Goldmedia: Zu wenig legale Online-Casinos in Deutschland

Studie: 3,3 Mrd. Euro Umsatz fließen hauptsächlich ins Ausland

Berlin – Glücksspiel und Wetten im Internet werden immer beliebter. Die Wett- und Spielbranche boomt, der Markt verzeichnet jährlich zweistellige Zuwachsraten. Das Berliner Beratungsunternehmen Goldmedia hat die Online Betting- und Gambling-Märkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz (Region DACH) eingehend analysiert und die Ergebnisse jetzt in Form einer Studie publiziert.

Eine restriktive Gesetzgebung bei Online-Glücksspielen, wie sie derzeit in Deutschland und in der Schweiz existiert, soll den Glücksspielmarkt kontrollieren und Spielsucht minimieren. Die Sogwirkung für Spieleinsätze auf ausländischen Glücksspiel-Internetseiten wird dadurch aber keineswegs verhindert, sondern extrem erhöht. Folge davon ist, dass gerade in Deutschland die mit Glücksspiel erzielten Online-Umsätze in erheblichem Umfang an den staatlichen Anbietern vorbei in einen „rechtsgrauen Raum“ fließen. Während im „liberaleren“ Österreich nur etwa 50 Prozent der Online-Glücksspiel- und Wetteinsätze nicht auf staatliche, sondern auf private inländische und ausländische Anbieter entfallen, sind es in Deutschland stolze 81 Prozent und in der Schweiz sogar 91 Prozent.

In 2005 wurden in Deutschland bei Online-Glücksspielen 3,3 Mrd. Euro eingesetzt

Die Online-Glücksspielmärkte in Deutschland und Österreich sind mittlerweile milliardenschwer. In Deutschland wurden in diesem Bereich in 2005 allein 3,3 Mrd. Euro eingesetzt, das sind rund 35 Prozent mehr als im Vorjahr. Österreich verzeichnete in 2005 Spieleinsätze in Höhe von 1,4 Mrd. Euro, in der Schweiz waren es dagegen lediglich 0,3 Mrd. Euro.

In allen drei Ländern der Region DACH besteht ein staatliches Glücksspielmonopol. Österreich hat aber im Unterschied zu Deutschland und zur Schweiz eine deutlich liberalere Gesetzgebung. Wetten fallen nach österreichischer Rechtsauffassung nicht in den Bereich des Glücksspiels. Zudem dürfen in Österreich Casinospiele vom staatlichen Anbieter auch online offeriert werden, was in Deutschland nur im Ausnahmefall möglich und in der Schweiz gänzlich untersagt ist.

Österreicher geben für Online-Glücksspiel viermal so viel aus wie Deutsche

Deutschland hat am Glücksspielmarkt in der Region DACH zwar den größten Umsatzanteil, allerdings sind die pro Kopf gewichteten Spieleinsätze mit knapp 40 Euro jährlich vergleichsweise gering. Auch die Schweizer geben mit rund 36 Euro ähnlich wenig für Glücksspiele im Internet aus. Österreich hingegen ist durch hohe Umsätze bei privaten Online-Sportwettenanbietern und staatlichen Online-Casinoanbietern bei den Pro-Kopf-Umsätzen mit durchschnittlich 177 Euro pro Einwohner in der Region DACH mit Abstand führend. (Chart 2)

Eine liberale Glücksspielgesetzgebung korrespondiert offenbar mit einer deutlich höheren Spielintensität der Bevölkerung im Internet. Hinzu kommt aber, dass die staatlichen und legalen Glücksspielanbieter in Österreich beträchtliche Umsätze im Inland generieren und damit ganz erheblich den Anteil illegaler Anbieter minimieren.

Bei Glücksspiel im Internet existieren keine Ländergrenzen

Das eingeschränkte Angebot an legalen Glücksspielen in Deutschland und in der Schweiz hat zur Folge, dass der Auslandsanteil am Online-Glücksspielmarkt in beiden Ländern extrem hoch ist. So werden Angebote anderer europäischer, zum Teil auch illegaler, Anbieter intensiv genutzt. „Wer heute online spielen oder wetten will, findet im Internet genügend ausländische und seriöse Plattformen mit zum Teil deutlich faireren Ausschüttungsraten als nationale staatliche Anbieter“, betont Goldmedia Consultant und Studienautor Michael Schmid. „Will der Fiskus nicht seine Einnahmen und der Staat nicht seine kanalisierende Kontrolle im immer bedeutenderen Vertriebsweg Internet verlieren, müssen auch national kontrollierbare und international wettbewerbsfähige Online-Casino- und Online-Wettangebote in Deutschland zulässig sein.“

Boom der Sportwetten hält an

Deutlich gestiegen sind in den letzten Jahren vor allem die Online-Umsätze der privaten Sportwettenanbieter. Gemessen an den Spieleinsätzen machen Sportwetten heute gut ein Drittel des deutschen Online-Glücksspielmarktes aus. In Österreich und der Schweiz ist dieser Anteil sogar noch höher. “Die privaten Sportwettenanbieter werden in Deutschland unabhängig vom anstehenden Urteil des Bundesverfassungsgerichtes weiterhin stark wachsen“, ist sich Studienautor Michael Schmid sicher. „Nationale regulative Behinderungen im grenzüberschreitenden Internet sind nicht mehr durchsetzbar. Kommt es zu einer Liberalisierung des Sportwettenmarktes und damit zum Eintreten neuer und finanzstarker privater Anbieter in den deutschen Markt, insbesondere aus Großbritannien, müssen sich etablierte private Anbieter auf eine deutlich höhere Wettbewerbsintensität einstellen.“

Begriffsdefinition Online-Gambling

Online-Gambling bezeichnet in der Studie „Online Betting & Gambling 2010“ Spiele mit monetärem Einsatz, die via Internet und nicht über Mobiltelefone übertragen und vermittelt werden sowie auf einer ständigen Verbindung zwischen Anbieter und Nutzer beruhen. Der Gewinnfall muss im Wesentlichen vom Zufall abhängig bzw. darf nicht unmittelbar vorhersehbar sein (Betting).

Quelle: „Online Betting & Gambling 2010. Marktpotenziale von Online Glücksspiel in Deutschland, Österreich und der Schweiz“, April 2005. Die Studie ist die erste wissenschaftlich fundierte Analyse der Online-Glücksspielmärkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Inhalte der Studie: rechtliche und ökonomische Rahmenbedingungen, Profile und Anzahl der Nutzer von Online-Glücksspielen sowie deren Zahlungsbereitschaft, Anteile des Online-Vertriebskanals am gesamten Glücksspielmarkt, Marktvolumen Online-Glücksspiel gesamt und nach Segmenten in den untersuchten Ländern, Marktprofile der wichtigsten Player und Anbieter, Entwicklungsprognosen in der Region DACH bis 2010. Die Studie hat einen Umfang von rund 130 Seiten und enthält ca. 150 Abbildungen und Tabellen.

Über Goldmedia:

Goldmedia GmbH Media Consulting & Research berät seit 1998 nationale und internationale Kunden im Medien-, Entertainment- und Telekommunikationsbereich. Das Serviceangebot umfasst Wettbewerbsanalysen, differenzierte Prognosen und Hochrechnungen sowie Strategieberatung und Implementierung. Ende 2004 wurde die Goldmedia Sales & Services GmbH neu gegründet. Die Gesellschaft unterstützt Medienunternehmen bei der Analyse komplexer Verkaufsprozesse, berät in Fragen der Strategieplanung und erarbeitet Verkaufs- und Vertriebskonzepte.