Bregenz Open 2007 Teil 2

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Nach dem Ausscheiden als 14. am frühen Mittwochnachmittag verspürte ich kaum Lust, das Satellite für den Main Event zu spielen und nahm den restlichen Tag als Auszeit. Dankenswerterweise hatte 888.com meinen Platz im Hauptturnier schon fix gebucht, so dass ich mich nicht mehr zu qualifizieren brauchte. Ein Satellite kostet immer jede Menge Energie, die möglicherweise für die folgenden Events dringend nötig war. Außerdem stand am Mittwochabend die Players Party auf dem Programm. Diesmal hatte Casinos Austria die Lounge des Festspielhauses gebucht, die gerade mal einen Steinwurf vom Hotel Mercure und dem Casino entfernt lag. Die Party kam zwar erst spät, so gegen Mitternacht, dafür dann aber umso heftiger in Gange. Offensichtlich konnten sich einige Spieler nicht oder nur schwer von ihren Plätzen im Cashgame trennen. Im weiteren Verlauf zeigte sich aber, dass die Bregenzer Pokermannschaft nicht nur etwas von der Organisation eines großen mehrtägigen Turniers versteht, sondern auch würdig zu feiern weiß.

Das Donnerstagturnier war als Pot Limit Omaha ausgewiesen. Endlich, dachte ich mir, nach dem Riesenhype, den No Limit Holdem auslöst, führt Omaha im Gegensatz zur Cashgamevariante derzeit als Turnier eher ein Schattendasein. 200.- € betrug das buy-in, unlimitierte rebuys während der ersten 2 Stunden und ein nahezu obligater add-on brachten einen beachtlichen Preispool in Höhe von mehr als 100.00.- € bei „nur“ 151 Spielern zustande. Es ging auch relativ zügig unter die Marke von 100 Spielern, da viele beim Omaha anfangs zu „gamblen“ versuchen und das fordert natürlich einen gewissen Tribut. Ich hielt mich tapfer im Schnitt an Chips. Bei etwa 70 verbliebenen Teilnehmern kam die obligate alles oder nichts Hand. Ein relativ bekannter ambitionierter Amateur aus Österreich raist bei 2 Limpern am Button Pot. Ich besitze ca. 12.000 Chips und finde im Big Blind A-A-8-6 double suited. Das ist meine Chance und reraise auf 9.600. Die beiden Limper folden und der Button fragt mich: Hast Du Asse? Na egal meint er und raist mich all-in. Nach meinem schnellen Call dreht er K-J-J-8 um. Das ist die typische Karte, die man gerne sieht. Ein Paar in der Hand vermindert die Chancen des Gegners erheblich und macht mich zum Favoriten mit 69 %. Doch entgegen aller Zuversicht, nicht ein, gleich 2 Buben am Flop bescheren dem heldenhaften Österreicher einen Vierling und befördern mich ins Aus.

Am Freitag ging es weiter mit einem 800.- € No Limit Holdem Turnier, das als Freeze out gespielt wurde. Ebenfalls wieder ein volles Feld und einige Nachrücker brachten 183 Spieler zusammen. Ich bahne mir so meinen Weg durch das Feld, vermeide aufgrund katastrophaler Karten jeden nur möglichen Showdown und finde mich plötzlich zu meiner eigenen Überraschung unter den letzten 65 Spielern wieder. Jetzt passiert mir ein kleiner Fehler, der jedoch riesige Auswirkungen hat. Es wird die erste Hand nach einer kurzen Pause gespielt. Under the gun kommt gerade noch rechtzeitig an den Tisch, um sich seine Karten anschauen zu dürfen. Während er relativ unschlüssig wirkt, was er mit seiner Hand anfangen soll, beginnen die nachfolgenden Spieler bereits ihre Karten zu folden und die Foldaktion setzt sich bis zum Button fort. UTG sieht dies und raist den dreifachen Big Blind. Ich bin mir sicher, dass er einen Stehlversuch unternimmt und gehe im Small Blind mit A-7 offsuit all-in. Doch diesmal habe ich mich getäuscht. UTG hält ein Paar 10. Ohne As am Board darf ich mich also auch aus diesem Turnier verabschieden.

Samstag pünktlich um 15:30 Uhr startet der Hauptevent, die Austrian Open. 200 Spieler haben das Buy in von 2.000.- € aufgebracht und dementsprechend hoch ist der Preispool. Über 100.000.- € winken dem Sieger. Jeder Teilnehmer erhält 15.000 an Chips und bei Blinds von 50/100 und einstündigen Levels bleibt doch auch ausreichend Zeit zum Spielen. Trotzdem scheiden schon innerhalb der ersten 2 Stunden über 30 Leute aus. Einige Heißsporne suchten wahrscheinlich die schnelle Aufdoppelung. Ich selbst gehe es eher ruhig an, kann mich innerhalb der ersten 5 Stunden langsam aber stetig nach oben arbeiten und bin praktisch immer im Schnitt mit meinen Chips. Bei noch ca. 130 verbliebenen Spielern öffnet sich eine ideale Möglichkeit für mich. Under the gun finde ich Pocket Könige und raise den dreifachen Big Blind auf 1.800. Alle folden bis zum Button und der raist auf 4.600. Ich habe ihn genau beobachtet und bin mir absolut sicher, gut zu sein. Ich entscheide mich zum all-in. Er callt zügig und deckt ein paar Damen um. Der Flop kommt A-J-7, der Turn eine weitere 7 und, wie sollte es auch anders sein, am River die Dame. Damit hat sich dann auch der Main Event für mich erledigt und ich kann nicht gerade behaupten, während der Turnierwoche in Bregenz vom Glück bestrahlt gewesen zu sein.

Trotzdem war das Festival alles in allem ein netter Erfolg. Die Omaha Cashgame Partien waren äußerst lebhaft und gemessen an den wenigen Stunden, die ich mitgespielt habe, bin ich reichlich verwöhnt worden. Insgesamt gleicht sich doch alles beim Pokern wieder aus. Ganz persönlich freue ich mich schon wieder auf den nächsten Event in Bregenz.

Euer Michael