Gut aufgelegt! Neue Sonderausstellung im Deutschen Automatenmuseum eröffnet!

Armin Gauselmann und Sascha Wömpener mit dem Ariston.
Espelkamp. Mit seiner neuen Sonderausstellung „Gut aufgelegt“ präsentiert das Deutsche Automatenmuseum auf Schloss Benkhausen ab sofort für rund ein Jahr eine einzigartige Sammlung mechanischer Musikautomaten und zeigt damit so ganz nebenbei auch die erfindungsreiche Entwicklungsgeschichte des Toninformationsträgers.

„Bereits im Hochmittelalter wurden mechanische Musikinstrumente mit Hilfe von Stiftwalzen zum Klingen gebracht“, berichtet Museumsleiter Sascha Wömpener, der am vergangenen Freitag die Sonderausstellung „Gut aufgelegt“ im Beisein geladener Gäste, darunter die stellvertretenden Bürgermeisterinnen Christel Senckel (Espelkamp) und Ilona Meier (Stemwede) sowie Bürgermeister Frank Haberbosch (Lübbecke), offiziell eröffnete. „Erst 1882 wurden diese Stiftwalzen von einer neuen Erfindung abgelöst: der Lochplatte.“

Wie diese Historie weitergeht, das wird ab sofort im Deutschen Automatenmuseum auf Schloss Benkhausen anschaulich dargestellt, denn das Museum zeigt nicht nur die Tonträger und ihre Erfinder, sondern demonstriert die mechanische Technik an echten Musikautomaten, die mal mit, mal ohne Münzeinwurf noch immer funktionieren. Das wiederum ist nur möglich, weil sich ein echtes Spezialistenteam in der Museumswerkstatt fachmännisch um die historischen Exponate kümmert.

Armin Gauselmann, seit 1999 verantwortlich für das Automatenmuseum, welches 1985 durch seinen Bruder Michael gegründet wurde, lobte in seiner Ansprache anlässlich der Ausstellungseröffnung auch die große Leidenschaft, mit der sich jeder einzelne Museumsmitarbeiter engagiere. Neben dem sechsköpfigen Stammpersonal mit Sascha Wömpener als Leiter des Museums, Jessica Midding und Heike Bohbrink sowie den Technikern Ingo Rosenbrock, Matthias Dieckmann und Josef Herb, dankte Armin Gauselmann auch den insgesamt sieben Aushilfen, die an den Wochenenden und Feiertagen als Ansprechpartner für die Besucher zur Verfügung stehen für ihren Einsatz. Einen weiteren Dank richtete Armin Gauselmann an die Leihgeber einzelner Exponate, die mit ihrer Unterstützung zum Gelingen des Ausstellungskonzeptes beigetragen haben.

Das Grußwort der Stadt Espelkamp sprach an diesem Abend Christel Senckel, die das Gesamtkonzept Schloss Benkhausen einschließlich des Museums als kulturellen Leuchtturm im Mühlenkreis bezeichnete. „Dass die Menschen Ende des 19. Jahrhunderts sich die Musik, die es sonst nur in Kirchen oder auf Festen zu erleben gab, plötzlich ins eigene Wohnzimmer holen konnten, war eine unglaubliche Sensation“, beschrieb Frau Senckel den Kern der neuen Sonderausstellung und nahm damit direkten Bezug auf die Erfindung der Lochplatte und des Ariston durch Paul Ehrlich, den sie zugleich als Grundsteinleger der heutigen Musikindustrie benannte.

Insgesamt widmet sich die Ausstellung sechs prägenden Erfindern, die mit ihren Innovationen tatsächlich einen neuen Wirtschaftszweig gründeten und mit Leben ‒ oder vielmehr mit Musik ‒ erfüllten. Immer ging es darum, mittels Datenträger Informationen auf mechanische Weise in Musik zu verwandeln. Ob Stiftwalze, Lochplatte, Kammzungen, Wachswalze, Schellack oder Vinyl – von Erfindung zu Erfindung wurde die Technik immer raffinierter und brachte immer neue, immer brillanter klingende Musikautomaten hervor.

Zu den besonders eindrucksvollen mechanischen Musikinstrumenten gehört in diesem Kontext zweifelsohne das Geigen-Piano „Hupfelds Phonoliszt-Violina“. Der kreisförmige Geigenbogen ist mit Rosshaar bespannt. Die Geige wird je nach Bedarf durch ein fein reguliertes, pneumatisches System schwächer oder stärker gegen den rotierenden Geigenbogen gedrückt. Kleine, gummistoffbezogene Bälgen betätigen Finger, die auf der Geigensaite die entsprechenden Töne abgreifen. „Von enthusiastischen Bewunderern wurde die Phonoliszt-Violina auch als das 8. Weltwunder bezeichnet“, weiß Sascha Wömpener zu berichten.

Doch auch das „Ariston“, eine kleine mechanische Tischorgel, hat in der Sonderausstellung einen besonderen Stellenwert. Das Instrument wurde zwischen 1880 und 1910 von der Fabrik Leipziger Musikwerke (vormals Paul Ehrlich & Co) hergestellt. Der Erfinder des Ariston mit seiner Lochplatte aus Pappe war Paul Ehrlich, der zugleich ein Vorfahre von Unternehmergattin Karin Gauselmann ist!

Neu an dieser inzwischen 4. Sonderausstellung des Deutschen Automatenmuseums ist jedoch nicht nur das Thema, sondern auch die komplette Optik des Raums. Darüber hinaus wurden insgesamt sechs Hörstationen installiert, an denen die Geschichte der Erfinder und ihrer Innovationen erzählt wird. Überdies steht ein überdimensional großes, aufgeschlagenes Buch für die Museumsbesucher bereit, in dem ausführliche Details über die einzelnen Exponate per Touchscreen-Bedienung ‚nachgeschlagen‘ werden können. In der Sonderausstellung sind somit Geschichte und Hightech gelungen miteinander kombiniert worden.

Weitere Infos, auch zu Öffnungszeiten und Preisen finden Sie unter: www.Deutsches-Automatenmuseum.de