Gut gebrüllt, Löwe: The Times They Are A-Changing ?

Offener Brief an die Automatenaufsteller 05.10.2007

Mit “The Times They Are A-Changin’” beschrieb Bob Dylan die Zeiten großer Veränderungen – und der Hoffnung auf große Veränderungen. Hätte sich der große Rockpoet mehr mit dem Automatenspiel in Deutschland anstatt mit Vietnam-Krieg, Liebe, Bürgerrechten sowie Gott und der Welt befasst, hätte er vermutlich nicht von den wechselnden Zeiten gesprochen. Denn derzeit spielt sich in „Good Old Germany“ eher ein Schauspiel ab, das an „Dinner For One“ erinnert. Nach dem opulenten Mahl, das sich der Marktführer & Co in den vergangenen Jahren auf Kosten der Automatenaufsteller einverleibt haben, heißt es mit der wundersamen Wiederauf-erstehung des schon totgesagten Löwen: „The same procedure as every year!“

Denn die Firma Löwen ist hoffentlich nicht im Begriff, die gleichen Fehler mit der gleichen Prozedur zu begehen wie der bisherige Marktführer. Dieser hat seine Chance gehabt. Er wird in Zukunft nicht mehr die Rolle spielen. Und ein Blick in die Firmengeschichte müsste Löwen doch lehren: Die beste Zeit hatte NSM mit 500 Millionen Mark Umsatz, als sich das Unternehmen ganz auf die Herstellung und Verkauf von Spielgeräten konzentrierte und auf die Aufstellung verzichtete.

Blicken wir Automatenaufsteller weiter in die Geschichte, so müssen wir leider fest- stellen, dass die Industrie mit der Herstellung guter Geräte versagt hat.

Höchstens eins von hundert Geräten war für den Markt tauglich. Der Rest war Elektronikschrott, der uns die Kundschaft nur so aus dem Haus trieb.
Wir Automatenaufsteller wollen und müssen endlich wieder Geld verdienen, um die hohen Auflagen in Deutschland erfüllen zu können.
Mit Elektronikschrott ist das nicht zu machen und auch die permanenten Versuche der Industrie, uns für doof zu verkaufen, indem sie uns bei jedem Aufmucken zusammen mit ihr zugeneigten Politikern mit der Steuer und Gesetzes-Keule drohen, damit wir –kuschkusch – brav und voller Angst in ihrem Lakaien-Theater weiter auftreten, sind einfach lächerlich und undemokratisch.
Nein, das verstehen wir nicht unter Partnerschaft. Und diese Spielchen haben wir lange durchschaut. Wir sind weder die Melkkühe der Politik noch der Industrie!

Wann endlich versteht die Industrie, dass sie uns Familienunternehmen nicht mit ihren getrimmten 40-Stunden-Angestellten vertreiben kann?
Wir arbeiten rund um die Uhr. Auch am Sonntag oder am Feiertag. Mit Opa, Oma, Enkel, Tante und – wenn es sein muss – auch mit der Schwiegermutter.
Das macht den Charme und die Stärke unserer mittelständischen Unternehmen aus.
Was bildet sich eigentlich die Industrie ein, unseren unermüdlichen Einsatz mit einem Söldnerheer und eigenen Hallen zu bekämpfen?

Dabei gibt es durchwegs Licht am Ende eines langen, dunklen Tunnels. Denn, Hut ab, Gratulation und toi, toi, toi: Löwen ist auf einem guten, ja sogar auf einem sehr guten Weg, die nächsten zehn Jahre den Markt mit ihren von Prof. Johann F. Graf geprägten Geräten zu dominieren. Trotz Mietgerätekonzept hat die Firma meines Erachtens gute Chancen, einen Marktanteil von über 50 Prozent zu erreichen. Ihre Geräte sind zukunftsweisend, haben ein vernünftiges Auszahlverhalten – und versprechen volle Kassen. Für alle. Also für Aufsteller und für Hersteller. „Gut gebrüllt, Löwe!“, ist man da geneigt zu sagen. Wenn, ja wenn nicht wieder die Gier das Gehirn zu fressen scheint…

Wann endlich begreift ein Großhersteller und Lieferant einmal, dass es unlauter und kontraproduktiv für die gesamte Branche ist, mit eigenen Industriehallen den mittelständisch geprägten Aufstellern Konkurrenz zu machen und sie in den Ruin zu treiben? Wir brauchen in Zukunft bezahlbare und attraktive Zockergeräte, die uns so wirtschaften lassen, dass wir nicht – wie mit den unsäglichen Fun Games – illegale Geräte aufstellen müssen, um zu überleben.

