Das Desaster von Asch – Wege aus dem Chaos

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Die kurzfristige Absage der Akropolis Poker Challenge in Asch war eine bittere Niederlage für die insgesamt so positive Entwicklung des Pokerspiels in Deutschland. Ob sich hier ein Veranstalter in grenzenloser Selbstüberschätzung mit der Durchführung eines solchen Events einfach nur übernommen hat oder ein Opfer seiner eigenen Profitgier wurde, kann ich nicht beurteilen. Ich hatte die Organisatoren von Pokertour24 nur einmal Monate vor dem Event in der allerersten Planungsphase kennen gelernt und für mich persönlich entschieden, nicht mit den Leuten zusammenarbeiten zu wollen. Zugegeben, es gab zu diesem Zeitpunkt keine Sachargumente, die gegen das Projekt sprachen. Es war mehr jenes spezielle Gefühl, das mir vom Pokern her nur zu vertraut ist; ich halte ein Overpaar und kann förmlich riechen, dass mein Gegner ein Set am Flop getroffen hat. Dann kann man nur versuchen, den Pot klein zu halten. Deshalb und nur deshalb, hatte ich die Mitarbeit abgelehnt und auch nicht gestattet, meinen Namen oder mein Bild in Zusammenhang mit der Veranstaltung zu bringen.

Aber 888 ist eine Firma, die sich, im Gegensatz zu mir, nicht von Gefühlen leiten lassen kann und darf. Das Konzept erschien schlüssig, schriftliche Genehmigungen der zuständigen Behörden wurden vorgelegt und die einzelnen Aufgabenbereiche durch die jeweils Beteiligten, wie beispielsweise das Casino, bestätigt. Also stieg 888 als Titelsponsor mit ein. Titelsponsor zu sein, bedeutet in erster Linie, finanzielle Verpflichtungen zu übernehmen, wobei de facto so gut wie keine Einflussmöglichkeiten auf das Organisationsmanagement bestehen, mal abgesehen von der Platzierung einiger Werbeträger. Das ist übrigens nicht nur beim Pokern so, sondern auch bei allen anderen Sportveranstaltungen. Wenn die Veranstaltung ein Erfolg wird, hat der Sponsor einen Imagegewinn, wenn das Ganze in die Hose geht, einen Imageschaden.

Asch ist nicht nur „in die Hose“ gegangen, die Annullierung des Events ist ein Desaster für 2000 Pokerspieler und deren Begleitungen. Die Menschen wurden nicht nur um den finanziellen Teil geprellt. Ihnen wurde gleichzeitig ein spannendes, tolles Wochenende mit Action und Fun vermiest, ein Stück Lebensqualität geraubt. Aber auch 888 ist ein Stück weit Opfer. Die Firma hat Geld investiert, das auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist und der Imageschaden ist gewaltig. Um Schadensbegrenzung zu betreiben, will 888 deshalb allen Teilnahmeberechtigten (und nur ihnen!) von Asch ein Liveturnier als Freeroll anbieten. Dieses Angebot soll auf keinen Fall die Organisatoren von Asch in irgendeiner Weise aus ihrer Verantwortung den geschädigten Pokerspielern gegenüber entheben. Die Turnierstruktur wird ähnlich sein, aber im Gegensatz zu Asch werden sämtliche Rebuys und Add-ons in den Preispool fließen, es gibt nach oben keine Begrenzung.

Als mich 888 vor ein paar Tagen bat die Turnierleitung zu übernehmen, habe ich gerne zugesagt. Warum ziehe ich mir diesen Schuh an, werden sich einige fragen. Nun, erstens bin ich Pokerspieler und sehe das Ganze aus dem Blickwinkel der Geschädigten. Zweitens habe ich keinerlei kommerzielle oder finanzielle Verstrickungen in diesem Projekt und kann deshalb die Interessen der Spieler effektiv vertreten. Drittens habe ich 888 in den vergangenen 12 Monaten stets als seriösen, fairen und zuverlässigen Partner erlebt. Warum also sollte ich nicht meine Erfahrungen, Kontakte und Möglichkeiten in den Dienst dieser Alternativveranstaltung stellen?

Bereits am Wochenende habe ich einige Meetings im Großraum Wien, in denen die Details der geplanten Veranstaltung ausgearbeitet werden. Zu Beginn der nächsten Woche sollen dann die genauen Daten und Konditionen in einer gesonderten Pressemitteilung veröffentlicht werden.

Euer Michael von free-888.com