Und dabei fing der heutige Main Event im RIO so gut an! Ich hatte mich dieses Jahr sehr gut vorbereitet, war völlig ausgeschlafen, hochkonzentriert und voller Energie vor nicht einmal 11 Stunden an den Start gegangen und spielte wirklich mein A-Game. Bis zur Dinnerpause konnte ich mein Stack ohne Risiken von 20.000 auf 35.000 Chips aufbauen und hatte den Tisch spätestens zu dem Zeitpunkt voll im Griff, als Jennifer Harman short-staked mit einem Flushdraw all-in ging und ausscheiden musste. Sie wurde schnell durch einen amerikanischen Onlinespieler ersetzt, der bereits gut 45.000 Chips besaß. Er spielte das typische loose-aggressive Spiel der Skandinavier, hing sich fast in jeden geraisten Pot rein und reraiste preflop deutlich häufiger, als selbst mit einer außergewöhnlich guten Serie an Monsterhänden erklärbar gewesen wäre. Nach einer Stunde war mir völlig klar, dass er seine Karten maßlos überspielte. Insgesamt sahen seine Aktionen zwar spektakulär aus, waren aber völlig uneffektiv. Er gewann 5 kleine Pots, nur um dann einen Großen zu verlieren und trat mehr oder weniger vom Chipcount her auf der Stelle. Meine Chance sah ich kommen, als ich in früher Position (UTG+1) :Qh :Qc fand. Ich raiste bei 400/200 Blinds und 50 Ante auf 1.300 und war nicht sonderlich überrascht, als er mich im Big Blind auf 3.600 reraiste. Ich hatte mittlerweile 37.000 an Chips und callte nur. Sollte im Flop ein :Ax oder ein :Kx erscheinen, war ich aufgrund meines komfortablen Polsters ohne Schwierigkeiten in der Lage, die Hand aufzugeben, falls er echte Stärke zeigen würde. Der Flop brachte :3c :6c :3s und er spielte 10.000, also ungefähr den 1,3 fachen Pot an. Ich war mir völlig sicher, dass ich an dieser Stelle die beste Hand hielt. Mit :Ax :Ax oder :Kx :Kx hätte er weniger gesetzt und mit einem gefloppten Set hätte er ein Slowplay probiert. Ich wollte an diesem Punkt keine weiteren Risiken eingehen und raiste mit 33.400 all-in. Die 23.400 mehr an Chips zu callen, sollte ihm eigentlich richtig wehtun, ihm wären nur noch 8.000 geblieben. Aber wie kann man jemand, der seine Hände beständig überspielt, davon überzeugen, dass er geschlagen ist? Grundsätzlich gar nicht und daher werden diese Leute auch meistens schnelle Opfer der Entropie.
Nach 5 Minuten intensiven Überlegens callt er schließlich mein All-in und dreht :Tc :Td um. Zugegebenermaßen wird er etwas bleich im Gesicht, als er mein Damenpaar sieht. Wie die Story ausgeht, könnt ihr vermutlich ahnen… Turn :9s, River :Ts. Er lässt noch einen Kampfschrei raus, als er die geriverte 10 erblickt, die Dealerin muckt mit Lichtgeschwindigkeit meine Damen und ich schleiche mich wie ein begossener Pudel aus dem Amazon Raum. Ach ja, um meine anfangs gestellte Frage zu beantworten: Die Chance, dass man zweimal hintereinander mit dieser Konstellation verliert, beträgt exakt 0,64 Prozent.
Eigentlich zieht es mich jetzt massiv nach unten ins Casino, um USD 25/50 Potlimit Omaha Cashgame zu spielen. Aber ich werde es nicht tun! Ich weiß genau, dass ich in meiner jetzigen Verfassung erbärmlich schlechtes Poker spielen würde, so sauer, wie ich bin.
Euer Michael von free-888.com