Lottoland „Ohne private Anbieter stirbt der Lottomarkt“

David von Rosen gründete als Student den Bildungsfondsanbieter „CareerConcept“ . 2009 folgte sein Modelabel „VONROSEN“ , 2013 gründete er Lottoland. Quelle: Unternehmen

David von Rosen, Gründer von Lottoland, verkaufte einst Sweater an Apple-Gründer Steve Jobs. Ein Gespräch über Motivation, Monopole und die Frage, wann er das Steuerparadies Gibraltar verlassen will.

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WirtschaftsWoche: Herr von Rosen, die deutschen Lotteriegesellschaften und deutschen Spielaufsichten sehen Ihr Unternehmen Lottoland mit Sitz in Gibraltar als Gefahr für deutsche Lottospieler. Ihnen wird vorgeworfen, eine Schwarzlotterie ohne Konzession in Deutschland zu betreiben und keine Steuern in Deutschland zu zahlen. Auch die Staatsanwaltschaft München ermittelte wegen Veranstaltung illegalen Glücksspiels gegen Sie.
David von Rosen: Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München sind eingestellt, weil dieser Vorwurf einfach nicht stimmt. Und auch sonst wehrt sich Lottoland erfolgreich gegen diese Vorwürfe und klagt gegen falsche Unterstellungen. Wahr ist, dass Lottoland eine Glücksspiel-Lizenz in Gibraltar hat. Auf Basis der in den EU-Verträgen verankerten Dienstleistungsfreiheit gilt diese Lizenz auch in Deutschland. Und selbstverständlich zahlen wir Steuern in Deutschland.

Dennoch verstoßen Sie gegen das deutsche Lotteriemonopol. Wie ist das zu rechtfertigen?
Zunächst einmal ist das deutsche Lottomonopol unionsrechtswidrig und verstößt auch gegen das deutsche Grundgesetz. So wird ein staatliches Lottomonopol damit begründet, dem Spieltrieb der Bevölkerung Einhalt zu gebieten. Gleichzeitig buhlen die staatlichen Lotterien in großen Werbekampagnen besonders um jüngerer Spieler. Das zeigt, dass die im Glücksspielstaatsvertrag festgeschriebene Begründung nur vorgeschoben ist, um das Lottomonopol und die Staatseinnahmen zu schützen. Wegen der Inkohärenz der deutschen Glücksspielregulierung sind die Monopolvorschriften nicht anwendbar und es gilt die EU-Dienstleistungsfreiheit.

Die Abgaben für soziale Projekte, welche die deutschen Lottogesellschaften abführen, muss Lottoland allerdings nicht leisten. Verzerrt das nicht den Wettbewerb?
Es ist ziemlich perfide, dass die deutschen Lottogesellschaften uns aus dem Markt halten und uns dann sagen, wir würden uns nicht an die Regeln des Marktes halten. Die Lottoland-Gruppe bemüht sich um eine Erlaubnis in Deutschland und hat bereits in neun Bundesländern Anträge gestellt. Wir würde gerne eine faire Glücksspielabgabe zahlen, so wie wir es bereits in vielen Ländern wie Großbritannien, Irland oder Australien tun. Aber dafür müsste man private Anbieter im Markt akzeptieren und unsere Bewerbung annehmen. Unterm Strich bliebe dann mehr Geld in Form von Abgaben und Steuern, denn Lottoland bringt zusätzliche Umsätze. Ohne private Anbieter wird der Lottomarkt aussterben.

Sie bieten sogenannte Zweitlotterien an, also Wetten auf die Ausgänge von internationalen Lotterien. Die Jackpots bei Lottoland liegen weit über den in Deutschland zulässigen Gewinnen und die Ziehungsintervalle sind geringer. Kritiker werfen Ihnen vor, damit die Spielsucht zu fördern.
Das ist ein Argument der deutschen Lottogesellschaften, an das diese mittlerweile selbst nicht mehr glauben. Lotto ist nicht suchterregend. Von Automatenspielen kann man das nicht unbedingt sagen. Doch gerade diese Automatenspiele dürfen in Deutschland privat betrieben werden. Wie kann man Lottoland da vorwerfen, Spielsucht zu fördern? Fakt ist: Lotto ist das letzte Monopol in Deutschland. Und Monopole sind weder effizient noch zeitgemäß.

