Neuartiger Zürcher «Spielsalon» – Gruppenerfahrungen auf virtueller Mission

Es wächst die Zahl der Orte, an denen Besucher gemeinsam in Computerwelten eintauchen können. Das jüngste Angebot wird im Zürcher Letzipark als grösstes Virtual-Reality-Spiel-Center Europas angepriesen.

Urs Bühler
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Nicht nur die Politik beschäftigt sich mit virtuellen Realitäten – im Bild testet SP-Nationalrat Carlo Sommaruga während der letzten Wintersession die Gesichtserkennung einer VR-Brille. (Bild: Peter Klaunzer / Keystone)

Nicht nur die Politik beschäftigt sich mit virtuellen Realitäten – im Bild testet SP-Nationalrat Carlo Sommaruga während der letzten Wintersession die Gesichtserkennung einer VR-Brille. (Bild: Peter Klaunzer / Keystone)

Soll der Kanton Zürich nebst der klassischen freien Filmproduktion bald auch die wachsende Szene der Videogame-Entwicklung systematisch fördern? Das ist zurzeit Gegenstand politischer Diskussionen, die noch ein Weilchen anhalten werden: Die Volksinitiative für ein Film- und Medienförderungsgesetz, von Organisationen der Film- und der Game-Branche gemeinsam lanciert, ist diese Woche im Kantonsrat zwar nicht einmal von einem Drittel der Mitglieder zur Annahme empfohlen worden. Nun aber kommt das Begehren an die Urnen, und es steht ein Abstimmungskampf bevor, der gewiss nicht mit virtuellen Waffen ausgefochten wird.

Ahnenlinie zu den Spielhallen

Im Schatten dieser Debatten wachsen in der Region Angebote heran, die mit den neusten technischen Errungenschaften ganz subventionsfrei zum Spielvergnügen der Allgemeinheit beitragen sollen. Da gibt's etwa Escape Rooms, die Computerspiele mit realen Elementen kombinieren. Und diese Woche ist im Letzipark in den Räumen eines ehemaligen Nachtklubs die Fusion Arena eröffnet worden. Das ist keine Kochschule, die einen kontinentalen Brückenschlag praktiziert; an diesem Ort können vielmehr Gruppen gemeinsam in die Virtual Reality (VR) eintauchen.

Etwas Vergleichbares gibt es in der Region schon in der Gewerbezone von Dietlikon. Doch die Betreiber des Pendants in Zürich-Altstetten greifen zu Superlativen und bezeichnen dieses ganz unbescheiden als Europas grösstes Virtual Reality-Spiel-Center. Dieses steht sozusagen in einer Ahnenlinie mit den Spielhallen, die vor Jahrzehnten mit Flipperkästen und anderen blinkenden Automaten gefüllt waren: Das gemeinsame Erleben steht im Vordergrund, statt dass die Spiellust einsam an Heimkonsolen ausgelebt wird.

In den Unterlagen wird allerdings auf das gepflegte Ambiente verwiesen und dabei Wert auf die Feststellung gelegt, dass das keine Spielhölle sei. Ob man sich dafür im Paradies fühlen wird, hängt natürlich von der Wahl der Spiele und Waffen ab. Sensoren an der Decke erfassen die Bewegungen der mit VR-Brillen ausgestatteten Besucher, das Ganze wird mit Gerüchen und anderen Sinnesreizen angereichert, wie man es beispielsweise vom 4-DX-Kino der Arena-Cinemas in der Sihlcity her kennt.

Mission für zehn Spieler

Hinter dem Projekt steckt das Freienbacher Jungunternehmen Pandally AG des HWZ-Abgängers Ronny Tobler. Er hatte seine erste IT-Firma bereits im Teenageralter gegründet und danach in Führungsfunktionen bei Microsoft und in einem VR-Startup gewirkt. Mit dem Konzept der Fusion Arena will er laut Communiqués bald in andere Städte expandieren und den Besuchern «das beste Virtual-Reality-Erlebnis» bieten. Jedenfalls soll sich dieses deutlich von Billig-VR-Brillen der Smartphone-Hersteller abheben.

Ausgerichtet ist das Angebot auf Gruppenanlässe wie Firmen- oder Geburtstagsveranstaltungen. Rund die Hälfte der 500 Quadratmeter, die dank der Virtualität zum ganzen Universum ausgeweitet werden können, nimmt die sogenannte Arena in Anspruch. In dieser, dem Kern und Clou des Projekts, können bis zu zehn Personen gleichzeitig eine halbstündige Mission unternehmen. Bald soll dafür unter anderem das Spiel «Biohazard» verfügbar sein – wobei noch eine «Waffenlieferung» aussteht, wie der Website zu entnehmen ist: Es gilt den Bewohnern des Planeten Merua beizustehen, die unappetitlicherweise durch ein Virus in Zombies verwandelt hat. Und da könnten Laserwaffen ganz hilfreich sein, die der Hersteller offenbar erst im April in ausreichender Zahl verfügbar hat.

«Hygiene-Butler» im Einsatz

Im Eintrittspreis von knapp fünfzig Franken pro Person sind sozusagen Aufwärmübungen in einer Lounge inbegriffen. Hier darf man sich in an Heimkonsolen wie Playstation VR oder Oculus Rift austoben, sei es mit Flugsimulatoren oder Spielen mit esoterisch angehauchten Namen wie «Wasser des ewigen Lebens». Und ja, auch in virtuellen Welten ist Hygiene ganz wichtig, zumindest an den Schnittstellen zur realen Welt: Die Anbieter betonen, an jeder Spielstastion einen «Hygiene-Butler» zur Verfügung zu stellen. Man muss davon ausgehen, dass auch er nicht aus Fleisch und Blut ist.