Spielbank Wiesbaden: Aus dem Tagebuch eines Turnierdirektors: „Tour de Mille“, Main Event Tag 1

Ich mag den geneigten Leser nicht schon wieder mit meinem, auch heute am Freitag wenig spektakulären, Tagesstart langweilen … das Frühstück war befriedigend, die Zeitung schnell gelesen, was blieb, war die Spannung: Wird der Main Event heute voll? Schließlich hatte ich ja gegenüber der Chefetage den Mund (wie immer) ziemlich voll genommen.

Am Nachmittag meldeten sich noch ein paar Kurzentschlossene und langsam füllte sich das Turnier. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch guter Dinge. Also ab unter die Dusche und dann in Richtung Casino. Bis ich in der Spielbank bin, sind die letzten der heute 70 Plätze verkauft … so dachte ich, fröhlich vor mich hin pfeifend. Tja, wie man sich täuschen kann, letztendlich wurden es doch nur 67 Spieler, nicht ausverkauft!

Woran hat’s gelegen? Da ist zum Einen Khiem, der mich diesmal schnöde im Stich gelassen hat … stacked er doch immer ein paar Spieler. Und zum anderen die nicht unerhebliche Konkurrenz in Prag, wo sich die EPT-, WPT– und Eureka-Turniere die Klinke in die Hand geben.

Aber trotzdem bin ich zufrieden, wir haben eine schöne Kulisse, ein stattliches Preisgeld von 67.000 Euro und trotz des recht hohen Einsatzes eine gute Stimmung. Das Turnier läuft reibungslos, Sepp und seine Mannschaft spulen das gewohnt souverän ab … das Konzept steht! Also kümmere ich mich ums Tagesgeschäft, auch die anderen Tische in der Spielbank sind gut besucht – die Hütte ist voll! Ab und an mal einen Blick aufs Turnier riskiert, alles läuft ruhig. Heute spielen wir runter bis 30 Spieler, ich schätze mal, das wird gegen 2 Uhr sein. Aber heute scheine ich ja wohl mit Allem falsch zu liegen … um 1:15 Uhr tönt Sepps sonore Stimme: „Kein Spiel mehr an den Turniertischen“. Schnell waren die Stacks eingetütet – und genauso schnell war auch der Sepp verschwunden. Ich glaub, der gönnt sich irgendwo ein Weißbier! Lass es Dir schmecken!

Auch ich kann gehen. Noch schnell ein paar Formulare ausgefüllt, ein wenig Small-Talk und dann lass ich’s gut sein für heut. Morgen steht das Finale an, ich bin gespannt auf gutes Poker … ich werde berichten … gute Nacht!

„Tour de Mille“, Main Event Tag 2

Erschöpft, aber glücklich: Der Sieger Andreas Hafner und Runner-Up Jörg Peisert
Erschöpft, aber glücklich: Der Sieger Andreas Hafner und Runner-Up Jörg Peisert
Samstagmorgen – und ich hab nix zu tun (darf ich meinem Chef gar nicht sagen, ich tu immer so gestresst). Also Zeit für mich, ein wenig zu relaxen, Hemden bügeln (meine Putzfee war zu „beschäftigt“), Fussball schauen … nix Besonderes halt. Ah, Moment, eine witzige Episode hab ich noch: So gegen 14 Uhr ruft ein sehr spät Entschlossener an und fragt mich, ob er noch in den Main Event einsteigen könne. Ich wittere natürlich gleich einen gefakten Anruf eines Radiosenders und antworte betont launig: In einen Flug nach Las Vegas können Sie ja auch nicht mehr einsteigen, wenn der Flieger schon über dem Atlantik ist“. Nun, es war kein Fake, und nachdem das geklärt war, haben wir beide herzlich gelacht.