Ist die Agitation gegen bestehende Traditionen eine Triebfeder des Unternehmers von Rosen?
Nein. Mit diesem Widerstand der Lottogesellschaften haben wir nicht gerechnet. Gottseidank hat es unser Produkt nicht in allen Ländern so schwer. Wir verfügen über staatliche Lizenzen in sechs Ländern und haben weitere zehn Bewerbungen laufen. Nirgends macht man es uns so schwer wie in Deutschland. So hat etwa Tschechien den Markt für private Lottoanbieter geöffnet. In Frankreich wird die staatliche Lottogesellschaft privatisiert. Dass Deutschland keine Regulierung hinbekommt, ist letztlich schade für die Spieler, denen man damit sehr gute Produkte verwehrt.

Sie scheinen als Unternehmer Konfrontationen anzuziehen. Ihr früheres Modelabel „VONROSEN“ wurde von Peek & Cloppenburg wegen Namensähnlichkeit zu seiner Marke „Paul Rosen“ angegriffen. Warum gaben Sie sich damals so schnell geschlagen?
Wir haben natürlich überlegt, den Namen zu ändern. Aber das einzige, was bei Mode nicht austauschbar ist, ist das Label. Stoffe und Kollektionen ändern sich ständig. Statt einen langwierigen Rechtsstreit wollte ich meine Zeit lieber besser einsetzen und habe Lottoland gegründet.

Dennoch hatten Sie mit Ihrem Modelabel enorme Erfolge. Selbst Apple-Gründer Steve Jobs hat Sweater von Ihrem Label getragen. Wie haben Sie das geschafft?
Die Idee entstand bei einem Glas Rotwein. Wir überlegten, wer das beste Testimonial für unsere Marke sein könnte, die für ein hochwertiges und puristisches Design stand. Da kamen wir schnell auf Steve Jobs. Also steckten wir einen unserer schwarzen Rollkragenpullover in unsere schöne Verpackung und schickten ihn mit einer persönlichen Karte nach Kalifornien. Unsere Erwartung war, dass seine Sekretärin den Sweater im besten Fall an ihren Mann weiterschenken würde. Doch dann hat Steve Jobs tatsächlich weitere Pullover online bestellt und einen bei der Präsentation der iCloud getragen. Durch ein winziges Logo vorne auf dem Pullover sind die Leute auf unser Label gestoßen. Danach ging die Nachfrage richtig los.

Direkt nach dem Studium haben Sie den Bildungsfondsanbieter „CareerConcept“ gegründet, der mit privatem Kapital das Studium begabter Studierender finanziert. Danach gründeten Sie das Modelabel und nun einen Lottoanbieter. Gibt es eine verbindende Idee zwischen diesen so unterschiedlichen Bereichen?
Die Geschäftsmodelle waren tatsächlich komplett unterschiedlich und da gab es auch nichts, was man von dem einen Geschäft für das nächste hätte lernen oder mitnehmen können. Wenn es etwas Verbindendes zwischen meinen Unternehmungen gibt, dann ist es, ein Angebot zu schaffen, das ich selbst nachfragen würde, das es aber noch nicht gibt. Es hat mir einfach immer Spaß gemacht, eine Idee umzusetzen. Schon als Kind habe ich mit meinen Eltern einmal in der Woche den Lottoschein ausgefüllt. Abends haben wir dann darüber gesprochen, was wir mit dem Gewinn machen würden. Als Student bin ich mit meinem alten Golf nach Österreich gefahren, um dort einen Lottoschein abzugeben, weil der EuroMillionen-Jackpot dort höher war als alle Jackpots in Deutschland.

Der Brexit wird Gibraltar wohl aus der EU reißen. Wird Lottoland sich demnächst um einen neuen Unternehmenssitz umsehen müssen?
Wir bleiben in Gibraltar. Lottoland hat hier seinen Hauptsitz und beschäftigt vor Ort mehrere hundert Mitarbeiter. Für den EU-Markt verfügen wir bereits über eine weitere Lizenz und es gibt auch sonst einige andere Optionen. Eine Verlegung unseres Hauptsitzes ist dafür nicht notwendig.

Wäre eine Rückkehr nach Deutschland eine Option für Sie?

Wenn die deutsche Politik den Markt für private Lottoanbieter endlich öffnen würden, würden wir mit Lottoland sehr gerne nach Deutschland gehen.

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