielt. "Wir wollen zu mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung beitragen. Und dass das in Deutschland notwendig ist, hat doch gerade erst die neue OECD-Studie noch einmal deutlich gemacht", sagt Schlüter.

Vier Jahre sind seit der Geburt der Idee in dem Bielefelder Wohnzimmer vergangenen. Schnell konnte Schlüter den damaligen Präsidenten des Stifterverbandes, den Unternehmer Arend Oetker für seine Idee gewinnen. Der half auch tatkräftig dabei, in der deutschen Wirtschaft 20 Millionen Euro Startkapital für die Lotterie einzusammeln. Als Mitveranstalter gewann Schlüter die Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung.

Bald war klar, dass die Bildungs-Chancen-Lotterie eine reine Online-Lotterie werden sollte. Neben der konzeptionellen Arbeit brauchte es auch viel Zeit für die Genehmigung der Lotterie durch die dafür zuständige Behörde, das sogenannte Glücksspielkollegium beim Finanzministerium in Rheinland-Pfalz.

30 Prozent an Lotterieteilnehmer und 30 Prozent an Projekte

Der Glücksspiel-Staatsvertrag zwischen den deutschen Bundesländern schreibt vor, dass bei Soziallotterien 30 Prozent der eingespielten Gelder als Gewinne an die Lotterieteilnehmer und 30 Prozent der Gelder für Förderprojekte ausgeschüttet werden müssen. 16,7 Prozent sind als Steuern an den Staat abzuführen. "Bleiben 23,3 Prozent für die Betriebskosten übrig", erläutert Schlüter.

15 Euro kostet ein Los, das vier Wochen gültig ist und somit an vier Verlsoungsrunden teilnimmt. 25.000 Lose seien in den ersten Wochen bereits verkauft worden. "Wir sind optimistisch, unser erstes Ziel, zehn Millionen Euro Jahresumsatz, schnell zu erreichen", sagt Schlüter. Mittelfristig will man 100 Millione Euro erreichen. Das wären dann immerhin 30 Millionen Euro für Projekte, die mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung schaffen wollen.