Lotto und das Märchen von der Spielsuchtprävention

Seit dem Karlsruher Urteil lassen Politiker und Lottofunktionäre keine Gelegenheit aus, sich in der Öffentlichkeit als die Retter der Spielsüchtigen zu generieren. Weil das staatliche Glücksspielmonopol nicht mehr aus fiskalischen Interessen erhalten bleiben darf, proklamiert man nun, es diene ausschließlich dem Zweck, die Menschen vor der Spielsucht zu schützen und den Spieltrieb zu kanalisieren. Nach eigenen Angaben haben die sechzehn Landeslotteriegesellschaften daher ihre Werbeetats zurückgefahren. Doch in Wirklichkeit sind die Werbeausgaben des deutschen Lotto- und Totoblocks 2006 weiter gestiegen.

Der aktuelle Hype um den inzwischen 35 Mio € schweren Lotto-Jackpot spricht eine andere Sprache. Von Spieltag zu Spieltag steigt die Zahl derer, die von der Hoffnung auf einen zweistelligen Millionengewinn und ein neues Leben ohne Sorgen in den Lotto-Bann gezogen werden. Horst Mentrup, Geschäftsführer der derzeit federführenden Land Brandenburg Lotto GmbH, rechnet bundesweit mit einem Umsatzplus von zehn Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Vor dem Hintergrund einer umsatzabhängigen Entlohnung mancher Lottogeschäftsführer macht den Lottofürsten die Kanalisierung der Spiellust in die staatliche Kasse richtig Spaß.

Der Werbung für den Lotto-Jackpot kann sich dieser Tage keiner mehr entziehen. Fernsehen, Radio und Zeitungen berichten extensiv über das Ereignis. Lottoannahmestellen haben zusätzliches Personal eingestellt, um den Spieleransturm zu bewältigen. Kaum eine Internetseite ohne Hinweis auf den Lotto-Jackpot und einen Button zum online Lottospiel. Mitten drin in der Werbemaschinerie für Lotto trifft man dann auf bekannte Glücksspielgegner, die – unter dem Deckmantel der Lebenshilfe – plötzlich bereitwillig Partner der Lotto-Kampagne werden. „Die Gewinner sollten unbedingt Anonymität wahren und nur ihren Partner einweihen“, rät Gerhard Meyer, Spielsuchtexperte an der Universität Bremen. „Das empfiehlt auch unser Gewinnberater“, sagt Elmar Bamfaste von der West-Lotto-Gesellschaft. (Quelle: www.t-online.de).

Für den Verband Europäischer Wettunternehmer sind der Lotto-Hype und die damit verbundene Werbekampagne für die staatlichen Lotteriegesellschaften ein Schlag ins Gesicht vieler privater Wettanbieter, deren Büros derzeit bundesweit von Schließungen bedroht sind. „Wer soll angesichts dieses Lotto-Spektakels das Märchen von den drohenden Gefahren für die Allgemeinheit und der Spielsuchtprävention eigentlich noch glauben?“, resümiert Markus Maul, Präsident des Verbands Europäischer Wettunternehmer (VEWU). „Für uns ist es schlichtweg unverständlich, wie einzelne Gerichte glauben können, dass die staatlichen Monopolisten tatsächlich die strengen Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts einhalten. Das von den Lottogesellschaften aktiv geschürte Lottofieber beweist, dass es in Wirklichkeit nicht um Spielsuchtprävention geht, sondern um ein lukratives Geschäft, das der Staat alleine machen will“, so VEWU Präsident Markus Maul. VEWU sei zuversichtlich, dass mutige Richter in Deutschland und beim Europäischen Gerichtshof dem scheinheiligen Geschäftsgebaren der Lottogesellschaften demnächst ein Ende bereiten werden.

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Verband Europäischer Wettunternehmer (VEWU) www.vewu.com