Die Gewinnabschöpfung durch die Industrieaufstellung und Ausspionierung durch Lieferanten ist unseriös und verwerflich. Wir Automatenaufsteller wollen nicht den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden, sondern wir wollen (und erwarten) eine Partnerschaft nach dem Motto: Leben und leben lassen.
Der Marktführer hat in den vergangenen Jahren dieses Motto gröblich missachtet. Nach netter Gutsherrenart hat er mit seinen Industriehallen uns, seine Kunden, und die 200.000 Mitarbeiter in der wirtschaftlichen Existenz bedroht. Er hat Maschinen verkauft, die weder vom Ordnungsamt noch vom Aufsteller technisch zu durchblicken waren oder denen schlichtweg die Eignung fehlte, für überlebensnotwendige Umsätze zu sorgen. Zudem brachte er Maschinen auf den Markt, die nach außen legal waren, sich aber unterschiedlich einsetzen ließen. Der Marktführer verschaffte sich auf seinem Weg zum angestrebten Monopol noch weitere Vorteile: Mit „Player Tracking“ konnte er seine Kunden überwachen und ihr Spielverhalten analysieren und ausforschen, er konnte den Jackpot bei Vielspielern auslösen und sie so an sich binden. Seine bei ihm in den Spielotheken aufgestellten Merkurgeräte verfügten über merkwürdige Zusatz-platinen – mit Funktionen, die unsere Merkurgeräte nicht hatten. Als Marktführer hatte er auch die Patentübermacht. Die Folge: Nach zehn Jahren war die gesamte Branche total von ihm abhängig. Er beherrschte Markt und Medien, er dominierte die Verbände. Wir wurden zu Werbe-Idioten des Branchenführers degradiert.

Mit der Satzungsänderung auf der Mitgliederversammlung des Bundesverband Automatenunternehmer e.V. (BA), wonach die Automatenhersteller nun fördernde Mitglieder des BA werden sollen, geht die Einflussnahme der Industrie auf die mittelständischen Automatenunternehmer nun noch einen Schritt weiter. Der BA sollte sich folgerichtig – und um Etikettenschwindel zu vermeiden – künftig BAI nennen: Bundesverband Automaten Industrie.
Wir fordern daher eine Mitsprache aller 5.000 Automatenkaufleute bei der Spiel-verordnung. Wir brauchen keine Büttenreden des selbst ernannten Elferrats des BAI.

Wir mittelständischen Automatenkaufleute wollen keine Konkurrenz durch industrie-eigene Automatenhallen, die uns in die Enge treiben. Wir wollen keine Trittbrettfahrer, die sich an der Industrie festklammern (und gar nicht merken, dass sie bei der ersten Erschütterung von dieser wie lästige Fliegen abgeschüttelt werden).

Wir wollen keine Verbände, die nur vorgeben, in unserem Sinne zu sprechen, aber längst zum Sprachrohr der Industrie geworden sind.
Das Automatengeschäft – und das müsste Löwen eigentlich wissen – ist ein Lokal- und kein Globalgeschäft.
Wir Automatenkaufleute sind keine Milieuaufsteller. Und wir wollen uns nie wieder – wie mit den Fun Games – in den Ruch von Illegalität treiben lassen. Wir wollen von der Industrie Geräte, die den Regeln, Gesetzen, der neuen Spielordnung und dem Spielerschutz entsprechen. Wir wollen ein partnerschaftliches Miteinander, Fairplay und eine unternehmerische Ethik. Dafür muss die Industrie für den Markt taugliche Geräte bauen, uns in Ruhe arbeiten lassen – und sich nicht nur die Rosinen heraus-picken. Herstellerfirmen, die Geräte entwickeln, die nicht der Bauart entsprechen, müssen mit einem Herstellungsverbot bestraft werden.

Wir fordern daher baugleiche und nicht fernsteuerbare Geräte von den Herstellern.
Nur so werden sich die Zeiten ändern. Nur so können wir den Müll der letzen zehn Jahre entsorgen. Nur so können wir alle wieder optimistisch in die Zukunft blicken. Nur dann können wir wieder fröhlich mitsummen: „The Times They Are A-Changing!“ Löwen hat die historisch einmalige Chance nach Jahrzehnten der Frustration Stagnation, Kungelei und Monopolisierung neue Wege zu gehen.
Wir Automatenaufsteller appellieren daher an die Löwen-Verantwortlichen: Nutzen Sie diese Chance, lassen Sie uns gemeinsam die Zeiten ändern – für eine bessere Zukunft!

Ihr Aufsteller aus Bayern.

Mit herzlichen Grüßen Peter Eiba
HARLEKIN – Münzautomaten Peter Eia e.K.
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