Rundumschlag gegen Online-Wettbüros

Die Verhaftung des Geschäftsführers von BETonSPORTS.com bei der Einreise in die USA riss am Dienstag die Aktien der gesamten Branche in den Keller. Die österreichische Betandwin verlor 23,8 Prozent, die deutsche Sportingbet 36,6. Hintergrund der Nervosität: In den USA droht ein weit reichendes Internet-Wettverbot, ein Gesetzentwurf passiert in Bälde den Senat.

Der Teufel in den Wettbüros

Seit David Carruthers, Geschäftsführer des internationalen Wett-Anbieters BETonSPORTS.com beim Umsteigen in Dallas von der US-Bundespolizei in der Nacht auf Montag festgenommen worden war, ist auf dem Online-Wettmarkt der Teufel los.

Obwohl Anfangs noch keine Gründe für die Verhaftung angegeben wurden, rasselten die Aktien der Online-Wettbüros rund um den Globus in den Keller. BETonSPORTS verloren am Montag 17 Prozent und wurden vom Handel ausgesetzt.

Verschwörung und Betrug

Die anderen Anbieter, allen voran die österreichische Betandwin aber erlebten am Dienstag den zweiten Tag in Serie von Kurseinbrüchen. Da wurde bekannt, dass auch ein Haftbefehl auf den Gründer von BETonSPORTS, Gary Kaplan, ausgestellt worden ist. Auf ihn und weitere 11 Personen warten in den USA Anklagen wegen Verschwörung zur Bildung einer kriminellen Vereinigung und Betrug.

Daraufhin stürzten die Papiere von Betandwin und den anderen Anbietern gerade senkrecht ab. Die 23,8 Prozent Verlust bei Betandwin wurden am Dienstag von der in Frankfurt notierten Sportingbet mit minus 36,6 Prozent noch übertroffen, Partygaming rutschten in London um 17,2 Prozent.

Betandwin-Manager nicht gesucht

Dass das Topmanagement von Betandwin nicht unter den in den USA mit Haftbefehl Gesuchten ist, bestätigte Betandwin am Dienstag indirekt. Man biete keine Sportwetten in den USA an, sagte Investor-Relations-Sprecher Konrad Sveceny.

Durch die Akquisition von Ongame gebe es in den USA zwar Poker- und Casinogeschäft, räumte Sveceny ein, das US-Justizministerium habe sein Vorgehen gegen BETonSPORTS allerdings mit dessen Sportwetten-Geschäft begründet.

Keine Telefonwetten

Betandwin hatte im März die Übernahme der schwedischen Ongame abgeschlossen. Bei den vier Gesellschaften, gegen die die US-Justiz im Zusammenhang mit BETonSPORTS ebenfalls vorgeht, handle es sich um „Telefongesellschaften“. Betandwin führe keine Telefonwetten durch, stellte Sveceny klar.

Drohender Gesetzentwurf

Die sind nämlich in den USA seit 1961 dezidiert verboten. Das US-Justizministerium hatte von Anbeginn der Offshore-Wetterei stets betont, dass auch Internet-Wettangebote an US-Staatsbürger nicht den US-Gesetzen entsprächen.

Auf eine gesetzlich festgeschriebene Ausweitung des Telefonie-Wettverbots auf Internet-Anbieter hatten die USA bis jetzt verzichtet.

Genauer: Bis Mitte Mai dieseS Jahres, denn da ging ein Gesetzentwurf des Repräsentantenhaus in Vorbereitung, der das Telefonie-Wettverbot auf das Internet ausweitet. Vor einer Woche wurde der Entwurf im Repräsentantenhaus verabschiedet, nun bleibt als letzte Hürde zur Gesetzwerdung eines weit reichenden Internet-Wettverbots noch der Senat.