WSOP 2007 Teil 6 Deutscher Vorsprung durch Technik!

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Vom letzten Artikel bin ich Euch ja noch meine weitere Performance beim H.O.R.S.E Turnier schuldig geblieben. Tag 2 gestaltete sich wesentlich zäher im Verlauf als der erste Tag. Der Grund lag natürlich einerseits in der Tatsache, dass der Event mit 10.000 Startchips grundsätzlich „deep staked“ konzipiert war, andererseits aber auch die etwas schwächeren HORSE Spieler bereits an Tag 1 das Weite suchen mussten. Bis kurz vor der Dinnerpause konnte ich mich auf knapp 60.000 Chips aufbauen, verlor dann aber während der Spielvariante Razz einen riesigen Pot von fast 27.000 und 10 Minuten später beim Stud noch mal 15.000, als ich mit 3 Assen gegen eine Riverstraße das Nachsehen hatte. Schließlich schied ich als 41. aus. Natürlich hätte ich auch passiver spielen können und mich weiter vorne platziert. Aber mein Ziel ist es eben nicht, mich irgendwie ins Preisgeld zu hangeln und dann auf ein Wunder zu hoffen, um an Chips zu kommen. Ich spiele Turniere, um zu gewinnen und nicht, um Zehnter zu werden. In jedem Turnier gibt es ein paar Schlüsselpunkte, an denen man beherzt angreifen muss, um sich für den weiteren Verlauf eine dominante Position am Tisch zu erarbeiten. Lässt man die Chance aus, ist es zwar die vermeintlich risikolosere Alternative, aber man spielt beim Kampf um den Turniersieg auch kaum eine Rolle.

H.O.R.S.E Das gestrige $ 2.000 7-Card Stud Turnier stand wieder einmal unter den Zeichen der katastrophal schlechten Organisation der diesjährigen WSOP. Irgendein Scherzbold musste wohl an der Regulierung der Klimaanlage herumgespielt haben. Wir saßen erneut bei arktischen Temperaturen in dem umgebauten Bierzelt auf dem Hinterhof des Turniergeländes und zitterten vor Kälte. Die heftigen Proteste fast aller Teilnehmer gegen die unzumutbaren Bedingungen wurden von der Turnierleitung zunächst ignoriert und mit einem Schulterzucken beantwortet. Nach der Dinnerpause wurden wir alle in den spürbar wärmeren Amazon Room evakuiert. Ein Techniker, der die Klimaanlage in den Griff bekommt, war offensichtlich nicht aufzutreiben oder die Harrahs Gruppe scheute wieder einmal die dadurch entstehenden Kosten. Für mich war das Turnier aber schon weitgehend gelaufen. Ich konnte keine einzige Hand durchbringen und musste kurz nach Mitternacht ohne jede Chance das Feld räumen. Immer noch etwas angeschlagen von der Antibiotikatherapie meiner Borreliose entwickelte ich in den letzten Stunden handfeste grippeähnliche Symptome. Ich verzichtete daher auf die Teilnahme am heutigen Potlimit Omaha Turnier und werde erst morgen Abend beim $ 5.000 Omaha Hi/Lo Event wieder ins Geschehen eingreifen.

Meine allerherzlichsten Glückwünsche an Katja, die den Finaltisch des Razz-Turniers souverän dominierte und mit ihrem hochverdienten Sieg ein weiteres Bracelet nach Deutschland holte. Hut ab, Frau Weltmeisterin! Als ich vor rund 15 Monaten in einem Fernsehinterview zu meiner Einschätzung von Katjas Spielstärke befragt wurde, antwortete ich, dass ich sie innerhalb der kommenden zwei Jahre in der Spitzengruppe der europäischen Pokerelite ansiedeln würde. In breiten Kreisen des interessierten Fachpublikums erntete ich Unverständnis für diese Aussage, manchmal auch Hohn und Spott. Mit ihrer Performance während der letzten Monate und diesem krönenden Sieg hat sie alle Kritiker endgültig in die Schranken verwiesen. Resultate lügen nicht!

Euer Michael von free-888.com