Gegen 17:30 mach’ ich mich auf den Weg, die drei Finaltische laufen schon, aber das bekommt der Sepp leicht hin und ich steh ja doch nur im Weg! Als ich ankomme, haben die Ersten schon das Feld geräumt. Trotzdem ist uns klar, das wird ne lange Nacht: Der Finaltisch wird ein Average von 150.000 sehen, das verheißt sehr lange taktische Phasen!

Wenn ich mir so die „Locals“ anschaue, dann trau ich dem „Käpten“ heut irgendwie so Einiges zu! Aber der rennt doch tatsächlich mit A♦ K♦ in das „Monster“ D3 (was dann natürlich Fullhouse macht) und verliert einen Großteil seiner Chips. Er kann sich zwar an den Finaltisch retten, aber es reicht dann letztlich nur zu Platz 8. Und da ist auch noch Patita, bereits runter auf 3.000 Chips, na, das wird wohl eher nix mehr! Er hatte am Vortag schon einen starken Laydown mit geflopptem Set Asse gemacht, aber irgendwie hat er kein Glück. Aber Pech ist halt auch keine Einbahnstraße und er kämpft sich zurück ins Turnier – gut gespielt.

Gegen 22 Uhr steht der Finaltisch – die taktische Schlacht beginnt! Mitten drin Jörg Peisert, (WSOP Bracelet-Winner 2009), dessen Lieblingshand wohl D3 ist. Und er dominiert das Geschehen. Nicht, dass wir uns da falsch verstehen, D3 gehört eher nicht zur oberen Range der Pokerhände, es war ein „Move“ und der hat, wenn auch glücklich, funktioniert. Peisert spielt stark, immer gelassen, immer konzentriert … eine gewaltige Performance! Chapeau!

Für Patita reicht es zum 4. Platz, den hatte ich ihm bereits am Mittwoch prophezeit – ganz ernsthaft. Naja, allerdings für ein anderes Turnier. Aber auch er wurde ein Opfer des „Terminators“ Peisert, wenn auch denkbar knapp. Kopf hoch, das war prima … „bon chance“.

Zu dritt tobte es dann noch lange hin und her und wir richteten uns auf ein spätes Ende ein. Gerade wollte ich mir in der Kantine einen Kaffee genehmigen, als der Sepp durchklingelte … Peter Pan war auf Platz 3 raus und nach kurzem Überlegen hatten sich dann Andreas Hafner und Jörg Peisert auf einen Deal geeinigt. Wow, kurz vor zwei … da winkt ja doch noch ein schönes Gläschen „Lugana“.

Die Kür erfolgreich abgewickelt geht mein Blick auf das morgige Schaulaufen … den 500er Deepstack. Ich denke, das wird voll und für mich werte ich diese Woche schon mal als „gelungen“. So, jetzt aber los, der Lugana wird warm“. Bis morgen!

Die Gewinner des Turniers:

1.Andreas Hafner (D)17.600,- € Deal
2.Jörg Peisert (D)16.570,- € Deal
3.Peter Pan8.710,- €
4.Patita6.030,- €
5.Willi Hartmann (D)4.690,- €
6.Tuncay Tutus (D)4.020,- €
7.Hr. Batmann3.350,- €
8.Kapitän2.680,- €
9.NN2.010,- €
10.Henry Gondorff (D)1.340,- €

Der Main-Event-Samstag (Freitag) in Zahlen:

  • 122 Pokerbegeisterte
  • 17:00 Uhr Teil II des Turniers
  • 1.000 € Texas Hold’em
  • 20.000 Start-Chips, Leveltime 40 Minuten
  • 30 (76) Turnierspieler
  • 3 (7) Turniertische
  • 67.000 € Preisgeldpool
  • 4 (5) Cash-Tables im Klassischen Spiel mit 5/5 (250) Omaha und 5/10 (250) TH
  • 2 PokerPro-Tische im Automatenspiel mit 1/2 (40-80)/Bad-Beat-Jackpot 19.685 €

Turnierleiter: Sebastian Richter