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Wirtschaft Boom bei Sportwetten

„Klassenlotterien wird es in zwei Jahren nicht mehr geben“

Wirtschaftskorrespondent
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Lottoschein: NKL und SKL könnte es bald nicht mehr geben
Quelle: picture alliance / blickwinkel/M
Sportwetten boomen, auch weil Anbieter Rekordsummen in Werbung stecken. Dabei wollte die Politik genau das verhindern, um Spielsüchtige zu schützen. Schuld ist eine Gesetzeslücke, die jetzt klassisches Lotto gefährdet.

Seit Jahren müht sich die Politik, dem Wildwuchs der Glücksspielanbieter hierzulande beizukommen – doch ganz offensichtlich mit bescheidenem Erfolg. Allem voran boomt das Geschäft mit Sportwetten allen Gesetzen zum Trotz.

Wie gut es den Anbietern geht, bei denen Zocker auf den Ausgang von allerlei Spielen, Rennen und Wettkämpfen wetten können, zeigt eine aktuelle Analyse der Beratungsfirma Ebiquity, die der WELT AM SONNTAG vorliegt. Derzufolge machen die Unternehmen nicht nur gute Umsätze, sie werben auch, was das Zeug hält. Dabei sollte eben dies über den Glücksspielstaatsvertrag eingedämmt werden; auch um Spielsüchtige nicht zusätzlich in Versuchung zu bringen.

Die Wachstumskurve ist tatsächlich beeindruckend. Wurden 2011 gerade mal gut elf Millionen Euro in Werbung investiert, lagen die Marketingausgaben der Zockerfirmen 2014 schon bei über 20 Millionen Euro, im vergangenen Jahr dann sogar bei 44,5 Millionen Euro. Und das betrifft nur die klassischen Werbeumfelder wie Fernsehen, Print, Radio und Out-of-Home.

Lotto-Umsätze brechen ein

Pay-TV und Digital-Werbung, die ebenfalls eine erkleckliche Rolle spielen dürften, sind nicht mit eingerechnet. Dabei bewegen sich Sportwettenanbieter rechtlich in einer Grauzone: Sie haben das EU-Recht auf ihrer Seite und scheinen damit bislang bei Klagen geschützt.

Auch die Einsätze steigen seit Jahren sprunghaft an. Summierten sich die Spieleinsätze laut Deutschem Sportwettenverband (DSWV) bei den 80 in Deutschland steuerzahlenden Anbietern im Jahr 2015 auf rund 4,8 Milliarden Euro, waren es 2016 bereits knapp 6,2 Milliarden Euro. 2017 können es gar bis zu acht Milliarden Euro werden.

Vor allem bei den Lotto-Gesellschaften sorgt das exzessive Werbeverhalten der Sportwettenanbieter für großen Unmut. Obwohl die Gefahr für Spielsucht beim Lottospiel allen Experten zufolge deutlich geringer ist als beim Zocken rund um den Ausgang sportlicher Veranstaltungen, hat der Staat die Werbemöglichkeiten für die staatlichen Lotteriegesellschaften spürbar eingeschränkt.

So haben sie eigenen Angaben zufolge gleich auf zweierlei Weise das Nachsehen: „Die Sportwettenanbieter sind zunehmend laut und ziehen damit Leute an, die bei uns dann wegfallen“, klagt Rüdiger Keuchel, der Geschäftsführende Sprecher des Deutschen Lottoverbands. Die Umsätze im Lottogeschäft jedenfalls seien analog zum Sportwetten-Boom zuletzt signifikant eingebrochen. Das werde nicht ohne Auswirkung bleiben, warnt Keuchel: „Die Klassenlotterien wird es in zwei Jahren wohl nicht mehr geben.“

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