Erster öffentlicher Auftritt der bwin-Vorstände seit der Verhaftung:

Bodner und Teufelberger sprechen von „Menschenrechtsverletztungen“ in Frankreich und wollen in die Offensive gehen.

Sie hoffen auf einen “ Red-Bull-Effekt“ für das Unternehmen.

Die beiden Vorstände des börsenotierten Sportwettenanbieters bwin, Norbert Teufelberger und Manfred Bodner, haben bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit ihrer Verhaftung in Frankreich heftige Attacken gegen die französischen Behörden geritten. In der Haft sei es zu “ Menschenrechtsverletzungen“ gekommen. In der ersten Nacht im französischen Gefängnis seien elementare Grundbedürfnisse – wie Wasser oder benötigte Medikamente – nicht gegeben gewesen.

Die beiden Vorstände waren am 15. September in Südfrankreich wegen Verdachts auf illegales Glücksspiel festgenommen worden. Gegen sie wurde ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. Ob es zu einem Strafverfahren kommt, soll binnen eines Jahres entschieden werden.

bwin prüft rechliche Schritte

Jetzt würden rechtliche Schritte geprüft. Teufelberger und Bodner sprachen von der “ schlimmsten Erfahrung“ ihres Lebens. Die Verhaftung sei „absolut nicht gerechtfertigt gewesen“. Die Maßnahme werde „nach hinten losgehen“, kündigten die Vorstände bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien an. Das Unternehmen werde jetzt mit einer Kampagne in die Offensive gehen. Das Medieninteresse war ungewöhnlich groß, mehrere Dutzend Journalisten aus dem In- und Ausland drängten sich um die freigelassenen Vorstände.

Auf das operative Geschäft von bwin habe sich die Verhaftung nicht negativ ausgewirkt: „Wir hatten in Frankreich am Wochenende drei Mal mehr Zugriffe als sonst“, hieß es. Das europaweite Angebot bleibe aufrecht. Möglicherweise werde man jetzt den Werbeaufwand etwas zurückfahren, um bereits „kurzfristig“ profitabel zu sein.

Androsch: Missbrauch des Gewaltmonopols

Die Begründungen der Behörden, man agiere im Interesse des Kinderschutzes, sei “ lächerlich“. bwin-Großaktionär und bwin-Aufsichtspräsident Hannes Androsch sprach bei der Pressekonferenz von einem „Missbrauch des staatlichen Gewaltmonopols für fiskalpolitische Interessen“.

Glücksspielmonopol nicht gerechtfertigt

Bodner erinnerte an die Liberalisierung im Fernseh- und im Telefonbereich in Europa, die auch sehr langwierig gewesen sei. „Es gibt kein Argument, das die Aufrechterhaltung des Glücksspielmonopls rechtfertigt“, sagte Bodner. Das scharfe Vorgehen sei ein Resultat des Erfolgs von bwin: “ Wir haben das Kreuz der Industrie zu tragen, wir fühlen uns eh schon wie Jesus Christus“, sagte Bodner.

bwin hofft auf „Red-Bull-Effekt“

Bodner sprach von einem möglichen „Red-Bull-Effekt“: Der Softdrinkhersteller profitierte von Verkaufsverboten wegen angeblicher Gesundheitsrisken in manchen Ländern.

Lob für die EU-Kommission

bwin will weiter in Deutschland und Frankreich aktiv sein und werben. „Wir handeln im Einklang mit europäischem Recht“, vielmehr seien die staatlichen Wettmonopole illegal. Erfreut zeigten sich beide Vorstände von der raschen Stellungnahme der EU-Kommission, die in den vergangenen Tagen kritische Worte zum Vorgehen der französischen Behörden gefunden hatte. Diese Aussagen aus Brüssel würden „einen Schub“ für bwin bedeuten.

An der Wiener Börse notiert die bwin-Aktie am Donnerstagnachmittag (15.00 Uhr) mit 18,25 Euro rund 8,5 Prozent über dem Vortagesschluss. Am Mittwoch hatte das Papier 21 Prozent verloren.